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Testbericht

automobil-magazin.de, 20. Januar 2010

Nicht am Wind, aber am Motor und Treibstoff sparen, wollten wir auf der 3.500 km-Sparrunde mit dem Coupé-Cabrio Chrysler Sebring 2.0 CRD. Dann wurde aus dem 2,0 Liter-Diesel und dem Sechsgang-Schaltgetriebe plötzlich ein V6 mit Automatik, da Kennzeichen D im Chrysler-Fuhrpark gerade nicht lief. Eine Sparrunde ohne Aussicht auf Sparsamkeit? Test: Chrysler Sebring Cabrio 2.7 Automatik.

Plus 80 mm Länge gegenüber der Sebring Limousine, fast 1,9 Tonnen auf der Waage, fast fünf Meter beliebtes Blech (der im US-Werk Sterling Heights/Michigan gebaute Sebring ist in den Staaten seit einer Dekade das erfolgreichste Cabrio) und dazu noch ein 2,7 Liter-V6 mit 60 Grad Zylinderwinkel, Vierventiltechnik und zwei obenliegenden Nockenwellen unter dem Regiment einer aus viel Sprit Weichheit zaubernden Sechsgang-Automatik? Der Verstand sagt sich: Du musst das regeln, sonst fliegen uns auf 3.500 km Teststrecke gehörig die Tankrechnungen um die Ohren.

Prämisse: nicht flotter als mit im Cabrio offen noch gemütlichen 120 km/h. Gestartet wird in Frankfurt und schön traditionell mit dem Zündschlüssel. Die fehlende B-Säule tut der Übersicht und die Schalter-Sparsamkeit der Bedienung gut. Allein die Taste des Bordcomputers auf der Mittelkonsole, in der Nähe der stillvollen Analoguhr, scheint dem Steuerrad doch etwas arg weit entrückt.
Mit dem abschließbaren Handschuhfach kann man etwas anfangen. Das geräumige zweivolumige Mittelfach mit weich bezogenem Deckel ist, da sich dieser bequem um 75 mm verschieben lässt, eine bequeme Ablage für den rechten Ellbogen. Die mickerigen Fächer in den Türen passen da nicht ins Bild. Die drei Röhreninstrumente, die über Tankinhalt, Wassertemperatur, Bordcomputer, Geschwindigkeit, Drehzahl und Automatikmodus informieren, sind nachts wunderschön beleuchtet, tagsüber unter bestimmten Lichtbedingungen aber nicht optimal ablesbar. Das fade Grau der Teilledersitze wirkt gerade im „Lebemann“ Cabrio etwas triste, bequem sind sie aber, da die Bein-, Kopf- und Schulterfreiheit Bestwerte im „D-Segment“ markieren. Und in einer schöneren Farbe gibt es sie ja auch: „Peeble Beige/Cream“.

„Cremig“ schnurrt der Sechszylinder. Mit dem seidigen und flüsternden V6 und dem schlafwandlerischen Wandler wird das mit viel Feinarbeit an Straßen- Wind- und Antriebsgeräuschen beruhigte Sebring CC zum traumhaften Gleiter. Bei Tempo 80 sind es stille 1.400 U/min. Mit dem Handschalten der oberhalb des Tageskilometerzählers eingeblendeten sechs Gänge („Autostick“), kommt auf kurviger Landstraße und in Richtung Maximalleistung von 186 PS bei 5.500 U/min mehr Leben in die Bude. Hier hält das Fahrwerk, bis auf die manchmal polternde Vorderachse, in Sachen Komfort, was die üppige Baulänge verspricht. Die Servolenkung spricht zwar flott und präzise an, dreht aber zu leichtgängig, um wirklich als sportlich zu gelten. Aber der Grenzbereich ist hier auch nicht das Ziel aller Wünsche.

Der wichtigste Schalter befindet sich links unter dem längs- und höhenverstellbaren Volant: der Verdeckschalter. Das bei Karmann entwickelte dreiteilige Hardtop verschwindet nun in beschaulichen 33 Sekunden – bei Platzregen kann dies eine Ewigkeit sein – elegant unter der Verdeckklappe. Genauso elegant fächelt vorne der Wind, der erst im Fond zum Orkan wird.

