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Testbericht

Wolfgang Gomoll / Stefan Grundhoff, 25. April 2018

Die Auto China in Beijing ist dieses Mal mehr denn je ein Aha-Erlebnis: Die chinesischen Automobilhersteller haben mehr denn je dazugelernt, setzen auf Marke, Konnektivität und verbessern die Innenräume.

Bei den Markennamen sind die chinesischen Autobauer erfinderisch oder bemühen die Historie. "The Great Wall" wäre so ein Beispiel. Die Bezeichnung "Weltmeister" lässt dagegen wenig Raum für Interpretationen. Die Nummer eins ist das Ziel des Unternehmens WM Motors, das erst vor drei Jahren von Freeman Chen gegründet wurde. Das hauseigene Topmodell, frisch auf der Messe enthüllt, hat eine elektrische Reichweite von mehr als 600 Kilometern und soll umgerechnet knapp 19.000 Euro kosten. Drei Jahre sind für einen Autobauer nichts und noch vor zehn Jahren hätte man in Europa dröhnendes Lachen geerntet, wenn man behauptet hätte, in dieser Zeit ein Auto auf die Räder zu stellen. Dass es ein Unterschied macht, ein Fahrzeug zu präsentieren und es in nennenswerten Volumina zu produzieren, steht auf einem anderen Blatt. Doch auch da scheinen die Weltmeister auf einem guten Weg zu sein. Vor ein paar Wochen ging der SUV namens EX5 in den Chinaverkauf - für knapp 16.000 Euro gibt es ordentliches Design und 450 Kilometer Reichweite. Bis 2020 sollen drei weitere Elektromodell folgen.

Die Fortschritte, die die chinesischen Hersteller innerhalb der letzten 12 bis 24 Monate vollzogen haben, sind auf der Auto China für jedermann sichtbar. Das geht schon bei den Messeständen los, die sich deutlich professioneller präsentierten, als noch vor wenigen Jahren. Die Zeiten, in denen in jeder Halle eine Handvoll unbekannte Hersteller ebenso unbekannte Fahrzeuge präsentiert haben, gehören der Vergangenheit an. Ein paar Neulinge ohne Chancen auf Wiederkehr gibt es jedoch - gerade wenn die 50 prozentige Beteiligungsvorgabe fällt, dürfte sich der Markt bereinigen. Berylls-Analyst Dr. Jan Burgard: "Die Senkung der Investitionsbeteiligungsgrenzen ist eine logische Fortführung der Anhebung der Subventionshürden um die Industrie weiter zu bereinigen, sodass sich letztlich nur wenige, aber dafür starke Unternehmen im Markt durchsetzen werden." Derzeit existiert in China eine im Vergleich zu Europa, USA und dem restlichen Asien eine sehr große Zahl von Autoherstellern, wovon viele wie BYD, BAIC, SAIC, Chery, Geely oder Great Wall insbesondere als Joint Venture-Partner internationaler OEMs erfolgreich sind. Es ist davon auszugehen, dass eine zumindest partielle Öffnung gerade den kleinen chinesischen Herstellern das Überleben schwer machen wird.

Nachdem es in der letzten Zeit betont ruhig um Geely geworden war, gab es diesmal mehrere Neuheuten wie die neuen GE-Limousine. Mehr denn je wird es dabei um NEVs (Plug-In-Hybriden und Elektromodelle) gehen, die bis 2020 90 Prozent des Portfolios ausmachen sollen. Für Aufmerksamkeit sorgte auf der Messe die Crossoverstudie des Geely Icon, der einen Ausblick auf die Designlinie der Chinesen in den nächsten Jahren geben soll. So ganz haben die Chinesen der Kopiersucht noch nicht abgeschworen: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Mazda CX-5 drehte sich der MG X Motion im Scheinwerferlicht - selbst der rote Lack war fast identisch. Ob Range Rover oder Audi (Hanteng X5) - die europäischen Designkonzepte waren quer über die Messe verteilt, nur bisweilen unter anderem Namen.

