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Testbericht

Jürgen Wolff, 13. Oktober 2013
Hybridmotoren sind teuer - und deshalb vornehmlich in der automobilen Mittel- und Oberklasse zu finden. Bosch will das nun mit einem preiswerten System ändern.

Mit dem "Boost Recuperation-System" (BRS) wären die wichtigsten Funktionen eines Hybridantriebs auch in der Kompaktklasse finanzierbar. Das Prinzip ist simpel: Bosch liefert einen Generator, der für 48 statt der sonst im Auto üblichen 12 Volt ausgelegt ist und deshalb die vierfache Leistung bringt. Bei jedem Bremsen gewinnt dieser Generator Energie durch Rekuperation zurück und speist sie über ein eigenes 48-Volt-Teilbordnetz in einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 0,25 kWh. Bei Bedarf geht diese Energie wieder zurück an das BRS, das nun als Elektromotor wirkt. Über einen Riemen wird diese Energie dann in Antriebsenergie umgesetzt.

So kann verschafft das BRS dem Auto zum Beispiel eine Boost-Funktion, indem es kurzzeitig bis zu 150 Nm Drehmoment mehr zur Verfügung stellt - hilfreich vor allem bei Überholvorgängen und der Auffahrt auf die Autobahn. Rund 10 kW zusätzlich lassen sich so kurzfristig herausholen - also knapp 14 PS. Schon im Prototyp, der in einen VW Passat eingebaut ist, merkt man kaum, wenn BRS sich zuschaltet - kein Rucken, kein Stottern, nur mehr Vorwärtsdrang. Vor allem bei kleinen, aufgeladenen Motoren und aus niedrigen Drehzahlen heraus sorgt BRS für ein dynamischeres Fahrverhalten. Ist mit abgeschaltetem BRS der untertourig fahrende Passat kaum richtig aus den Puschen zu bekommen, so funktioniert das mit eingeschalteter Unterstützung problemlos.

Eine gute Hilfe liefert BRS auch als Erweiterung der Start-Stopp-Automatik. Das System schaltet schon beim Anrollen vor eine rote Ampel den Motor aus und nicht erst, wenn das Fahrzeug vollständig abgebremst ist. Ein Kick aufs Gaspedal startet den Motor wie üblich wieder - allerdings deutlich sanfter und vibrationsärmer als in den meisten Systemen heute. Vor allem bei Dieselmotoren soll sich der Komfort denn auch deutlich erhöhen.

Dazu ermöglicht BRS auch das "Segeln". Werden beim Ausrollen oder leichten Bergabfahren weder Gas- noch Bremspedal betätigt, schaltet sich der Verbrennungsmotor aus - der Wagen rollt allein durch seinen Schwung weiter, emissions- und geräuschlos. Sobald das Gaspedal betätigt wird, schaltet sich der Verbrennungsmotor ruckelfrei wieder ein - BRS dient auch als Anlasser. Während der ganzen "motorlosen" Zeit versorgt das 48-Volt-System die elektrischen Systeme wie Servolenkung oder Klimaanlage.

Die Entwickler bei Bosch gehen davon aus, dass sich so zum Beispiel bis zu 30% einer Stadtfahrt "segelnd" zurücklegen lassen. Die Spritersparnis ist denn auch erheblich: Rund 15% weniger Verbrauch und CO2 sollen es im DIN-Zyklus sein, rechnet man die im offiziellen Messverfahren nicht berücksichtigten Zeiten für das Boosten und Segeln hinzu, sollen es bis zu 25% sein.

"Sinnvoll ist BRS vor allem zur Unterstützung kleinerer Motoren mit bis zu vier Zylindern", sagt Ulrich von Buol, Produktmanager bei Bosch. Und es bringt nicht nur mehr Kraft und Benzinersparnis. Über das 48 Volt-Netz lassen sich auch eine ganze Reihe weiterer Systeme an Bord besser betreiben, bis hin zur Klimaanlage. Ein DC/DC-Wandler verbindet zudem das 48-Volt-Teilbordnetz mit dem herkömmlichen 12-Volt-Netz und liefert auch da zusätzlichen Strom. Weil der Bosch-Hybrid nicht mit den sonst bei Hybridantrieben üblichen hohen Spannungen betrieben wird, ist für seine Wartung auch keine spezielle Hochvolt-Ausbildung nötig - der Service in der Werkstatt also preiswerter.

Quelle: Autoplenum, 2013-10-13

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