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Testbericht

Stefan Grundhoff, 16. Juli 2015
BMW überarbeitet seinen Dreier so dezent, dass man selbst auf den zweiten Blick kaum einen Unterschied sieht. Die Veränderungen sind nicht nur optisch überschaubar.

Die BMW-Verantwortlichen müssen sich der Qualitäten ihres Mittelklassemodells überaus bewusst sein. Anders sind die winzigen Auffrischungen beim 3er BMW zu erklären. Neben dem Basismodell gibt es nun mit den Versionen Advantage, Sport Line, Luxury Line und M Sport vier weitere Ausstattungsvarianten, die die Kunden anlocken sollen. Durchsichtiger wird die Auswahl dadurch nicht und die endlose Sonderausstattungsliste nicht dünner; insbesondere wenn man sich die Modellnomenklatur dazu nimmt. Sechszylinder gibt es bei den Benzinern zukünftig nur noch einen; das neue 326 PS starke Reihentriebwerk, das wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb verfügbar ist. Der BMW 330i ersetzt den 328er und er holt seine 252 PS unverändert aus dünnen vier Zylindern und klangschwachen zwei Litern Hubraum. Der BMW 318i würde sich vier Zylindern wünschen; muss seine 136 PS jedoch ab sofort aus schmalen drei Brennkammern herauspressen. Ob ein Normverbrauch von 5,1 Litern den Imageverlust rechtfertigt, muss die Kundennachfrage zeigen.

Das Modellangebot der 3er Diesel ist deutlich breiter. Den zwei Liter großen Commonraildiesel gibt es als 316d bis 325d mit einem Spektrum von 116 bis 218 PS. Die beiden Sechszylinder spielen als 330d und 335 mit 258 bzw. 313 PS auf. Selbst das Topmodell 335d xDrive mit Automatik soll gerade einmal spektakulär geringe 5,4 Liter Diesel verbrauchen. Die Volumendiesel 318d / 320d geben sich sogar mit rund vier Litern zufrieden. Eindrucksvolle Werte. Bleibt die Frage, ob BMW es mit der Sparsamkeit nicht etwas übertreibt und diese vor alles andere stellt. Zumindest bei den Benzinern gibt es neben den M-Varianten nur noch den 340i, der mit seinem zumindest im Sportprogramm sonor grollenden Sechszylindersound und 326 PS echte Emotionen weckt. Die Fahrwerksabstimmung ist in den verschiedenen Modi eine Klasse für sich, doch in den Programmen Sport und Sport Plus dürfte es durchaus noch mehr gesunde Härte, mehr Bissigkeit und Motorklang sein. Dass sich BMW das adaptive Fahrwerk bei allen Modellen mit 1.100 Euro extra bezahlen lässt, ist ein teures Vergnügen, das insbesondere Flottenkunden die Wahl erschweren wird.

Die 240 kW / 326 PS des 340ers schieben mächtig an. Die Achtgang-Automatik von ZF arbeitet dabei so perfekt, dass man keinen Gedanken daran verschenkt, zur manuellen Sechsgang-Variante zu wechseln oder zu hoffen, dass ZF hier beizeiten weitere Gangstufen nachlegt. Und in dieser Leistungsklasse gibt es gute Gründe, die üppige Motorleistung von 450 Nm Drehmoment zwischen 1.380 und 5.000 U/min obligatorisch mit einem Allradantrieb zu kombinieren. Der aufgeladene Dreiliter macht Laune, erlaubt jede Gangart und passt perfekt in den viertürigen Dreier. Doch wirklich spürbar sind die Unterschiede zum bisherigen 335i mit 306 PS nicht. Die Fahrleistungen sind mit 0 auf Tempo 100 in 5,1 Sekunden und der bekannt abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h nur marginal besser; der Durst reduziert sich mit 6,5 Litern (152 g CO2) dagegen deutlich. Selbst die optionale Allradversion kommt auf dem Papier mit weniger als sieben Litern aus.

So dünn sich die Veränderungen durch die neuen Leuchteinheiten und Schürzen außen offenbaren, so blass sind die Neuerungen auch im Innern. Trotz der harten Konkurrenz von Mercedes C-Klasse und dem Ende 2015 auf den Markt kommenden neuen Audi A4 gibt es nach wie vor keine elektronische Parkbremse und auch Komfortdetails wie klimatisierte Sitze oder Dämmglas bleiben größeren BMW-Modellen vorbehalten. Das bieten jedoch längst nicht nur die Premiumkonkurrenz, sondern auch einige Volumenmodelle. Xenonscheinwerfer haben ausgedient und so bedient sich der Dreier gegen Aufgeld bei den LED-Lichtern des Coupés. 990 Euro für die einfache LED-Variante und 1.790 Euro sind jedoch ein stolzer Aufpreis. Selbst bei den größeren Motor- und Ausstattungsvarianten ist nichts nennenswertes Serie.

Überhaupt muss man tief in die Tasche greifen, um seinen Traum-Dreier in einen kundengeneigten Zustand zu bekommen. In dem mindestens 45.950 Euro teuren BMW 340i ist außer dürren 17-Zoll-Alufelgen, Einparkhilfe und Tempomat nichts enthalten - das ist negativer Premiumrekord. LED-Licht dürfte dabei für die Kunden ebenso obligatorisch sein wie 18-Zoll-Alufelgen (ab 900 Euro), Klimaautomatik (650 Euro), Sitzheizung (ab 370 Euro) sowie Navigationssystem (3.200 Euro), abblendbare Spiegel (550 Euro) und die wichtigen Fahrerassistenzsysteme, die sich insgesamt auf fast 5.000 Euro summieren. Jedes Detail lässt sich BMW teuer extra bezahlen und wenn es schon keine animierten Instrumente gibt, dann hätte man zumindest den Navigationsbildschirm von 8,8 Zoll noch etwas aufblasen können.

Kauftipp dürfte nach wie vor der 190 PS starke BMW 320d xDrive bleiben, der mit sinngerechter Komfort- und Sicherheitsausstattung jedoch leicht die 50.000-Euro-Grenze knackt. Wer sich für einen Benziner entscheidet, kommt um den einzigen Sechszylinder im 340i mit seinen üppigen 326 PS nicht herum. Hier ist in der Realität unter 60.000 Euro nichts zu machen.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:Reihensechszylinder mit Turboaufladung
Hubraum:2993
Leistung:240 kW (326 PS) bei UPM
Drehmoment:450 Nm bei 1380 UPM
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2015-07-16

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