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Testbericht

Stefan Grundhoff, 18. Januar 2012
Die Warterei hat ein Ende. Nach Verzögerungen kommt der Fisker Karma in diesen Tagen auch nach Deutschland. Die sehenswerte Mischung aus Tesla Roadster und Maserati Quattroporte soll nicht weniger als die luxuriöse Automobilwelt aufmischen.

"Es sieht nicht so aus, als ob sich Elektroautos auf dem Massenmarkt durchsetzen könnten", leitet Henrik Fisker ein, "die Kunden müssen hierbei zu viele Kompromisse machen. Doch sie wollen auf nichts verzichten." Mit seinem Fisker Karma hat er die Ökoantwort für Besserverdiener auf breite 22-Zöller gestellt. Wer sein grünes Gewissen ebenso leistungsstark wie imageträchtig nach außen tragen will, muss sich zukünftig nicht in einem Toyota Prius für die kleine Fahrzeugklasse, verschrobenes Design und mäßige Ausstattungen schämen. Auch ein schnöder Opel Ampera kann beim Fisker Karma nicht mithalten. Henrik Fisker, lange Jahre als verantwortlicher Designer bei BMW und Aston Martin tätig, hat einer Automarke seinen Namen gegeben. Fisker will mit seinem Karma die automobile Luxuswelt aufmischen. "Und Deutschland ist für uns in Europa der wichtigste Markt", räumt Fisker ein, der sein Domizil längst in die Malibu Hills verlegt hat. 2.000 Stück des Karma sollen sich pro Jahr in Deutschland verkaufen lassen. "Wir wissen, dass wir etwas an der Höchstgeschwindigkeit machen müssen. 200 km/h reichen für viele Kunden in dem Segment nicht aus", räumt Henrik Fisker ein. Am turbulenten Santa Monica Boulevard in Los Angeles befindet sich in einem alten Lexus Autohaus gleich neben dem lokalen Volkswagen-Händlers einer der zentralen Händlerbetriebe von Fisker. In Deutschland gibt es zunächst acht Händler.

Der Fisker Karma mimt den Ökosportler. Für den Antrieb unter der langen Motorhaube sorgt ein zwei Liter großer Turbovierzylinder mit 260 PS, der unter anderem auch den Opel Speedster antrieb. Deutlich spannender ist jedoch das Elektromodul, mit dem der Karma im Alltagsbetrieb zumeist unterwegs ist. Ein 20 Kilowattstunden starker Lithium-Ionen-Akku, der im Mitteltunnel und hinter der Rückbank untergebracht ist, versorgt zwei Elektromotoren mit einer Leistung von jeweils 200 PS. Der Fahrer hat die Wahl: über Schaltpaddel am Lederlenkrad bedient er die Fahrmodi. Im normalen Stealth-Mode ist der Fisker Karma flüsterleise und rein elektrisch unterwegs. Bis zu 80 Kilometer weit kann die knapp fünf Meter lange Luxuslimousine fahren und schafft Fahrleistungen von 0 auf Tempo 100 in 7,9 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 153 km/h.

Geht dem Akku die Energie aus oder der Fahrer wählt am Lenkradpaddel den Sportmodus, bringt sich der zwei Liter große Turbobenziner in Sekundenbruchteilen ins Leben zurück und versorgt die Akkus mit Energie. Dann werden auch die grundlegenden Ansprüche an Dynamik erfüllt, denn dann schafft der Karma 200 km/h Spitze, 0 auf 100 km/h in 5,9 Sekunden und eine zusätzliche Reichweite von 400 Kilometern. Getankt werden kann an der Zapfsäule – oder der heimischen Elektrotankstelle in der Garage. Dauert bei 220 Volt sechs Stunden. Unter dem Strich soll sich der Luxusbolide mit 2,4 Litern zufrieden geben.

