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Testbericht

12. Juni 2012
Zeltweg (Österreich), 13. Juni 2012
Donnernd schießt der Eurofighter über unsere Köpfe hinweg. Durchaus passend, denn es geht um Leistung, viel Leistung sogar. Der Düsenjäger für die Straße hört auf den Namen Audi RS 4 Avant.

Kombi statt Stufe Ein potenter Kombi also, doch warum keine Limousine, wie sie noch beim alten RS 4 den größten Verkaufsanteil innehatte? Hierzu heißt es, dass für die Freunde des starken Stufenhecks das technisch identische RS 5 Coupé bereitstehe. Zudem sei der RS 4 Avant "die RS-Ikone schlechthin": Audi-Fans werden sich an den 315 PS starken Avant RS 2 von 1994 erinnern. In Sachen Leistung hat sich seitdem einiges getan. Mit den bis zu 156.000 PS des Eurofighters kann der RS 4 Avant natürlich nicht mithalten, doch verstecken muss er sich auch nicht: Ein hochdrehender Achtzylinder sorgt für 450 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 430 Newtonmeter.

Nobler Frachter
Anders als in einem Kampfjet geht es im Innenraum des 4,72 Meter langen RS 4 Avant keineswegs spartanisch zu. Edles Leder trifft auf Chrom- und Kohlefasereinlagen. Fahrer und Beifahrer nehmen auf so genannten S-Sportsitzen Platz. Sie bieten exzellenten Seitenhalt, allerdings sind die integrierten Kopfstützen für Personen ab 1,90 Meter Körperlänge ein wenig zu kurz. Hinzu kommt, dass die Vordersitze für einen eher knappen Fußraum im Fond sorgen. Platz für eilige Fracht ist im Überfluss vorhanden, zwischen 490 und 1.430 Liter Gepäck passen in den Kofferraum. Immerhin 570 Kilogramm dürfen übrigens im Wagen platziert werden.

Einstellungs-Sache

Aber seien wir ehrlich: Nur wegen des großen Kofferraums werden die Fans kaum zum RS 4 Avant greifen. Also Hände ans griffige, unten abgeflachte Lederlenkrad und den Startknopf gedrückt. Mit einem Grollen meldet sich der turbolose 4.2 FSI zum Dienst. Bevor es losgehen kann, muss noch das so genannte "Audi Drive Select"-System eingestellt werden. Zur Wahl stehen die Modi Comfort, Auto und Dynamic sowie Individual. Sind das optionale einstelbare Sportfahrwerk und die so genannte Dynamiklenkung mit an Bord, stehen im Individual-Modus unzählige Kombinationsmöglichkeiten bereit: Lenkung weich, Federung hart oder doch lieber ungekehrt? Doch genug des Spieltriebs, was geben die vorgegebenen Abstimmungen her?

Oma mit Nachdruck
Im Comfort-Modus ist die Lenkung angenehm leichtgängig, grobe Fahrbahnunebenheiten werden weggefiltert. Allerdings bleibt das Abrollverhalten auch hier straff. Kurzum: Jetzt könnte den RS 4 Avant jede Oma fahren. Dazu passt das unauffällig arbeitende Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, eine Handschaltung wird gar nicht erst angeboten. Doch wehe, die 450 PS werden abgerufen. Ruckzuck fliegt die Tachonadel auf die 100-km/h-Marke zu, kaum länger dauert es in führerscheingefährdende Regionen. In Zahlen ausgedrückt: 4,7 Sekunden von null auf 100 km/h, nach weiteren 11,4 Sekunden fällt die 200er-Marke. Das maximale Drehmoment von 430 Newtonmeter steht zwischen 4.000 und 6.000 Touren bereit, ein Bereich, den der Fahrer im Comfort-Modus sogar physisch spürt. Bei besagten 4.000 Touren kommt es vor, als zünde der Audi den Nachbrenner, es presst einen mit Nachdruck ins Gestühl.

Radikal geschärft
Deutlich homogener beschleunigt der RS 4 Avant im Dynamic-Modus. Hier wechselt das Getriebe vom D- in den S-Modus und dreht die Gänge bis ans Limit von fast 8.500 Umdrehungen aus. Parallel dazu verhärtet die elektromechanische Lenkung spürbar, schon auf kleinste Lenkbewegungen sind Reaktionen feststellbar. Zu guter Letzt arbeiten die Stoßdämpfer in der höchsten Zugstufe, um das Ausfedern des Hecks zu minimieren. Damit liegt der RS 4 Avant zwar wie ein Brett auf der Straße, bietet aber auch ähnlichen Abrollkomfort wie ein Stück Holz, nämlich gegen Null gehend. Als guter Kompromiss aus Komfort und Sport bietet sich der Auto-Modus an, der sich dem Verhalten des Fahrers anpasst.

