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Autoplenum, 2010-03-19

Daytona Speedway - Der Star ist die Strecke

Testbericht

Stefan Grundhoff

Nicht jede Rennstrecke hat etwas derart Mystisches. Da gibt es die
Nordschleife, den Stadtkurs von Monaco oder das
Hochgeschwindigkeitsoval von Daytona. Der Kurs an der Küste Floridas
gilt als Mekka des Motorsports; nicht nur bei Amerikanern.

Die Sonnenregion rund um Daytona hat im nicht enden wollenden
Sommer einiges zu bieten. Doch es gibt schmuckere Ecken in Florida und
so lockt Daytona Beach das Jahr über in erster Linie zigtausende von
Motorsportfans an. Für Rick, Bedienung in einer Sportsbar am
International Speedway Boulevard, ist die Rennstrecke sein Leben. Ein
Tag ohne heulende Motoren und gewaltige PS-Boliden ist für den
46jährigen ein verlorener Tag. So wie Rick denken viele in dieser Region.
Zwar hat die Rennstrecke nicht den Namenszusatz „grüne Hölle“ oder ein
nahezu unerlernbares Kurvengeschlängel von mehr als 20 Kilometern,
aber geht es um weltbekannte Kurse, steht Daytona kaum hinter dem
Nürburgring. „Ich war noch nie in Deutschland“, erzählt Rick, „würde ich
aber gerne einmal sehen. Und ein paar Runden auf dem Nürburgring
wären das größte. Daytona und Nürburgring erleben – das wäre ein
Traum.“

Der Amerikaner weiß nur wenig von den rund 80 Rennkurven der
Nordschleife und nichts vom widerspenstigen Wetter in der Eifel. Mit
seinen verwaschenen Bermuda-Shorts und den offenen Schlappen käme
der 46jährige selbst im Sommer am Ring nicht weit. In der Racebar
gegenüber der traditionsreichen Rennstrecke von Daytona ist heute nicht
viel los. Der Saisonhöhepunkt, die 24 Stunden von Daytona sind ebenso
vorüber wie das Nascar-Rennen der Daytona 500. Zu beiden
Großveranstaltungen kommen die besten Rennfahrer der Welt, um sich
unter der Sonne Floridas im harten Wettkampf zu messen. Die treuesten
Fans kommen ebenso – sogar aus Europa und Asien. Schließlich ist der
Daytona International Speedway in der Motorsportwelt seit Jahrzehnten
eine Legende.

Der Kurs bestehend aus einem Hochgeschwindigkeits-Trioval und einem
kurvigen Infield ist auf verschiedene Arten je nach Rennserie
kombinierbar. Auf den bunt getünchten Rängen finden mehr als 170.000
Zuschauer Platz. Innerhalb der Strecke gibt es Campingplätze und
tausende von Parkmöglichkeiten. Die Fans sind nirgends näher dran. Auch
am Präsidenten. Denn gerade der abgelöste US-Präsident George W. Bush
schaute in Amt und Würden gerne einmal bei den Rennen vorbei und ließ
während der Begutachtung der Startaufstellung gerne einmal seine Air
Force 1 über den Kurs donnern. In Sachen Showbiz macht den
Amerikanern eben keiner etwas vor.

Die Geschichte der Rennstrecke von Daytona beginnt Anfang der 50er
Jahre. Ähnlich wie in Europa erfreuen sich Autorennen auch in den USA
zunehmend großer Beliebtheit. Doch die geeigneten Strecken fehlen; so
fährt die Vorzeige-Serie Nascar seit Ende der 40er Jahre beispielsweise auf
alles andere als sicheren Straßenkursen – auch in Daytona. Nascar-
Gründer Bill France war daher einer derjenigen, der Bau des Daytona
Racetracks mit Hochdruck vorantrieb. Es sollte jedoch bis zum Februar
1959 dauern, ehe das erste Rennen im Surferparadies stattfinden konnte.
Seither werden Jahr für Jahr die Daytona 500, eines der
traditionsreichsten Nascar-Rennen der USA, auf dem Kurs ausgetragen.
Mit dem Speedway sind die Namen zahlreicher Rennfahrerlegenden fest
verbunden. So gab bei der diesjährigen Auflage der „Rolex 24 Stunden“
das amerikanische Rennfahrer-Urgestein Hurley Haywood seinen
Abschied. „Ich bin hier dieses Mal zum 37. Mal gefahren“, erzählt der
62jährige, „ich denke, es ist der rechte Zeitpunkt, um Schluss zu
machen.“

