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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. Dezember 2012
Nicht alle Autos lassen unser Herz jubeln. Viele Modelle sind schlichte Fortbewegungsmobile - praktisch, bezahlbar und mehr für den Kopf, als für das Herz. Man täte dem Dacia Lodgy Unrecht, ihn allein als Billigheimer für kühle Rechner zu bezeichnen, doch der Preis macht die lauteste Musik.

Einen wirklich geräumigen Familienvan für unter 10.000 Euro - wohl gemerkt als Neuwagen. Vor Jahren hätte einem das laute Lachen des Verkäufers in den Ohren geklungen oder er hätte einem gar den Vogel gezeigt - von welcher beliebig benennbaren Automarke er auch immer stammte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Wenn es günstig, nein, wenn es billig sein soll, macht Dacia die Musik. Die rumänischen Franzosen haben die Autowelt ein kleines Stück auf den Kopf gestellt. Fast alles ist möglich und bei allen Sparangeboten holt der Renault-Nissan-Konzern auch noch ausreichend Ertrag aus seinen Discountmodellen heraus. Die Konkurrenz grübelt und der Kunde frohlockt. Einen üppig dimensionierten Familienvan für 10.000 Euro - unglaublich - und natürlich das Lockangebot eines Billigmodells ohne Ausstattung und mit beschaulichen 85 PS. Wer sich für die beste Variante, den 107 PS starken Commonrail-Diesel des 1.5 dCi entscheidet, muss ein paar Scheine mehr auf den Verkäufertresen hinlegen. Doch es sind mit 15.490 Euro für den Dacia Lodgy 1.5 dCi 110 Laureáte noch immer wenig genug, um zahlreiche Gebrauchtwagen links liegen zu lassen. Von den Neuwagen eines Volkswagen, Ford, Opel oder Toyota einmal ganz zu schweigen.

Luxusdetails darf man auch in der höheren Ausstattungsvariante Laureáte nicht erwarten. Doch die Gurte lassen sich in der Höhe verstellen, von den dünnen Sitzen nur der vom Fahrer und im Fond befinden sich tatsächlich noch Fensterkurbeln. Die haben in einem Auto des dritten Jahrtausends ebenso wenig zu suchen, wie eine allzu lückenhafte Sicherheitsausstattung. Auch wenn die Crashergebnisse des Dacia Lodgy zuletzt nur überschaubar eindrucksvoll waren, so bietet zumindest die deutsche Version serienmäßig ESP, ABS, vier Airbags, Nebelscheinwerfer und Kopfstützen rundherum. Nicht viel um zu überzeugen, denn wer sich die windigen Bleche der Türen anschaut, kann nicht blind auf Seitenaufprallschutz und Crashzonen vertrauen. Seiten- oder Vorhangairbags für die zwei oder gar dritte Sitzreihe, die 590 Euro Aufpreis kostet, gibt es nicht. Auch beim Thema Assistenzsysteme wird der hoffentlich freundliche Renault- / Daciaverkäufer nur mit den Schultern zucken können und sich auf den Preis berufen. Hier hat der Lodgy nichts zu bieten. Wenn etwas Vertrauen einflößt, dann ist es noch das Äußere mit dem durchaus selbstbewussten Gesicht.

So dünn die Sicherheitsausstattung des Dacia Lodgy ist, so sehr kann sich das Platzangebot dem harten Wettbewerb stellen. Vorne sitzen auch groß gewachsene Personen vergleichsweise bequem und auch in der zweiten Reihe gibt es ein gutes Raumgefühl für zwei bis drei Personen. Nur als Notsitze zu verwenden sind dagegen die zwei Klappstühle in der Reihe dahinter. Wird die Sitzreihe Nummer drei als ebensolche genutzt, ist es mit dem Gepäckvolumen nicht mehr weit her: 207 Liter. Schon anders sieht es bei der normalen 2+3-Bestuhlung aus. Hier lassen sich in den Franko-Rumänen 827 Liter pressen - gigantisch. Wer die zweite Sitzreihe nicht zur Personenbeförderung nutzt, dem stehen mächtige 2.617 Lite zur Verfügung - noch Fragen? Da fallen selbst billige Befestigungshaken, fehlende Schlaufen und wenig schmucke Verkleidungen nicht mehr nennenswert ins Gewicht. Auch, weil es einige praktische Ablagen gibt, die die Fahrt mit Kind und ohne Kegel angenehmer werden lassen. Klasse: Für 430 Euro gibt es ein einfaches, aber ordentliches Bildschirm-Navigations- und Entertainmentsystem. Das kann zu dem Preis kein anderer.

Doch der 4,50 Meter lange Dacia Lodgy ist nicht allein ein Lademeister der preiswerten Liga. Er ist auch ein richtig gutes Auto, mit dem es Spaß macht, zu fahren. Der 1,5 Liter große Commonrail-Diesel ist genau der rechte, um schaltfaul unterwegs zu sein. 79 kW / 107 PS und insbesondere 240 Nm maximales Drehmoment bei 2.000 U/min sorgen für steten Vortrieb in allen Lebenslagen. Klar, wurde beim Dämmmaterial gespart, doch brummig und laut ist der Familienvan trotzdem erst ab 120 km/h. Niemand interessiert sich für die mäßige Abstimmung der Anti-Schlupf-Regelung beim Ampelspurt oder den Gefühlsausbruch 0 auf Tempo 100 in 11,6 Sekunden. Schon wichtiger und gerade noch ausreichend ist die Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h. Auf längeren Strecken sollte es nicht weniger sein. Der Normverbrauch von 4,4 Litern Diesel auf 100 Kilometern ist selbst bei zaghafter Fahrweise kaum machbar; mit nennenswerten Anteilen Innenstadt und Autobahn schon einmal gar nicht. Im Praxistest benötigte der Dacia Lodgy 1.5 dCi 6,3 Liter - bei kalten Temperaturen und mit Winterreifen.

Das Fahrwerk des gerade einmal 1,3 Tonnen schweren Fronttrieblers mit McPherson Federbeinen vorn und Verbundlenkerachse hinten profitiert von den weichen, aber nicht zu weichen Dämpfern und der angenehm direkten Lenkung. Schade, dass der Lodgy in Kurven allzu hungrig untersteuert. Notfalls greift das ESP ein. Die Sechsgang-Handschaltung: klasse und leichtgängig. Von wegen Billigheimer, der nur über den Preis geht. Damit täte man dem Lodgy und auch der Marke Dacia unrecht. Die haben sich vom reinen Billigheimer gemausert und bieten viel Auto für wenig Geld. Dass ein sinnvoll ausstaffierter Dacia Lodgy unter dem Strich dann doch kaum weniger als 16.000 Euro kostet, mag kaum überraschen. Der Unterschied zur Neuwagenkonkurrenz ist noch immer üppig.

Quelle: Autoplenum, 2012-12-11

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