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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 12. Mai 2021
SP-X/Bad Kreuznach. Alfa Romeo – der Name weckt trotz manchen modelltechnischen Verfehlungen in den letzten Jahrzehnten nicht nur bei italophilen Tedeschi immer noch große Gefühle. Mit Fahrzeugen wie dem Mittelklasse-SUV Stelvio oder der zeitlos-eleganten Limousine Giulia hat die Marke zudem seit einigen Jahren auch wieder zu ihrem Kurs gefunden, auch wenn sich das nicht unbedingt in großen Verkaufserfolgen niederschlägt. In Deutschland zum Beispiel fanden sich in den ersten vier Monaten des Jahres gerade mal rund 1.000 Alfisti, die sich auf eine Neuwagen-Liaison mit der Marke einlassen wollten.Am grundlegend positiven Image kann das wohl kaum liegen und die Qualität stimmt (mittlerweile) ja auch. Vielleicht ist Alfa Romeo ja nur ein wenig vom Bildschirm verschwunden. Wenn dies so wäre, könnte sie bald wieder auf diesem auftauchen. Denn das Sondermodell Giulia GTA und ihre noch etwas schärfere Schwester Giulia GTAm werden angesichts von Verkaufspreisen ab 173.000 Euro und einer Limitierung auf 500 Exemplare wohl kaum die Verkaufsstatistiken aufpolieren, wohl aber das Image.Dabei scheinen die reinen technischen Daten so spektakulär zunächst nicht zu sein. Im Vergleich zum zivilen Spitzenmodell der Baureihe, dem allradgetriebenen 2.9 Quadrifoglio, konnten oder wollten die Ingenieure gerade mal 30 PS mehr aus dem Sechszylinder pressen, allerdings sind die nun 540 PS auch keine Kleinigkeit. Das bei 2.500 Umdrehungen anliegende maximale Drehmoment von 600 Newtonmetern blieb sogar unverändert, die Fahrleistungen mehr oder weniger ebenfalls: Der GTA schafft die 100 km/h aus dem Stand in 3,8 Sekunden und damit nur eine Zehntel schneller als das Serienmodell, der konsequentere GTAm holt noch zwei weitere Zehntel raus. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 300 km/h angegeben, was zugunsten größeren Abtriebs und damit höherer Kurvengeschwindigkeiten sogar um 9 km/h unter dem normalen V6 liegt.Damit ist schon klar: Die Preissteigerung auf mehr als das doppelte des Listenpreises von 84.000 Euro liegt sicher nicht in diesen Zahlen begründet. Vielmehr hat Alfa auch an anderer Stelle großen Aufwand betrieben und aus einer wunderschönen Sportlimousine einen bissigen Racer für die Rundstrecke gemacht.Die zwei Hauptpunkte neben der auch durch eine Titan-Abgasanlage erreichten Leistungssteigerung heißen Gewicht und Aerodynamik. Um letztere zu optimieren will man sogar Synergien aus der Formel-1-Zusammenarbeit mit Sauber genutzt haben. Die Spur wurde hinten wie vorne um 5 Zentimeter verbreitert, Federn, Stoßdämpfer und Fahrwerkslager neu abgestimmt.Zudem ist der GTA mit 1.605 Kilogramm Leergewicht rund 75 Kilo leichter als das Serienmodell, die GTAm-Variante holt durch den Wegfall der Rücksitzanlage und den Einsatz von im Motorsport häufig verwendeten Polycarbonat-Kunststoff für die seitlichen und hinteren Fensterscheiben nochmals 25 Kilo raus. Motorhaube, Dach, Kardanwelle, Stoßfänger vorne sowie die vorderen und hinteren Kotflügelverbreiterungen sind aus Kohlefaser gefertigt, ebenso die Schalensitze. Zusammen mit einem