"Wir wollen hiermit nicht gegen Luxuslimousinen wie 7er, S-Klasse und A8 konkurrieren", räumt Henrik Fisker ein, "das kann keiner besser als die Deutschen. Wir wollen die Kunden, die eine sportliche Luxuslimousine mit grünem Gewissen wollen." Ein imageträchtiger Auftritt in der Kult-Comedyserie "Two and a half men" brachte jüngst viel zusätzliche Aufmerksamkeit. Zahlreiche Prominente in den USA haben sich ihren Öko-Sportler bereits bestellt: Collin Powell, Al Gore, Leonardo di Caprio oder Aston Cutcher fahren Fisker Karma. Das bringt weitere Aufmerksamkeit für die kleine US-Marke.

Die beiden Fahrmodi arbeiten wie ihnen befohlen, doch im Elektromodus ist der über zwei Tonnen schwere Fisker eine träge Nummer. Im Sportmodus hängt er deutlich besser am Gas und vermittelt mit seinem tiefen Schwerpunkt sowie der guten Gewichtsverteilung Freude am Fahren, wie es Fisker einst bei BMW eingetrichtert bekommen hat. "Wir haben tausende von Kilometern auch auf den Autobahnen von Deutschland und Italien verbracht, damit die Abstimmung passt", erinnert sich Henrik Fisker an die letzten vier Jahre Entwicklungszeit. Wie man es von Hybriden und Elektroautos kennt, wird beim Bremsvorgang erst in zwei Stufen rekuperiert und dann auf den Bremsscheiben verzögert. Die Lenkung lässt jedoch die nötige Feinfühligkeit vermissen. Federung und Dämpfung passen besser. Es macht Spaß, im Karma durch Los Angeles in Richtung Pacific Coast Highway zu cruisen.

Im Innenraum erinnert der Fisker Karma an den Maserati Quattroporte – im guten wie im schlechten. Ab der mittleren Ausstattungsvariante sind Sitze, Armaturenbrett und Türverkleidungen mit edlem Leder bespannt. Die Mittelkonsole wird dominiert von einem großen Touch Screen und einem Plexiglasmodul, das einem vorgaukelt auf das Akkupaket blicken zu können. Doch bei der Verarbeitungsqualität muss noch nachgeschärft werden. Spaltmaßen, Narbungen und Verkleidungen erfüllen ebenso wie das Bordentertainment nicht die Ansprüche, die Kunden an ein Fahrzeug der 100.000-Euro-Klasse haben. Auch Blinkerhebel und einige Schalter aus dem wenig charakterstarken GM-Konzernregal lassen das Herz kaum jubeln.

Das dürfte auch für die Raumausnutzung gelten, denn die bietet in keinster Weise das, was man von einem 4,96 Meter langen Luxusmobil erwartet. Vorne ist es nicht nur durch den breiten Mitteltunnel alles andere als üppig und im Fond können allenfalls Kinder sitzen. Auch der Laderaum ist in dieser Liga allenfalls winzig zu nennen. Dagegen erscheint ein Aston Martin Rapide wie ein Großraumvan. Mit einem Van hat der Amerikaner auch ein großes Glasdach gemein. Doch man kann aus dem engen Innern des Karma nicht nach außen blicken. Vielmehr handelt es sich um das größte automobile Solardach, das Innenraum und Akku im Stand kühlt. Henrik Fisker: "Bestenfalls gewinnt der Fahrer über das Jahr mehr als 300 Kilometer zusätzliche elektrische Reichweite." Der Basispreis des Fisker Karma liegt bei 101.800 Euro.

Der Karma ist nur der erste Fisker-Schritt. In den nächsten zwei Jahren soll das Projekt Nina mit einem Fahrzeug der Oberklasse wie 5er BMW oder Mercedes S-Klasse umgesetzt werden. Mit ähnlichem Konzept, jedoch mit einem zwei Liter großen Turbomotor von BMW – und das Ganze für rund 50.000 Euro. Pro Jahr sollen hiervon 100.000 Fahrzeuge verkauft werden. Die Fahrzeuge kommen jedoch dann nicht aus dem finnischen Valmet, sondern aus Wilmington, einem ehemaligen Saturn-Werk an der US-Ostküste.

Quelle: Autoplenum, 2012-01-18

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