Das Verdeck lässt sich schon vor dem Einsteigen mit der Fernbedienung öffnen. Am besten sollte das bei laufendem Motor geschehen (wegen der naturgemäß endlichen Batteriekapazität). Die aufwendige, unter dem weichen Dachhimmel verborgene Dachhydraulik knarzt, wenn eine böse Spurrille hereintrommelt, manchmal. Ihr Zuhause erschließt eine schwergängige Kofferraumklappe, an der man sich beim Schließen oft schmutzige Hände abholt. Da sie wegen des relativ großen Dachs recht lang ausfällt, fallen auch am Sebring die Proportionen – CC-typisch – geschlossen „hecklastig“ aus. Und vorne kappt die stark angeschrägte Windschutzscheibe den Ausblick: 2/3 Sicht, 1/3 Scheibenrahmen. Man kennt das von anderen Coupé-Cabrios.

Wie den Rest Kofferraum nach dem Öffnen. Aus ziemlich üppigen 369 l werden, nachdem der zweiteilige Verdeckschutz eingehängt ist schmale 188 l. Genug für eine große Reisetasche plus Utensilien oder zwei Golftaschen. Zu viert reist man auf der Reise bei An- und Rückfahrt deshalb mit geschlossenem Dach. Oder mit wenig Gepäck. Bei der Reise zu zweit kommt die Rückbank allerdings als willkommene Kofferraumerweiterung zum Zuge.

Topausstattung gehört dazu. Klar, dass man die via USB-Port mit MP3-, WMA- und JPEG-Dateien fütterbare 20 Gigabyte-Festplatte mit 6,5 Zoll-TFT-Touchscreen (im Stand auch für Filme) und die Metallic-Lackierung auch im Topmodell 2.7 Limited hinzubestellen muss, aber das Reifendruckkontrollsystem ist ebenso Serie wie ESP und vier Airbags. Die serienmäßige Klimaautomatik sorgt dank des relativ kompakten Innenvolumens (vorne sehr großzügig, hinten etwas enger) selbst bei mehr als 40 Grad in praller Sonne innerhalb von ein, zwei Minuten für Wohlfühlklima. Eine genauso gute amerikanische Idee, wie die sich auf die Gemütsruhe des Fahrers schnell übertragende Gelassenheit von Motor und Automatik, ist der kühl- und beheizbare Getränkehalter (einer von vieren).

Und die Sparrunde ohne Aussicht auf Sparsamkeit? Der Galibier, der Gigant der Tour de France treibt den Verbrauch auf 11,4 l, der Berg- und Kreiselversaute Stadtverkehr von Cannes, Monaco und Genova raffen den Sparansatz dann vollends dahin (13,2 l). Schließlich klappt es aber dann doch noch: 8,5 Liter fließen auf der Süd-Nord-Querung der Schweiz alle 100 km Kilometer aus dem 63 Liter-Reservoir. Das erspart einem für einige Kilometer den unsäglich verbauten, fummeligen Tankdeckel und die Schrammen an der Hand oder den abgebrochenen Fingernagel. Und die Moral aus der Geschicht´: Fahr TDI, oder besser nicht. Der „CRD“ getaufte TDI mit 140 PS stammt von VW. Er würde es in jedem Moment für cirka zwei bis vier Liter Kraftstoff weniger tun. Aber was bliebe damit auf der Strecke? Die flüsternde Geräuschkulisse des V6, ersetzt durch einen zwar ökologischen, aber knorrigen und rustikalen VW-Motor.

Ohne Dieselaggregat verkörpert der Sebring die Union von 2+2 Coupé und Cabrio vom Charakter her, vom Raumeindruck und vom Fahrwerk her ziemlich überzeugend. In jedem Fall spart man theoretisch mit dem Coupé-Cabrio ein Auto, da das Winterauto absolut nicht mehr nötig ist. Auf der anderen Seite hat der Hersteller an einer Vertrauen bildenden Maßnahme gar nicht gespart: Chrysler gibt sechs Jahre „Sorglos Garantie“ auf das Sebring Cabrio.


(le)

Testwertung
3.0 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2010-01-20

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