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Autoplenum, 2010-04-29

Expo 2010 Shanghai - Urbane Welt von morgen

Testbericht

Stefan Grundhoff

Wenn am kommenden Wochenende die Weltausstellung Expo ihre
Pforten öffnet, blickt die Welt nach Shanghai. Nie war eine
Weltausstellung größer, nie war der Aufwand gigantischer, mit dem eine
Weltausstellung vorbereitet wurde. Im Zentrum der bis zum 31. Oktober
dauernden Großveranstaltung steht die urbane Mobilität der Zukunft.

Lutz Engelke hat sich in den letzten drei Jahren ganz dem Thema Expo
verschrieben. Der Chef der Berliner Event- und Veranstaltungsagentur
Triad hat Shanghai in den letzten Monaten zu seiner zweiten Heimat
werden lassen. Triad hat den zentralen Pavillon „Urban Planet“ kreiert, der
auf der Expo zeigen soll, wohin die Reise der Weltbevölkerung in den
nächsten Jahren geht. „Auf der Weltausstellung werden bis zu 70
Millionen Besucher erwartet“, erklärt der gebürtige Ruhrgebietler, „das ist
eine gigantische Zahl. Immerhin fünf Prozent davon sollen aus dem
Ausland kommen.“

Wo würde eine Weltausstellung derzeit einen besseren Platz haben, als in
China und hier speziell in Shanghai? Kaum irgendwo anders auf der Welt
ist der Boom größer. China schwingt sich auf, zum wichtigsten Einzelstaat
der Welt zu werden. Wirtschaft, Bevölkerung, Zuwachsraten und
Megacities – nirgends ist der Boost größer als in Shanghai. Zentrales
Thema der Weltausstellung ist das Thema urbane Mobilität. So lautet das
Motto der Weltausstellung auch vielsagend „better city – better life“.

„Die Frage, um die sich alles dreht, wird sein, wie sich eine Stadt der
Zukunft organisiert. Bislang gibt es weltweit nur 27 Mega-Citys mit mehr
als fünf Millionen Einwohnern“, erläutert Lutz Engelke, „doch allein in
China werden in den nächsten 30 Jahren 400 Millionen Menschen vom
Land in die Städte ziehen.“ Die zentrale Frage dabei: wie regeln die
Menschen im Alltag von morgen ihre urbane Mobilität? Hat sich der
Besucher nach düsteren Zeiten im Urban-Planet-Pavillon erst einmal in
die „Road of Solutions“, einen Kreisgang rund um eine projizierte
Weltkugel, gekämpft, werden Themenkomplexe angesprochen und Fragen
gestellt. Doch die Antwort bleibt der „Urban Planet“ ebenso schuldig wie
große Teile der Expo. Denn außer zwei Elektro-Smarts als realitätsnahe
Möglichkeit der lokal emissionsfreien Fortbewegung innerhalb der Städte
gibt es wenig Neues zu bestaunen.

Die geplanten Elektrofahrzeuge von Renault-Nissan, ein Audi A1 etron
oder das BMW Megacity-Vehicle würden prächtig auf die Expo passen.
Doch auch wenn der bayrische MCV eine Woche vorher auf der
Automesse in Peking ein großes Thema war – konkretes gibt es aus
Shanghai kaum zu berichten. Dabei müht sich die Weltausstellung darum,
die urbane Mobilität von Übermorgen in das Messeumfeld zu
transformieren. So sind alle Fahrzeuge auf dem Messegelände rein
elektrisch unterwegs. Shuttles, Busse und U-Bahnen werden ebenso von
surrenden Elektromotoren bewegt wie Lieferdienste oder die Müllabfuhr.

„Das Thema Elektromobilität dürfte hier in zehn Jahren Standard sein“,
blickt Lutz Engelke auf Chinas Straßen und befürchtet eine fast schon
diktatorische Vorgaben im Herzen der riesigen Städte mit mehreren
Millionen Einwohnern. Doch wie sich die Menschen von übermorgen mobil
in diesen Städten fortbewegen werden, ist mehr als nebulös. Denn bereits
auf der vergangenen Weltausstellung im japanischen Aichi vor fünf Jahren
gab es dutzende visionärer Ideen mit elektrobetriebenen Klein- und
Kleinstfahrzeugen. Außer putzigen Bildern von musizierenden Robotern
oder fahrenden Eierschalen dürfte den meisten nicht viel im Gedächtnis
geblieben sein.

Überhaupt fällt auf, dass sich die Autohersteller im Vergleich zur Expo
2005 in Aichi bei diesem Großevent in China deutlich mehr zurückhalten.
Zwar hat der SAIC-GM-Konzern auf der südlichen Flussseite des Huangpu
sogar einen eigenen Pavillon, in dem mobile Einzeller gezeigt werden.
Unter dem Motto „Take a drive to 2030“ wird auf 6.000 Quadratmetern
gezeigt, wie die urbane Mobilität der Zukunft mit einem vernetzten
Elektroauto, dem „Electric-Networked Vehicle“, aussehen könnte. Zudem
gibt es das Saubermann-Doppel aus Chevrolet Volt und Chevrolet Equinox
mit Brennstoffzelle zu sehen. „Wir zeigen eine Vision vom Autofahren in
der Zukunft. Frei von fossilen Brennstoffen, ohne Emissionen oder
Unfälle“, so Kevin Wale, Präsident der GM China Group, „wir sind stolz,
dass wir hierzu die Lösungen in unserem Pavillon auf der Expo 2010
zeigen können.“

Das ungewöhnlichste Fahrzeug auf der Weltausstellung ist der SAIC Leaf,
der CO2 schluckt und ähnlich einer Brennstoffzelle in Vortrieb umwandelt.
Den Rest erledigen ein Solardach und ein Propeller. Technisch erscheint
das Ganze mehr unterhaltsam als zielführend. SAIC-Technik-Chef Liu
Qihua: „Wir hoffen, dass Mensch und Natur so bis zum Jahr 2030 eine
harmonische Koexistenz eingehen können.“ Im deutschen Pavillon blickt
der Besucher auf den VW E-Up und die BMW-Leichtbaustudie Gina. Doch
außer denen und den beiden Elektro-Smarts bei Lutz Engelke im „Urban
Planet“ gibt es wenig Innovatives zu sehen.

Im cineastisch unterhaltsamen französischen Pavillon zeigt Citroen mit
der Luxuslimousine des Metropolis, dass die automobile Zukunft nicht
allein von wenig emotionalen Ein- und Zweisitzern beherrscht werden
dürfte. Der französische Maybach verfügt neben opulenter Ausstattung
über Allrad- und Hybridantrieb – immerhin. Große automobile
Innovationen fehlen übrigens auch für die Fahrzeuge im Umfeld der
Messe. So sorgte Volkswagen, seit Jahrzehnten automobiles
Schwergewicht in China dafür, dass betagte Taxis gegen neue, gelb
lackierte Touran-Modelle ausgetauscht wurden. Doch die werden
vorrangig mit normalen Benzinmotoren betrieben. Hybridtechnik können
die chinesischen Expo-Besucher immerhin im Buick Lacrosse erfahren.
Das amerikanisch-chinesische Kooperationsunternehmen baute die
normalen Lacrosse-Modelle eigens für die Expo um.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-29
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