Ring-Renner

Seine wahren Stärken spielt der Dynamic-Modus des Audi RS 4 Avant bei einigen Runden auf dem Red-Bull-Ring im österreichischen Spielberg (nomen erst omen!) aus. In der hier gefahrenen Variante gesellt sich ein optionales Sportdifferenzial zum serienmäßigen Allradantrieb samt Kronenrad-Mittendifferenzial und radselektiver Momentensteuerung. In der Grundverteilung gehen 60 Prozent der Leistung an die Hinter- und 40 Prozent an die Vorderachse. Je nach Traktion können bis zu 85 Prozent ans Heck geliefert werden. Die Besonderheit des Sportdifferenzials: Es teilt die entstehenden Momente aktiv zwischen den Hinterrädern auf. Soweit die graue Theorie der Ingenieure, doch was bedeutet das auf der Piste? Weil der Asphalt von einsetzendem Regen immer feuchter wird, bleibt das ESP aktiviert, man könnte es bei Bedarf aber auch teilweise oder komplett ausschalten. Der elektronische Wächter hält sich angenehm lange zurück, sein Eingriff ist aber auch fast nicht nötig, so sicher liegt der gegenüber dem A4 Avant um 20 Millimeter tiefer gelegte RS 4 Avant auf der Strecke. Die aufpreispflichtigen Kohlefaser-Keramikbrensen sorgen bei Bedarf für brachiale Verzögerung.

Keine leichte Sache
Untermalt wird die Drehzahlorgie auf dem Red-Bull-Ring von Zwischengas-Sprotzeln beim Herunterschalten und einem dominanten V8-Sound. Wie auf den sprichwörtlichen Schienen lässt sich der RS 4 Avant um den Kurs treiben, dabei ist der Grenzbereich hoch angesiedelt. Er kündigt sich durch leichtes Übersteuern an, ein kurzer Gasstoß hilft bei der Stabilisierung des Wagens. Alles Paletti also? Nicht ganz: Speziell bei engen Kurven wollen die immerhin 1,8 Tonnen des RS 4 Avant mit Nachdruck in die Biegung gezwungen werden.

Wünsch dir was
76.600 Euro: Das ist nicht nur der Preis für etwas mehr als eine Flugstunde mit dem Eurofighter, sondern auch der Mindesteinsatz für den Audi RS 4 Avant. Zwar kommt das Ingolstädter Kraftpaket dank solcher Aufmerksamkeiten wie 19-Zoll-Alus, Xenon-Scheinwerfer, elektrisch einstell- und beheizbarer Vordersitze und einer Klimaautomatik nicht nackt daher, doch es ist noch viel Luft nach oben. Was darf es sein? 6.000 Euro für die Keramikbremse, 1.750 Euro für ein Navigationssystem oder 950 Euro für das Sportdifferenzial? In der Nische der leistungsstarken Mittelklasse-Kombis hat der RS 4 Avant freilich kaum Gegner zu fürchten. BMW bietet keinen M3 Touring an, von Mercedes kommt das T-Modell des 457 PS starken C 63 AMG zum Preis von 74.316 Euro. Etwas größer, aber auch deutlich stärker ist der Cadillac CTS-V Sport Wagon mit 564 PS für 82.570 Euro.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb permanent
Anzahl Gänge:7
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Benziner in V-Form mit Direkteinspritzung
Hubraum:4.163
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:8
Leistung:331 kW (450 PS) bei UPM
Drehmoment:430 Nm bei 4.000 - 6.000 UPM
Preis
Neupreis: 76.600 € (Stand: Juni 2012)
Fazit
Man mag sie für überflüssig halten, auch der Hersteller spricht von einem Nischenmodell. Doch die Kombination, die Audi mit dem RS 4 Avant auf die Räder gestellt hat, ist beeindruckend. Damit ist nicht ausschließlich die Leistung von 450 PS gemeint, sondern die Art, wie sie auf die Straße gebracht wird. Der RS 4 Avant beherrscht den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Extremsport auf der Rennstrecke fast perfekt. Dass sich Audi dieses Gesamtpaket auch üppig honorieren lässt, versteht sich da fast von selbst.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: auto-news, 2012-06-12

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