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Autoplenum, 2014-03-28

Opel Adam R2 - Brüllen, beten und ein bisschen Sarrasani

Testbericht

Jürgen C. Braun/SP-X

Mit der Weiter-Entwicklung des Cup-Adam, des nunmehr 190 PS starken „Adam R2“ treten die Rüsselsheimer im professionell betreuten „Opel Junior Team“  bei der Rallye-Europameisterschaft und dem deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft an. Obwohl der Autor, wie ein Blick in den Ausweis belegt, keine Aufnahme mehr im „Junior Team“ finden wird, durfte er das Wettbewerbsfahrzeug aus der Rallye-EM auf einer Wertungsprüfung der Wartburg-Rallye bei Eisenach testen.



„Das Fahrwerk aus dem ersten Cup-Auto war so eine Art Eier legende Wollmilchsau, also für jeden Untergrund geeignet. Dieses Fahrwerk für den R2 ist individuell vielfältig einstellbar“, erklärt Rallyeprofi Horst Rotter, der an der Entwicklung des Fahrzeugs beteiligt war. Zunächst galt es, die „Verdosung“ des Piloten in den Käfig unter schlangengleichen Bewegungen vor zu nehmen. Meine erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgabe hätte wohl der Aufnahmeprüfung für den Zirkus Sarrasani zur Ehre gereicht.



Am frühen Morgen herrschen an diesem Tag am Rennsteig noch Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auf der Strecke ist leichter, angefrorener „Zuckerguss“. „Das wird leicht schmierig werden, wenn die Sonne erst mal herauskommt“, denke ich mir. Vor uns liegt die Wertungsprüfung (WP), ein ansteigendes Asphalt-Geschlängel mit scharfen Kurven. Den Aufschrieb für die abgesperrte Strecke, das so genannte „Gebetbuch“ des Rallyefahrers, haben wir bereits am Vorabend erstellt.



Die Service-Crew von Opel Motorsport hat im eigenen Zelt Station bezogen und den „R2“ mit dem entsprechenden Reifenmaterial ausgestattet. Den segensreichen Auswirkungen moderner Rallyetechnik sei Dank, habe ich den linken Fuß, der in der Regel zum Bedienen des Kupplungspedals vorgesehen ist, in Gedanken „abgeschnallt“ und bediene mich der bekannten Technik des sequenziellen  Getriebes. Was heißt: Gänge im Bruchteil von Sekunden rein knallen, das ultraleichte Pedal zurück schlagen lassen, und dann zerren 190 Pferdestärken an der Vorderachse. Es beginnt der Tanz mit Händen und Füßen, Multitasking an Pedalerie und am Volant.



Der Rallye-Adam schießt mit infernalischem Brüllen in die erste Bergaufpassage. Jetzt gilt es, Hände, Füße, und Kopf miteinander in Einklang zu bringen: Blick auf die Strecke, hören auf den Co, arbeiten am Lenkrad, reinknüppeln der Gänge, dazu ein gefühlter Cha-Cha-Cha auf den trocken geriebenen Pedalen. Auf dem Untergrund aus Asphalt, leicht angefrorenem Böschungsmatsch und schmierigen Passagen in der frühen Morgensonne, ist die Umsetzung unseres „Gebetbuches“ nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch eine Mutprobe. Das „Anstellen“ des Autos und das Schneiden der Kurven, der so genannte „Cut“, führt zu wildem Hüpfen und Schlingern unseres Sportgerätes. Nein, bei allem Ehrgeiz, ich merke: Fürs Junior Team reicht es nicht mehr. Und was, was ich vor vielen Jahren selbst mal aktiv im Rallyesport bewegt habe, war eine völlig andere Welt.



Für die Marke Opel ist dieses Rallyeprogramm ein wichtiger Baustein der Markenstrategie. Jörg Schrott, Motorsportdirektor des Hauses Opel, ist dementsprechend zufrieden: „Unsere Kundensport-Projekte wie der ADAC Opel Rallye Cup treffen den Zeitgeist und kommen gut an. Die Resonanz seitens Fans, Teilnehmer und Handel war überwältigend.“ Unsere auch. Und das auch morgens kurz nach Sonnaufgang am eiskalten Thüringer Rennsteig.



Zu Risiken und Nebenwirkungen frage ich meine Bandscheiben und allerlei andere, mehr oder weniger sinnvolle, durch geschüttelte Innereien…

Mit einem breit angelegten Motorsport-Programm auf der Rundstrecke und im Rallyesport will Opel nicht nur die eigene erfolgreiche Tradition beleben, sondern sich auch ein neues, jugendliches Image verschaffen. Wir konnten das Rallye-Auto fahren.

Fazit

Mit einem breit angelegten Motorsport-Programm auf der Rundstrecke und im Rallyesport will Opel nicht nur die eigene erfolgreiche Tradition beleben, sondern sich auch ein neues, jugendliches Image verschaffen. Wir konnten das Rallye-Auto fahren.

Quelle: Autoplenum, 2014-03-28