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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. Juli 2019

Kaum ein Roadster aus den letzten Jahrzehnten präsentiert sich derart spektakulär wie ein BMW Z8. Der offene Doppelsitzer sieht nicht nur betörend schön aus; sein Antrieb macht ihn zu einem geradezu perfekten Wochenendbegleiter.

Wer in den internationalen Gebrauchtwagenbörsen nach dem offenen Traumwagen sucht, bekommt beim Stöbern nach einem BMW Z8 schneller als erwartet eiskalte Schauer auf Rücken und Stirn. Der Luxusroadster, der die internationale Automobilwelt zum Jahrtausendwechsel nicht nur mit seinem grandiosen Auftritt in "James Bond 007 - die Welt ist nicht genug" mit Pierce Brosnan am Steuer in Verzücken versetzte, kostet mit akzeptabler Laufleistung leicht und locker 200.000 Euro. Gute Exemplare mit wenig Kilometern lassen einen bei fast 300.000 Euro dem Taumel verfallen, während US- oder Japan-Modelle mit mäßiger Wartung und lückenhafter Historie immer noch für rund 150.000 Euro oder Dollar angeboten werden. Damit liegt der BMW Z8 im Preismittel auf dem doppelten Niveau seines Neupreises, der seinerzeit bei rund 235.000 D-Mark lag. Am Ende seiner Produktionszeit war er sogar um einiges günstiger, denn es ist nicht so, als wäre der Z8 seinerzeit ein echter Bestseller gewesen. Die rund 5.700 produzierten Zweisitzer betörten zunächst, schreckten mit ihrem Preis und den zu erwartenden Wartungskosten jedoch trotz obligatorischem Hardtop auch viele Kunden ab. Gerade in den USA wurde der Beau daher 2003 / 2004 mit nennenswerten Rabatten angeboten. Wer damals zugeschlagen konnte, hat einen echten Deal gemacht.

Heute sieht die Welt anders aus, denn der BMW Z8 ist begehrter denn je. Dabei bietet er an sich nicht viel mehr als ein vergleichbarer Mercedes SL. Der wird aus ähnlichem Baujahr gerade in der Generation R 230 für 15.000 bis 20.000 Euro angeboten und selbst gute Modelle des Topmodells SL 55 AMG mit dem satt brabbelnden Kompressor-V8 liegen kaum ernsthaft über 35.000 Euro. Das Geheimnis des Z8-Erfolges liegt nicht zuletzt an der vergleichsweise kleinen Stückzahl, dem spektakulären Design und einem einzigartigen Antriebspaket. Seinerzeit war BMW mutiger denn je und implantierte dem offenen Roadster das Beste, was man im Konzern zu bieten hatte: den grandiosen Fünfliter-V8 aus dem BMW M5 und machte die Symbiose aus hoch drehendem Saugmotor und knackiger Sechsgang-Handschaltung unsterblich. Die Preise dümpeln jedoch auch deshalb in einst ungeahnten Höhen, weil BMW der Mut verließ und es nie einen Nachfolger gab. Man brachte blasse Luxuscabrios wie den 6er und die deutlich kleineren M-Roadster von Z3 und Z4. Beides echte Sportskanonen, jedoch ohne jeden Luxusanspruch oder gar Exklusivität. Mittlerweile ist bei einem allemal prächtigen BMW Z4 neuester Bauart sogar die M-Version gestrichen und das Modell wurde nur umgesetzt, weil man mit Toyota einen Kooperationspartner fand, mit dem man sich die Kosten teilte und der bei Magna Steyr in Graz extern produziert wird.

So bleibt der BMW Z8 der Bauart E52 ein 294 kW / 400 PS starker Luxusroadster aus Zeiten des automobilen Überflusses, als ein paar Millionen mehr oder weniger Entwicklungskosten im Hause BMW für ein wahres Imagemodell keinerlei Rolle spielten. So wandelte man ein Stück gar auf den Spuren des legendären BMW 507, von dem sich der elegante Z8 ein paar kleine Designelemente entlieh, jedoch nicht zu einem derartigen wirtschaftlichen 507-Desaster wie in den 50er Jahren wurde. Die Gefahr war den BMW-Verantwortlichen Mitte der 90er Jahre durchaus bekannt und so wussten von dem Projekt mit der internen Bezeichnung Z07 lange Zeit kaum mehr zwei Handvoll von Leuten, ehe er auf der Tokio Motorshow einen glanzvollen Auftritt als Studie feierte die Realität werden sollte.

