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Testbericht

Sebastian Viehmann, 24. Januar 2008
Mercedes hat die C-Klasse ins Fitnessstudio geschickt. Mit breiten Schwellern und Powerdomes auf der Haube lässt der C 63 AMG die Muskeln spielen. Und bei 457 PS wird aus dem Spiel ein Asphalt fräsender Ernst.

Bahn frei für den Baby-Benz hieß es 1987: Der 190er machte als E 3.2 AMG Furore. Während der oft privat getunte kleine Mercedes dann regelmäßig als tiefergelegtes Taxi verspottet wurde, gab es bei AMG nur vom Feinsten. Der schwäbische Mercedes-Veredler gab dem Wagen 234 Pferdestärken mit auf den Weg. Der kleine Sternträger knackte aus dem Stand nach 7,7 Sekunden die 100 km/h-Marke. Ab 1993 kam die C-Klasse in den Genuss der AMG-Kur. Die Leistung kletterte auf 280, 306 und im Jahr 2004 schließlich auf 367 PS. Doch die Schwaben haben sich offenbar erst warm gefahren - denn der neue C 63 AMG hat 457 Pferdchen unter der Haube. Das ist allerdings weniger als der 6,2-Liter V8 in anderen AMG-Modellen leistet. Und Brabus hat schon auf Basis der C-Klasse den "Bullit" angekündigt - mit V12-Motor, zwei Turboladern und 730 PS.

Doch auch im C 63 AMG hat man oft das Gefühl, dass viele der Pferdchen in der Ecke stehen und sich langweilen, weil der Dienstplan für die Prärie doppelt und dreifach besetzt ist. Auch akustisch macht sich der Hormonüberschuss bemerkbar: Der V8 brabbelt so satt und tief vor sich hin, dass man sofort an den legendären Dodge Charger und den Ford Mustang aus dem Kultfilm "Bullitt" mit Steve McQueen denken muss.

Wie beim BMW M3 Coupé muss die Hinterachse des AMG allein mit dem Drehmoment von 600 Newtonmeter klar kommen - kein Allradantrieb nimmt ihr die Arbeit ab. Wer die geballte Kraft am eigenen Leibe spüren will, muss nur mal das ESP ausschalten und Vollgas geben. In schnellen Kurven wird das Heck dann leicht wie eine Feder und will mit flinken Aktionen wieder eingefangen werden, wenn man nicht in die Bredouille kommen will. Allerdings hat die Bredouille das Nachsehen. Denn gegen die stramme Federung und die perfekt übersetzte Lenkung des AMG kann sie nicht viel ausrichten. Für den richtigen Seitenhalt bei der wilden Kurvenhatz sorgen Sportsitze, deren Wangen sich elektrisch verstellen lassen. So finden auch Fahrer mit breitem Kreuz oder zuviel Speck auf den Rippen eine angenehme Sitzposition.

Im Normalfall reicht schon ein Antippen des Gaspedals, um genügend Kraftreserven zu mobilisieren. Im S-Modus ist die ansonsten angenehm weiche 7-Gang-Automatik so brachial, dass der Übergang vom ersten in den zweiten Gang wie ein Tritt ins Kreuz wirkt. Die 7G-Tronic aus dem Hause AMG verfügt außerdem über eine Zwischengas-Funktion beim Herunterschalten. Das macht sich kurz vor Kurven angenehm bemerkbar, da der Schaltvorgang so weniger Lastwechsel provoziert. Wer selbst Herr über die Gänge sein möchte, der nimmt die Schaltwippen am Lenkrad. Die Kraft schlägt sich natürlich auch in Zahlen nieder: In 4,5 Sekunden beschleunigt der C 63 AMG auf 100 Sachen, einen Hauch schneller als Porsche 911 und M3 Coupé. Auf der Autobahn zeigt der Tacho mir nichts, dir nichts 200 an. Bei 250 km/h rennen aber selbst 457 Pferdchen gegen die Wand, denn dann wird elektronisch abgeregelt. Für die ausreichende Verzögerung sorgt eine Hochleistungs-Verbundbremsanlage mit innen belüfteten und gelochten Scheiben.

Wer den C 63 AMG ausfahren will, braucht außer Geld vor allem noch zwei Dinge: Eine lange freie Strecke und genügend Tankstellen dazwischen. Der offizielle Durchschnittsverbrauch liegt bei 13,4 Litern (Kombi: 13,7 Liter). Auf einer forschen Testfahrt mit wenig Autobahn und hohem Landstraßenanteil war der 66-Liter Tank allerdings nach knapp 200 Kilometern schon fast zur Hälfte geleert.

Kein Wunder, dass der C- und E-Klassen-Produktmanager Klaus-Peter Claar verbal vorsichtig den Rückwärtsgang einlegt: "Im Umfeld sparsamer Volumenmodelle bleibt genügend Platz für Fahrspaß-orientierte Autos. Wir sehen darin keinen Widerspruch zu unseren Bemühungen, den Durchschnittsverbrauch unserer Modellpalette zu reduzieren." Schließlich hat Mercedes gerade erst auf der IAA sparsame Bluetec-Diesel, eine S-Klasse mit 5,3 Litern Durchschnittsverbrauch und einen Bluetec-Hybriden präsentiert.

Im gesamten Spektrum der C-Klasse spielt der C 63 AMG kaum eine Rolle. Mit einem Kaufpreis von 67.253 Euro ist der Wagen auch mehr als doppelt so teuer wie das Basismodell. Und die Aufpreisliste für die besonders schönen Sachen ist immer noch ellenlang: Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Abbiegelicht, Keyless-Go, elektrische Sitzverstellung oder Lederpolster kosten extra. Als Kombi (T-Modell) kostet der C 63 AMG 69.853 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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