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Testbericht

Sebastian Viehmann, 15. Juni 2009
Die neuen Mercedes Top-Modelle S 63 und S 65 AMG haben Hightech-Gimmicks zur schnelleren Kurvenfahrt an Bord. Aber selbst 612 PS machen aus einer Limousine noch keinen Sportwagen.

Vergleicht man die AMG-Versionen der C-, E- und S-Klasse, fällt mit zunehmender Größe das wachsende Understatement auf. "Die Kundschaft der C-Klasse will den Wagen auch zeigen, bei der E-Klasse ist etwas mehr Understatement in der Optik angesagt - die Kunden möchten dort kein so expressives Design haben", sagt AMG-Chef Volker Mornhinweg. Die S-Klasse schließlich geht in den Top-Versionen S 63 AMG und S 65 AMG besonders dezent zu Werke - auch wenn man an den Felgen (19-Zöller beim S 63, 20-Zöller beim S 65), den speziellen Tagfahrleuchten oder den verchromten Doppelendrohren durchaus erkennt, dass unter der Haube nicht der Basismotor schlummert. Von vorn kann man die beiden Modelle am besten durch den Grill voneinander unterscheiden: Beim S 65 sind die Querstreben zu drei Doppel-Lamellen zusammengefasst.

Im Interieur geht es nobel zu. Ein echter Handschmeichler ist zum Beispiel das lederne Rautenmuster in den Türen beim S 65, den es nur in der Lang-Version gibt (5,2 Meter, Radstand 3,16 Meter). Dazu kommen die üblichen AMG-Zierteile und ein spezielles Kombiinstrument inklusive Racetimer zur Ermittlung der Rundenzeiten auf der Rennstrecke. Die klimatisierten Sitze lassen sich mit ein paar Klicks im Einstellungsmenü des Bordcomputers in den "Fahrdynamikmodus" bringen. Bei schnellen Kurvenfahrten blasen sich abwechselnd die Seitenwangen auf, um den Seitenhalt zu erhöhen.

Um die viel beschworene Dynamik zu erreichen, stehen zwei leistungsstarke Treibsätze zur Verfügung: Der 6,3 Liter große V8-Motor mit 386 kW/525 PS und 630 Newtonmetern Drehmoment beim S 63 und der 6 Liter große und 450 kW/612 PS starke V12-Biturbomotor beim S 65, dessen Durchzugsvermögen dank 1000 Newtonmetern Drehmoment irgendwo zwischen Schnellzuglokomotive und Düsenjäger angesiedelt ist. Schon mit V8-Motor ist die über zwei Tonnen schwere Limousine reichlich motorisiert und spurtet in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die V12-Version schafft es in 4,4 Sekunden, fünf Zehntel schneller als ein Porsche 911 Carrera S. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt.

So eindrucksvoll sich die Leistungsdaten anhören - in der Praxis bekommt man davon wenig mit. Geschwindigkeit wird in der gedopten S-Klasse zur Nebensache, die man hinter den dicken Verbundglasscheiben kaum wahrnimmt – selbst das kraftvolle Motorengeräusch des Zwölfzylinders scheint sich gedämpft in der Ferne abzuspielen. Natürlich ist der Schub des V12 enorm, doch die Kraft entfaltet sich wie in Watte gepackt. Durchdrehende Räder ziemen sich nicht für eine S-Klasse, also regelt die Automatik das Drehmoment zu Beginn so herunter, dass 1000 Newtonmeter trotz Hinterradantrieb nicht für verbranntes Gummi auf dem Asphalt sorgen. Auch in der höchsten Ausbaustufe bleibt die S-Klasse eine dezente Vertreterin ihrer Art. Mit Schaltwippen am Lenkrad kann man sich selbst durch die Gänge der Automatik hangeln (sieben beim S 63, fünf beim S 65), doch dieses Bedürfnis kommt selten auf.

Gleichwohl hat der Wagen ein paar neue Gimmicks an Bord, die das Fahrverhalten verbessern sollen. Dazu gehört eine Seitenwindstabilisierung als eine Funktion des aktiven Sportfahrwerks: Durch eine binnen Millisekunden variierte Radlastverteilung sollen Einflüsse durch Seitenwind ausgeglichen werden. Einen spürbaren Einfluss in Kurven hat das so genannte "Torque Vectoring Brake": Bei schneller Kurvenfahrt sorgt ein kurzer Bremseneingriff am kurveninneren Hinterrad dafür, dass der Wagen besser einlenkt. Zusammen mit dem Sportfahrwerk, das Wankbewegungen unterbindet, sorgt das für eine straffe Kurvenlage. Echtes Sportwagen-Feeling will in einem zwei Tonnen schweren Wagen mit drei Metern Radstand freilich nicht aufkommen. Die S-Klasse von AMG taugt in erster Linie zum Prestige-Kreuzer für die Autobahn.

Das Portemonnaie sitzt bei AMG-Kunden – viele davon befinden sich in den USA, in Russland oder Fernost – erfahrungsgemäß ziemlich locker. Dass muss es auch, denn die stärkste S-Klasse kostet fast dreimal soviel wie das Basismodell. 221.221 Euro muss man für den S 65 AMG auf den Tisch legen. Beim S 63 AMG muss man nicht ganz so tief in die Tasche greifen, der Wagen kostet 144.823 Euro. Beim S 63 AMG baut die Ausstattung auf der des S 500 auf. Unter anderem sind Lederpolster, elektrisch verstell- und beheizbare Sitze, Xenon-Scheinwerfer mit Reinigungsanlage, Entertainment-System mit DVD-Player, Tempomat und Luftfederung an Bord. Dazu kommen ebenso wie beim S 65 AMG noch Multikontursitze mit Massage-Funktion, Sportfahrwerk und viele AMG-spezifische Zierteile.

Quelle: Autoplenum, 2009-06-15

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