Bündel weiterer Maßnahmen im Kleinen, kommt so das Mindergewicht von bis zu 100 Kilogramm zustande. Das Ergebnis: In der Giulia GTA muss ein PS 2,97 kg Gewicht bewältigen, beim GTAm sind es gar nur 2,93 kg.Was ein wenig nach Zahlenhuberei klingt, entpuppt sich auf der Rundstrecke als deutlich spürbar. Der von uns gefahrene GTAm, immer mit Überrollbügel und Sechspunktgurt ausgestattet, legt los wie die Feuerwehr, aber das ist keine Überraschung. Schon eher, wie groß der Unterschied zum ebenfalls allradgetriebenen, sehr sportlichen Serienmodell ausfällt. Der Über-Alfa imponiert mit einer spitzen, aber wahnsinnig exakten Lenkung, mit der sich das Fahrzeug spielerisch und neutral durch Kurven führen lässt. Das relativ geringe Gewicht macht sich vor allem beim Einbremsen in und Beschleunigungen aus engen Kurven positiv bemerkbar. Nur das Achtgang-Automatikgetriebe kann bei diesem Tempo nicht immer ganz mithalten.Das grandiose Handling hat natürlich seinen Preis. GTA und GTAm sind im Vergleich zum normalen Schwestermodell viel härter abgestimmt. Wer für die verlangten 173.000 bzw. 178.000 Euro diesen Alfa als Alltagsgerät nutzen will, muss nicht nur über ein gut gefülltes Konto - oder einen vertrauensvollen Banker - sondern auch über einen gesunden Rücken verfügen.Wobei die versprochene Limitierung auf 500 Exemplare, für beide Varianten, sogar ein gewisses Sammlerpotenzial verspricht. Andererseits wird man das Modell kaum mal wirklich im Straßenverkehr sehen, womit der erhoffte Imageschub für die Marke vielleicht doch nicht so groß ausfallen wird. Aber wie gesagt: Auch die normale Giulia ist eine schöne, elegante Limousine - und dazu noch vergleichsweise erschwinglich.Alfa Giulia GTA (GTAm) – Technische Daten:Fünftürige, viersitzige Sportlimousine; Länge: 4,65 (4,76) Meter, Breite: 1,92 Meter (mit Außenspiegeln: 2,02 Meter), Höhe: 1,40 Meter, Radstand: 2,82 Meter, Leergewicht: 1.605 (1.580) kg2,9-Liter-V6-Biturbo-Benziner; 397 kW/540 PS, maximales Drehmoment: 600 Nm bei 2.500 U/min, 0-100 km/h: 3,8 (3,6) s, 0-200 km/h: 12 (11,9) s, Vmax: 300 km/h, Normverbrauch: 10,8 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 244 g/km, Effizienzklasse: G, Abgasnorm: Euro 6dPreis: 173.000 (178.000) EuroKurzcharakteristik:Warum: feuriger Motor, fantastisches Fahrwerk, beeindruckende OptikWarum nicht: für den Alltag zu sportlich, für die Rundstrecke fast zu schade, teuer Was sonst: die normale Giulia 2.9 Q4 – zum halben PreisWann kommt er: ab sofort bestellbar, auf 500 Exemplare limitiertNicht auf alles, was Alfa in den letzten Jahrzehnten so angepackt hat, werden die Verantwortlichen heute noch stolz sein. Die schöne Giulia ist da auf jeden Fall eine positive Ausnahme. In den limitierten Versionen GTA und GTAm wird die klassische Limousine jetzt sogar zum Rundstrecken-Biest.
Fazit
Nicht auf alles, was Alfa in den letzten Jahrzehnten so angepackt hat, werden die Verantwortlichen heute noch stolz sein. Die schöne Giulia ist da auf jeden Fall eine positive Ausnahme. In den limitierten Versionen GTA und GTAm wird die klassische Limousine jetzt sogar zum Rundstrecken-Biest.

Quelle: Autoplenum, 2021-05-12

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