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Testbericht

Stefan Grundhoff, 23. Juni 2009
Der weiße Klettermaxe sieht aus, als wolle er zu einer langen Feuerland-Expedition aufbrechen. Die Mercedes G-Klasse macht sich zum 30. Geburtstag mit der Edition 30 Pur selbst ein Geschenk.

Welche Verweichlichungen mussten die richtigen, echten Geländewagen durch den SUV-Trend der vergangenen Jahre nicht alle über sich ergehen lassen. Mittlerweile sitzen vor allem in den Metropolen zumeist Frauen in ihren automobilen Hochsitzen und bewegen ihre Offroader dort derart artfremd, dass es eigentlich ein Fall für Greenpeace und Amnesty Internationel zugleich wäre. Eine wohltuende Abwechslung von dieser "Ich-tu-dann-mal-so"-Fraktion ist die Mercedes G-Klasse. Seit drei Jahrzehnten sind sie nahezu unkaputtbar in Krisengebieten, kalifornische Villenviertel und auf Wüstenpisten unterwegs. "Rund 20 Prozent aller G-Klasse-Fahrzeuge geht nach wie vor in den militärischen Dienst", sagt Nikolais Hecker, seit Anfang der 90er Jahre für den Verkauf der Spezialversionen zuständig. "Sie sind weltweit in Regionen wie Afghanistan, Asien oder Südamerika im harten Alltagseinsatz." Das Kern-Gen der mehrfach schon vor dem Produktionsende stehenden G-Klasse ist ihre nahezu unbegrenzte Geländegängigkeit. Wer es besonders rustikal mag, wird die neue Sonderedition "Edition 30 Pur" lieben.

Kaum ein Sondermodell aus dem Hause Mercedes-Benz hat seinem Namen derart viel Ehre gemacht. Puristischer als in dem Sondermodell "Pur" kann man kaum unterwegs sein. Dort, wo sich in den vergangenen Jahren auch bei der G-Klasse längst Luxusextras wie klimatisierte Lederstühle aus Leder, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Xenonlicht, ESP und Airbags rundum eingeschmuggelt haben, gibt es in der Pur-Edition rein gar nichts. Fensterkurbeln, Gebläse statt Klimaautomatik, Kunstledersitze und als einzige Sicherheitsdetails Fahrerairbag und ABS sorgen für den Eindruck, in einem G-Modell der ersten Serie von 1979 zu sitzen. "Diese Edition ist die zivile Version unseres Armeemodells 461", erklärt Produktmanager Axel Harries die spartanische Ausstattung. "Es sind einzig zwei Offroad-Pakete erhältlich, die unter anderem eine Klimaanlage und Kunstledersitze bieten. Das Fahrzeug selbst gibt es nur im deutschsprachigen Raum – begrenzt auf ein Jahr." Pur hin – pur her. Im zivilen Einsatz möchte man sich an die schweißtreibenden Oberflächen der Kunstledersitze, die Fensterkurbeln und die im Motortakt zitternden Außenspiegel ebenso wenig gewöhnen wie an den fehlenden Beifahrerairbag und den Wegfall des ESP.

So spielt die "Edition Pur" denn ganz unverhohlen mit der Abenteuerlust ihrer Insassen. Vergitterte Leuchteinheiten, fehlendes Dämmmaterial, Seilwinde, ein zusätzliches 24-Volt-Bordnetz und die begehbare Motorhaube sind genau das richtige für die nächste Wüstentour oder die Durchquerung des Amazonas-Deltas. Im Alltagsbetrieb hat der Spartaner durchaus Schwächen. Erhältlich ist der "Edition pur" nur als G 280 CDI. Der drei Liter große Commonrail-Diesel leistet abgespeckte 135 kW/184 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm ab 1.600 U/min. Im Gegensatz zum normalen europäischen Serienmodell ist das rund 59.000 Euro teure Einstiegsmodell nur mit der alten Fünfgang-Automatik ausgestattet, die vor allem im unteren Drehzahlbereich einiges an Durchzugskraft einbüßt.

Die Höchstgeschwindigkeit des 2,5 Tonners liegt bei 160 km/h und den Verbrauch gibt Mercedes mit 11,4 Litern Diesel auf 100 Kilometern an. Mit entsprechendem Geländepaketen und passender Bereifung steigt der Durst auf über 13 Liter. Mit dem 96-Liter-Tank sind so immer noch Reichweiten von bis zu 800 Kilometern drin. Echte Offroadfans haben sowieso immer noch ein halbes Dutzend Ersatzkanister auf dem Dach.

Mit den Geländereifen tut man gut daran, sich bei der Routenwahl für das unwegsame Geläuf zu entscheiden. Schnelles Autobahntempo oder geflickte Landstraßen scheut die G-Edition. Auf Geröll, Wiesen oder im Sand kennt der Tatendrang dagegen kaum Grenzen. Eine Bodenfreiheit von mehr als 21 Zentimetern und die drei 100-Prozent-Sperren an und zwischen den Achsen lassen einen sicher dorthin kommen, wo viele selbst mit Wanderstiefeln und Rucksack aufgeben müssen. Dabei stört beim G 280 CDI jedoch die im Vergleich zu den anderen G-Modellen deutlich indifferentere Lenkung das Fahrerlebnis in Wald und Flur. Schneller als gedacht gewöhnt man sich dagegen an das Getöse im Innenraum, das sonst von dicken Dämmmatten abgemildert wird.

Der Mercedes G 280 CDI ist mit den entsprechenden Umbauten ein tolles Expeditionsfahrzeug und im härtesten Gelände auch nach 30 Jahren unverändert eine Offenbarung. Auf normalen Straßen hat er jedoch wenig zu suchen.

Quelle: Autoplenum, 2009-06-23

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