Wer heute einen BMW Z8 besitzt, kann sich glücklich schätzen und eine wochenendliche Tour über die Alpen lässt einen der Welt weithin entrücken. Wenn es tags wie nachts über die Pässe Richtung Österreich, Schweiz und Italien geht, schwinden einem bei Einkuppeln wie Ausdrehen der Gänge die Sinne und man spürt, dass der Z8 jeden Euro seines opulenten Preises wert ist. Die grandiosen Aussichten am Comer See genießen, dazu turbulente Cernobbio, am spätabendlichen Ufer geht es entlang Menaggio, Cremia, Gravedona bis einen die Fahrt über autoleere Straßen in düsterer Nacht Richtung Chinavenna führt; ein italienischer Grenzübergang Richtung Schweiz, der einst gerne einmal des Nachts ohne näheren Hinweis seine Pforten Schloss. Mittlerweile wird der Regen stärker und das elektrische Stoffdach zieht sich auf Knopfdruck etwas mühsam über das nasse Haupt des Piloten. Nur um ihm zu zeigen, dass der BMW Z8 auch geschlossen eine gute Figur macht. Über den rutschigen Maloja Pass geht es mit ausschwenkendem Heck hinauf nach Sankt Moritz, wo am Wegesrand auch im Juni noch letzte Schneeflecken blitzen, während der bollernde V8 die Schweizer Nachtstille genießt und das überforderte Soundsystem sich selbst überlässt. Nicht einmal eine Handvoll Autos begegnen einem auf der Bundesstraße 27 Richtung Nordosten ehe es über Pfunds und Landeck in schnellem Galopp ins noch dunkle Inntal geht, und die Nacht ihren Schrecken verliert. Als sich der Z8 zu den letzten Bergpassagen Richtung Garmisch hinauf- und herunterwindet, spielt auch das Wetter wieder mit und längst weht auch der Wind stürmisch durch den Innenraum, da sich die stramme Stoffmütze wieder hinter die beiden Lederstühle verzogen hat.

Das Aufsehen, dass der Roadster genießt, ist allenthalben groß - selbst bei der frühmorgendlichen Einfahrt nach München. Er hat eben jene zeitlose Eleganz, die vielen Sportmodellen fehlt und der bullig bollernde V8 raubt einem nicht nur bei jeder Kehre in die Bergen die Sinne. Dabei ist der BMW Z8 alles andere als fehlerlos. Man kann darüber streiten, ob das grandiose Außendesign im ebenfalls puristisch gehaltenen Innenraum nicht deutlich abfällt. Fraglos gab es seinerzeit auch im Hause BMW bessere und bequemere Lederstühle als die, die im BMW Z8 letztlich verbaut wurden. Die Instrumente in der Mitte der Armaturentafel sind eine schlichte Fehlbesetzung, während die ein oder andere Oberfläche im Innenraum für eine derartige Schönheit auf einem entsprechenden Preisniveau gerne wertiger sein dürfte.

Trotz aller Leichtbaumaßnahmen und dem großzügigen Einsatz von Aluminium wiegt der 4,40 Meter lange BMW Z8 über 1,6 Tonnen, was man bei flotter Gangart in den Bergen allemal spürt. Jedoch zieht einen der 400 PS starke S62-Saugmotor mit fünf Litern Hubraum und seinen 500 Nm maximalem Drehmoment derart in seinen Bann, dass man über die Stößigkeit der Vorderachse, einen ungelenken Wendekreis und eine alles andere als perfekte Reifendimension hinwegsehen mag. Unten herum passiert beim Z8 ebenso wie beim Motorenzwilling BMW M5 wenig, doch wenn sich der Drehzahlmesser erst einmal über die 4.500-Touren-Marke gedrückt hat, gibt es kaum ein Halten mehr. Bis an die 7.000er-Grenze jubeln die acht Brennkammern und verwöhnen einen nicht nur mit beeindruckendem Klang, sondern auch entsprechenden Fahrleistungen. Wer es darauf anlegt, drückt den offenen Bayern gar über die 250-km/h-Marke. Schneller war nur der seltene Z8 aus dem Hause Alpina, dessen 4,9-Liter-Triebwerk an eine fünfstufige Getriebeautomatik gekoppelt war. Aber perfekt ist der BMW Z8 eben nur in der Originalbesetzung als Handschalter.

Quelle: Autoplenum, 2019-07-10

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