Hurley Haywood kennt den Daytona Speedway wie kein anderer. Fünfmal
hat er auf dem Hochgeschwindigkeitsoval von Daytona seine
Konkurrenten besiegt, daneben dreimal in Le Mans und zweimal in
Sebring gewonnen. Die Siege in anderen Klassen wie IMSA oder GT sind
ungezählt. „Insgesamt bin ich wohl mehr als 600 Autorennen gefahren“,
lacht er, „oder ein paar mehr.“ Wer an Daytona denkt, dem kommt neben
Haywood auch Ausnahmerennfahrer Dale Earnhardt in den Sinn, der
nach 34 Siegen bei den 500 Meilen des Jahres 2001 tödlich verunglückte.

„Wenn ich Le Mans und Daytona vergleiche, muss ich sagen, dass es
schwerer ist, hier in Daytona zu gewinnen“, erzählt Haywood, „hier ist das
Spektrum der Fahrer breiter. Einige sind absolute Top-Profis aus den
besten Rennserien der Welt wie Nascar, Formel 1 und Indy. Andere sind
halbprofessionelle Fahrer und Gentleman-Driver, die sich in die Cockpits
von Prototypen- und GT-Klasse eingekauft haben. Dazu kommt diese
spezielle Strecke.“ Der Rennkurs in Daytona gehört neben dem
Nürburgring und dem Kurs von Le Mans zu dem bekanntesten und
spektakulärsten Rennstrecken der Welt. Bei den 24 Stunden von Daytona
gibt es eine 3,6 Meilen lange Mischung aus dem Hochgeschwindigkeitsoval
und dem kurvigen Innenkurs.

„Das sind an sich zwei komplett unterschiedliche Rennstrecken“,
unterstreicht Porsche-Werksfahrer und Daytona-Experte Jörg
Bergmeister, „überholen kann man fast nur auf dem Oval. Im Infield ist
kaum etwas zu machen.“ Material und Fahrer werden in Daytona wie
bei kaum einem anderen Rennen beansprucht. Besonders
materialraubend sind die Langstreckenrennen. Mit Vollgas geht es
stundenlang über die bis zu 33 Grad geneigten Steilkurven. „Anders als
in Le Mans gibt es in Daytona beim Rennen zwölf Stunden Dunkelheit“,
so Hurley Haywood, „in Le Mans sind es gerade einmal fünf. Man weiß
nie, was einen beim nächsten Überholmanöver erwartet. Man muss
seine Augen immer überall haben.“ Die aktiven Rennfahrerjahre sind
für den ehemaligen Weltklassepiloten Elford schon fast 40 Jahre her.
Doch nach Daytona kommt Elford immer wieder gerne. Er wohnt in
Fort Lauderdale schließlich nur ein paar Stunden entfernt. Vic Elford
kennt nicht nur in den USA jeder, der sich für Motorsport interessiert.
Der Brite gilt bis heute als der vielseitigste Rennfahrer der Welt.
Nachdem er zum Beispiel im Jahre 1968 die Rallye Monte Carlo
gewonnen hatte, siegte er eine Woche später bei den 24 Stunden von
Daytona. So etwas hat es bis heute nie wieder gegeben. Der Daytona
International Speedway ist eben ein Kurs für Legenden.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-19
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