Öffnete man noch bis vor kurzer Zeit die Tür eines chinesischen Messefahrzeugs, informierte die Nase schnell über den Entwicklungsstand der hiesigen Klebstoff- und Plastikindustrie. Das gehört beinahe vollständig der Vergangenheit an. Generell hat die Qualität der präsentierten Automobile deutlich zugelegt. In einigen der neuen Autos, wie dem Haval F5 als kleinen Bruder des Bestsellers H6 dominieren große zentrale Touchscreens, die von digitalen Rundinstrumenten flankiert werden. Die Konnektivität ist für den chinesischen Autofahrer ein entscheidendes Kaufargument. Deswegen kann der Bildschirm in der Mittelkonsole nicht groß genug sein. Dass das Cockpit im BAIC EX5 dem der soeben abgelösten A-Klasse, zum Verwechseln ähnlich sieht und die Armaturenbrett-Applikation aus einem Plastik Holzimitat, diesen Spuk als solchen enttarnt, zeugt vom großen Lernwillen hiesiger Ingenieure.

In China sind SUVs groß und werden die Limousinen bald als des Autofahrers liebstes Kind ablösen. Die Crossover sind in den Messehallen in Chinas Hauptstadt allgegenwärtig. Autos, wie der Haima S5 oder der Roewe RX warten dabei wie viele andere mit einem mächtigen Kühlergrill auf. Die Zahl der Elektrofahrzeuge ist dabei eher zurückhaltend. Jedoch hat fast jeder Hersteller sein Akkumodell im Gepäck und der ein oder andere bietet wie bei BAIC eine Vorrichtung zum Austauschen des gesamten Batteriemoduls, ähnlich, wie es Newcomer Nio plant. Diese wird der neue EU 5 noch nicht nutzen, der von einem 162 kW / 220 PS Elektromotor angetrieben wird. Der BYD Tang ist ein Biest von einem Plug-in-Hybriden: Das siebensitzige SUV soll die 100 km/h-Marke nach 4,5 Sekunden erreichen und rein elektrisch bis zu 80 Kilometer weit kommen. Für den Vortrieb sorgen 151 kW / 200 PS Zweiliter-Turbobenziner und zwei 108 kW / 147 PS Elektromotoren. Die Systemleistung beträgt rund 500 PS und ein maximales Drehmoment von 820 Newtonmetern. Das Design stammt vom Ex Audi-Mann Wolfgang Egger. Der Lifan 650 EV - Nachfolger des Lifan 620 - stand ebenfalls in Peking. Die 33 Kilowattstunden-Batterie soll die Stufenheck-Limousine rund 250 Kilometer weit bringen, allerdings schafft das Gefährt nur eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Deutlich ambitionierter tritt dagegen der JAC IEVA50 auf, der eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern haben soll.

Byton präsentiert auf der Peking Motorshow noch nicht das Serienmodell seines elektrischen SUV, verkündet aber eine enge Zusammenarbeit mit FAW. "Wir sind geehrt, in eine Partnerschaft mit FAW einzutreten", sagt Mitbegründer und Byton-CEO Carsten Breitfeld, "das hat bezüglich Volumen und Kostensenkung eine enorme Bedeutung für Byton, die es uns ermöglicht, qualitativ hochwertig zu produzieren." Das Serienmodell der sehenswerten Studie wird mit zwei Akkupaketen von 71 und 95 kWh sowie mit einer Reichweite von 400 und 520 Kilometern angeboten. Während das kleinere Akkupaket mit 200 kW / 272 PS und 400 Nm Drehmoment an einen Hinterradantrieb gekoppelt ist, wird die stärkere Version mit 350 Kilowatt und 710 Nm obligatorisch ein Allradler sein.

Quelle: Autoplenum, 2018-04-25

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