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Testbericht

Stefan Grundhoff, 26. Mai 2009
Der Chrysler 300C galt einst als Hoffnungsträger des US-Autobauers. Der Tourer ist noch immer ein Hingucker - und eine günstige Möglichkeite, in der Oberklasse abseits der Langeweile unterwegs zu sein.

Das Gesicht mit der selbstbewussten Kühlermaske hat auch Jahre nach seiner Vorstellung nichts von seinem Charakter verloren. Man schaut dem 300C in die Augen - immer wieder. Auch die lange Motorhaube und die Seitenlinie des Tourers sind nach wie vor sehenswert. Doch die Konkurrenz ist auch nicht untätig. Jüngst wurde mit der Mercedes E-Klasse ein direkter Konkurrent komplett neu aufgelegt. Audis A6 präsentiert sich zumindest aufgefrischt und Anfang kommenden Jahres startet der neue 5er BMW. Harte Zeiten, wenn man da die Schlagzahl der europäischen Konkurrenz nicht mitgehen kann. Doch nach Chryslers endgültiger Trennung von Daimler kann man erst einmal nicht mehr tun, als den 300C mit netten Kleinigkeiten im Gespräch zu halten.

Dabei orientiert man sich bei Chrysler nicht zum ersten Mal an den deutschen Wettbewerbern. Die bärenstarke Sportversion SRT-8 mit einem 425 PS-V8 gibt es seit längerem. Nun können sich auch Dieselkunden die optische Sportlichkeit des Kraftprotzes ins eigene Fahrzeug holen.

Was bei BMW das M-Paket oder bei Audi die S-Line, das ist im Hause Chrysler das SRT-Design. Damit glänzt der 300C Touring für ein Aufgeld von stattlichen 7.400 Euro mit 20-Zöllern, elektrischen Sportsitzen in Leder, Festplatten-Navigation, Schiebedach, Sportlenkrad und Carbonlook. Technisch hat sich beim 300C Touring CRD SRT-Design nichts getan. Er wird nach wie vor von dem bekannt guten, aber etwas in die Jahre gekommenen Dreiliter-V6-Diesel angetrieben. 160 kW/218 PS und 510 Nm maximales Drehmoment ab 1.600 U/min sind in dieser Liga standesgemäß. Ein Spurt von 0 auf 100 km/h in 8,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 230 km/h passen ebenfalls zur sportlichen Optik des Amerikaners. Doch die Fünfgang-Automatik könnte - nicht zuletzt wegen eines günstigeren Verbrauches bei höheren Geschwindigkeiten - mindestens eine Schaltstufe mehr vertragen. So lassen sich die versprochenen 8,3 Liter Diesel auf 100 Kilometern in der Realität kaum verwirklichen. In der Stadt ist unter 12 Litern kaum etwas zu machen. Eine Gesamtlänge von 5,02 Metern und ein Leergewicht von gut zwei Tonnen fordern auch in Zeiten von regenerativen Bremssystemen und Start-Stopp-Versionen eben ihren Preis - wenn man sie nicht nutzt. Im Durchschnitt verbraucht der Chrysler 300C CRD über zehn Liter.

Wer sich für die SRT-Version entscheidet, muss Komforteinbußen – insbesondere auf der Hinterachse – hinnehmen. Die könnte bereits mit dem serienmäßigen 18-Zoll-Radsatz ruhiger und agiler sein. Bei zwei Zoll mehr und Reifen im Format 245/45 R 20 wird das Komfortempfinden nicht besser. Mehr gefallen können die eng geschnittenen Sportsitze, die sich serienmäßig beheizen lassen. Doch fehlen beim 300C nach wie vor eine Reihe von Komfort- und Sicherheitsoptionen, die in dieser Klasse jeder sonst bietet. Keyless Go, Kniebags, Kurven-/Abbiegelicht, elektrische Heckklappe, Überholassistent, Abstandstempomat oder eine Sitzlüftung – beim neuen Jeep Grand Cherokee aus dem gleichen Konzern alles in Planung aber noch längst nicht in der Serienprodukten der drei Chrysler-Marken.

So relativiert sich auch der vergleichsweise faire Preis. 42.590 Euro für einen gut aufgestatteten Oberklasse-Kombi sind alles andere als teuer - insbesondere wenn man bedenkt, dass der Chrysler 300C meist mit kräftigen Nachlässen in den Markt gedrückt wird. Zudem gibt es sechs Jahre Garantie. Da kann man sich auch mit dem vergleichsweise schmal geschnittenen Innenraum und dem nur 772 Liter großen Ladeabteil anfreunden, das für die meisten Kombitransporte trotzdem locker ausreichen sollte.

Quelle: Autoplenum, 2009-05-26

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