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Testbericht

Stefan Grundhoff, 7. Oktober 2014
Der sportlich-elegante Ruf des BMW 3er Cabrio ist trotz des Umstiegs auf das Klappdach seit den 80er Jahren unerschütterlich. Mittlerweile trägt er den Namen 4er und hat scheinbar offen wie geschlossen keine Schwäche mehr. Wirklich keine?

Wenn das Münchner Oktoberfest seine Pforten schließt, läutet sich nicht nur für die Münchner die kalte Jahreszeit ein. Auf den meist sonnigen Herbst folgt der Winter - doch kein Grund das Cabrio einzumotten. Dank Klappdach und optionalem Allradantrieb ist das BMW 4er Cabrio längst zu einer automobilen Pizza Quattro Stagioni geworden. Schmeckt immer und macht auch anspruchsvolle Fahrer satt. Auch wenn BMW seit Jahren das Hohelied des Downsizings trällert - wer einmal in einem 3er mit Reihensechszylinder gefahren und diesen genossen hat, verschwendet keinen Gedanken an die umtriebigen Vierzylinder 420i und 428i, sondern entscheidet sich ohne Umschweife für die Benziner-Idealbesetzung, die nach wie vor sechs Brennkammern verteilt auf drei Litern Hubraum in ihrem Vorderwagen beheimatet. Der mittlerweile turbobeatmete 435i leistet 225 kW / 306 PS - genau das rechte Paket, um dem eiligen 2+2-Sitzer trotz des Übergewichts von 1.825 Kilogramm Beine zu machen.

54.000 Euro sind ein strammer Preis für ein beeindruckend unspektakuläres Cabriolet, dessen Vorstellung jedoch derart beeindruckt, dass man das größere 6er Cabrio abgesehen vom V8-Klang kaum vermisst. Vorausgesetzt, man will nicht fahraktiv mit sich öffnendem Dach zu neuen Taten aufbrechen. Denn wer das träge Klappdach des BMW 4er Cabrios bei der Fahrt öffnen will, entlarvt eine der größten Schwächen. Der langwierige Öffnungsmechanismus funktioniert nur bis zu einer Geschwindigkeit von 18 km/h und bietet damit kaum mehr als die Bedienung im Stand. Gut, dass es auf dem Zubehörsektor Nachrüstrelais gibt, die die Dachöffnung bis zu 50 km/h ermöglichen.

Ansonsten sorgt der schicke Innenraum mit elektrischen Ledersitzen, seiner klaren Bedienung und Platz für 2+2-Personen für gute Laune. Im Fond können zwar nur eingeschränkt Erwachsene sitzen, doch viel wichtiger ist in dieser Klasse die umlegbare Rückbank, die das Durchladen von Skier, Boards oder anderen langen Gegenständen ermöglicht und den 4er so zum echten Ganzjahrescabrio macht. Perfekt gelöst: das zusammen gefaltete Windschott findet zwischen aufgeklappter Rückbank und Laderaum unsichtbar Platz; kostet aber Aufpreis. Bleibt nur die Frage, wie lange ein manuell ausklappbares Windschott heute noch zeitgemäß ist. Der Laderaum selbst fasst 370 Liter, die sich bei geöffnetem Dach auf schmale 220 Liter verringern. Die aufwendig konstruierte Ladehilfe ermöglicht das Be- und Entladen bei geöffnete Dach, macht dabei einen allzu wackeligen Eindruck und scheint schlicht entbehrlich.

Das bleibt jedoch fast das einzige, was im Alltagsbetrieb am 4,64 Meter langen BMW 435i Cabrio auszusetzen ist. Der macht mit seinem straffen, aber nie zu harten Fahrwerk im herbstlichen Deutschland ebenso viel Spaß wie auf Teilen der sonnenüberfluteten Route 66 in den USA. Wer sportlich cruisen will, ist in dem anwählbaren Komfortmodus gut unterwegs. Die Lenkung ist vorbildlich, die Bremsen bissig und wäre da nicht das üppige Leergewicht von über 1,8 Tonnen, wäre der offene Bayer eine noch größere Spaßmaschine, die sich die kalifornischen Bergstraßen emporwindet. Mindestens ebenso perfekt: die exzellent abgestufte Achtgang-Automatik (2.150 Euro), die so dezent im Hintergrund arbeitet, dass man ihre Gangwechsel kaum bemerkt. Die Fahrleistungen bieten dabei exakt das, was man von einem offenen Mittelklassecabrio mit sportlichem Anspruch und Sechszylinder erwartet.

0 auf Tempo 100 schafft der offene 435er in 5,6 Sekunden und bei 250 km/h wird dem engagierten Tatendrang elektronisch ein Ende gesetzt. Dank des Turboladers bietet der drei Liter große Reihensechszylinder zwischen niedrigen 1.200 und üppigen 5.000 U/min ein maximales Drehmoment von 400 Nm auf, das sportliche Zwischenspurts und kraftvollen Durchzug garantiert. Wer sich für das empfehlenswerte Automatikgetriebe entscheidet, schont seinen linken Fuß, das rechte Handgelenk, Nerven im Stau und reduziert ganz nebenbei den Verbrauch um einen halben Liter. In der Praxis gab sich das BMW 435i Cabrio mit 9,6 Litern zufrieden; zwei Liter mehr als die Werksangabe und in dieser Leitungs- und Gewichtsklasse allenfalls gerade noch akzeptabel. Neben Bremsenergie-Rückgewinnung spart insbesondere der Segelmodus im Eco-Fahrbetrieb, der beim Fuß vom Gas den Antriebsstrang entkoppelt.

Auch wenn hier gespart wird, bleibt das BMW 435i Cabrio ein teures Vergnügen, denn für den Basispreis von 54.000 Euro gibt es allenfalls eine akzeptable Grundausstattung. Neben den beliebten Ausstattungslinien zwischen 3.300 und 3.900 Euro Aufpreis drücken verschiedene Pakete und sinnvolle Sonderausstattungen wie das exzellente Navigationssystem inklusiv Vernetzung, LED-Scheinwerfer oder Windschott den Preis problemlos über 70.000 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2014-10-07

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