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Testbericht

Marcel Sommer, 28. November 2014
Auf der Essen Motor Show stehen zwar diesmal wieder echte Automobil-Premieren. Doch erholt hat sich die größte Messe Essens noch lange nicht.

Schon der erste Blick auf den Parkplatz vor dem großen Messegelände verrät: die Essen Motor Show residiert mal wieder im Pott. Vom 28. November bis zum 7. Dezember werden über 350.000 Besucher Kameralinsen und Kreditkarten zum Glühen bringen. Denn hier gibt es nicht nur was zu schauen, sondern vor allem viel zu kaufen. Vom vermeidlich lustigen Stoßstangenaufkleber bis hin zum Komplettauto im Wert eines Einfamilienhauses ist hier alles zu haben. Zwischen den zahllosen Ersatzteilen, die von ihren neuen Besitzern gern auf den Schultern quer durch die Hallen getragen werden, finden sich in diesem Jahr endlich mal wieder echte Fahrzeugpremieren.

Eine der seltenen Weltpremieren ist auf dem Skoda-Stand in der großen Halle 3 zu bestaunen. "Das Skoda Fabia R 5 Concept Car gibt einen ersten Ausblick auf unser neues Rallye-Fahrzeug", erklärt Frank Welsch, Skoda Vorstand für Technische Entwicklung. Gleich neben dem Konzeptfahrzeug hat der tschechische Automobilhersteller mit dem neuen Skoda Fabia Combi eine Deutschlandpremiere geparkt. Ebenfalls in der größten Halle der Essen Motor Show präsentiert Ford zum ersten Mal den neuen Mustang dem deutschen Publikum. Noch sportlicher geht es bei Mercedes zur Sache. Denn mit dem neuen AMG GT ist auch hier eine Deutschlandpremiere zu feiern. Der zweite von AMG komplett in Eigenregie entwickelte Sportwagen hat zwischen 462 und 510 PS. Beim Premiumkonkurrenten BMW ist das neue M4 Coupé zu sehen. Mit dem RCZ R steht der stärkste Serien-Peugeot aller Zeiten in Essen. Das 270 PS starke Coupé ist bis zu 250 Kilometer pro Stunde schnell. Daneben wirkt die Deutschlandpremiere des Peugeot 208 GTi 30th mit 208 PS fast schon untermotorisiert.

Noch sportlicher ist auf dem Abt-Stand in Halle 3 der RS6-R ausgestattet. Die Weltpremiere hat 730 PS. Wer jetzt glaubt, dass es kaum noch stärker oder teurer geht, der irrt gewaltig. Denn mit dem von Mansory veredelten Lamborghini Aventador LP700-4 können Besucher einen 1.250 PS starken Supersportler im Wert von 1,25 Millionen Euro bestaunen. Wesentlich schwächer, aber mit nun schon 245 Jahren auf dem Buckel rollte der Dampfwagen Fardier de Cugnot aus dem Besitz des französischen Verpackungsmillionärs Alain Cerf in die Ruhrmetropole. Dass der Nachbau sogar fahrfähig ist, zeigte er unter anderem auf der Retro-Mobile in Paris 2011.

Normalerweise gibt es in der Halle 11 jede Menge teure aber vor allem starke Fahrzeuge aus Bottrop zu bestaunen. Doch in diesem Jahr stehen da, wo seit fast 30 Jahren die Modelle aus dem Hause Brabus umzäunt um die Wette glänzten, Elektrofahrzeuge wie der BMW i3, der Kia Soul Ev oder Nissan eNV200. Natürlich gehören E-Fahrzeuge zur Zukunft des Straßenverkehrs, aber ein Tuning-Urgestein wie Brabus fehlt hier schon sehr. Und die Art und Weise wie die Zukunftsmobile dort platziert wurden, ist an Geschmacklosig- und Lieblosigkeit kaum zu übertreffen. Zudem hat sich der Brabus-Chef und gleichzeitige Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Automobil Tuner, kurz VDAT, Bodo Buschmann bei der Eröffnung der diesjährigen Essen Motor Show vom Geschäftsführer des VDAT Harald Schmidtke vertreten lassen. Der Grund: In Dubai und München laufen gleichzeitig wichtigere Automessen. Eines der Hauptprobleme in Essen.

Was nicht fehlt, jedoch zu Gehör- und Atemwegsproblemen führen kann, ist die Motorsportaktion in Halle 7. Wie jedes Jahr driften und rasen hier alte wie neue Modelle in einem kleinen Parcours um die Wette. Ohne das regelmäßige Öffnen der Hallentore wäre hier wahrscheinlich schon nach wenigen Minuten die Party zu ende. Echte Fans von heißen Öfen und qualmenden Reifen schreckt das natürlich nicht ab. Zur Belohnung können sie das Finale des Gymkhana Drift Cups 2014 live miterleben. Nicht minder ruhig aber dafür abgasfrei geht es bei der Sonderschau tuningXperience zu. Von leicht modifizierten Alltagsautos bis hin zum nicht mehr wiederzuerkennenden Dingen mit Rädern wird hier alles präsentiert.

Wer es aufgesetzt edel und für eine Tuningmesse deplatziert elitär mag, der ist beim Concours d‘ Elegance in der Classic Cars-Halle richtig. Die Sonderschau befasst sich in diesem Jahr mit dem Thema 80 Jahre Jaguar. Ein weiterer Höhepunkt ist die Sonderschau Formel 1 made in Germany. Anhand von rund 15 Fahrzeugen wird die Königsklasse des Rennsports dargestellt. Ob der Silberpfeil, in dem der legendäre Juan Manuel Fangio 1954 zum Titel fuhr oder das Weltmeisterauto von Sebastian Vettel aus 2010, die Palette ist prominent bestückt. Rund 20 Fahrzeuge komplettieren eine weitere Sonderschau, in der es rund um das Thema Automobildesign geht. Darunter befindet sich auch ein Zenvo ST 1. Mit 1.104 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 375 Kilometer pro Stunde ist er einer der schnellsten und stärksten Supersportwagen der Welt.

Quelle: Autoplenum, 2014-11-28

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