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Testbericht

Stefan Grundhoff, 24. November 2011
Was dem Deutschen sein VW Golf ist dem Amerikaner der Ford F-150. Seit Jahrzehnten ist der Pick-Up Bestseller in den jährlichen US-Verkaufsstatistiken. Kein Auto wird weltweit mehr produziert. Ford hat die Zeichen der Zeit erkannt. Hubraum und Zylinder des F-150 werden durch Turbopower ausgeglichen.

Der Ford F-150 war schon immer eine stattliche Erscheinung. Das ist beim aktuellen Modell kaum anders. Die kantigen Zeiten der 80er und frühen 90er Jahre sind vorbei. Ebenso die rundlich organischen Formen, die in der zweiten Hälfte der 90er Jahre sämtliche US-Modelle verunglimpften. Den legendären Mustang, der dem F-150 mittlerweile seine Triebwerke entleiht, hätte das seinerzeit fast den Kopf gekostet. Ford, einziger der drei großen US-Hersteller, der ohne großzügige Dreingaben der Regierung im Spiel blieb, ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Neben dem neuen Weltauto Ford Focus sind der sportliche Mustang und die praktische Allzweckwaffe F-150 die Eckpfeiler im Modellprogramm. Der Full-Size-Pick-Up, wie die Amerikaner die großen Geländewagen vom Typ Dodge RAM, Toyota Tundra, Chevrolet Silverado oder eben den Ford F-150 nennen, stehen in den Einfahrten der urbanen Regionen von San Diego oder Miami ebenso wie auf einer Ranch in Texas oder in den unwegsamen Bergregionen entlang der kanadischen Grenze. Jeder in den USA mag den F-150 und fast jeder hat schon einmal einen gefahren.

Während die Pick Ups in Europa nie den rechten Durchbruch schafften, gehören sie in Nordamerika seit den 50er Jahren zu den an meisten verkauften Autos überhaupt. Der Platzhirsch heißt seit 1948 Ford F-150 und stellt von den Volumina selbst den europäischen Bestseller VW Golf in den Schatten. Während in Wolfsburg Bluemotion-Technologie, kleine Hubräume und Turboaufladungen auf dem Weg zu geringeren Verbräuchen das technische Regiment übernommen haben, sieht es beim deutlich größer dimensionierten Gegenüber in den USA kaum anders aus. Zwar gibt es hier noch keine vier Brennkammern oder eine Zylinderabschaltung wie bei der neuesten Motorengeneration aus Niedersachsen. Doch statt wild blubbernder V8-Power mit mehr als fünf Litern Hubraum sind auch die Lastesel aus Dearborn längst auf dem Ökotrip.

Keine Frage, dass Ford ebenso wie die Konkurrenz nach wie vor mächtige V8-Triebwerke im Köcher hat. Doch das neue Schmuckstück der Motorenpalette ist der 3,5 Liter große Ecoboost-Motor, der 272 KW / 370 PS und 590 Nm maximales Drehmoment leistet. Damit kann er als Allradler stattliche 5,3 Tonnen schwere Anhänger ziehen und auf der Ladefläche knapp 1,3 Tonnen schleppen. Das ist rund doppelt so viel wie das Basismodell des 302 PS starken Ford F-150 3.7 V6 ohne Turboaufladung. Damit steckt das Kampfgefährt aus der Nähe von Detroit selbst die V8-Konkurrenz von Dodge RAM 5.7 und Toyota Tundra 5.4 in die Tasche. Bei aller Leistung ist das Ecoboost-Triebwerk vergleichsweise sparsam. Ford verspricht je nach Gangart zwischen 15 und 21 Meilen pro Gallone. In der Realität lässt sich der Power-Pick-Up mit rund 17 bis 18 Meilen pro Gallone bewegen. Umgerechnet sind das knapp 15 Liter Super auf 100 Kilometern. Auf längeren Highway-Passagen lässt sich der Verbrauch auf unter zwölf Liter drücken. Das sind rund 30 Prozent weniger als vor ein paar Jahren und allemal ein Weg in die rechte Richtung.

Der 3,5 Liter große Sechszylinder schiebt nach kurzer Verzögerung gewaltig an. Selbst unter maximaler Lastanforderung gibt es kaum einen Unterschied zu einem V8-Triebwerk. Das doppelt aufgeladene V6-Triebwerk ist drehfreudig und allenfalls die sechsstufige Getriebeautomatik macht bisweilen einen leicht unwilligen Eindruck. Stark ist der F-150 FX4 auch im Gelände. Dafür sorgen nicht nur die auf Wunsch grobstolligen 20-Zoll-Räder oder die knapp 22 Zentimeter Bodenfreiheit, sondern auch der sinnvolle Allradantrieb und die Differentialsperre an der Hinterachse. Der Allradantrieb lässt sich jederzeit manuell zuschalten. Den Spurt 0 auf Tempo 100 schafft der Allradler in knapp neun Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp 170 km/h. Hier kosten die schlechte Aerodynamik und insbesondere die offene Ladefläche bessere Werte.

Der 5,89 Meter lange Ford F-150 Supercab FX-4 hat nicht nur durch seine schiere Größe einen imposanten Auftritt. In sein Führerhaus kraxelt man förmlich herein und blickt auf üppig dimensionierte Geländewagen am der Ampelkreuzung fast mitleidig herab. Die aktuelle F-150-Generation hat sich im Innenraum mächtig gemacht. Die Arbeitskanzel vergangener Jahre, die eher dem Führerstand eines Großbaggers entsprach, ist verschwunden. Wenn man sich an die leicht verspielten Instrumente gewöhnt hat, findet man sich bestens zurecht. Wer den F-150 startet, blickt zwischen den beiden Analoguhren auf eine mehrfarbige Multifunktionsanzeige auf der der Schriftzug „Built Tough“ nicht nur beim ersten Mal Eindruck macht. Schalter und Bedienelemente unterscheiden sich nicht nennenswert von denen bekannter Ford-Crossover. Die Sitze sind großzügig dimensioniert und die Rundumsicht ist trotz der Abmessungen sehr ordentlich. Den unsichtbaren Bereich hinter der großen Ladeklappe erhellt eine Minikamera, die das etwas zu unscharfe Bild in den Innenspiegel projiziert.

Dort wo bei Fahrzeugen kleinerer Klassen im Außenspiegel längst elektronische Totwinkelassistenten untergebracht sind, gibt es beim F-150 einen unglücklich positionierten Totwinkelspiegel. Bringt nicht viel und schränkt das Blickfeld nach hinten ein. So wohnlich und limousinenhaft sich der Innenraum des Ford F-150 mittlerweile präsentiert, so wenig hat sich beim Fahrverhalten getan. Die Regel, wonach man einen Pick Up niemals mit leerer Ladefläche bewegen sollte, gilt auch weiterhin. Kein Wunder, dass der Dearborn-Lastesel ohne die genutzte Lademöglichkeit allzu rumpelig auf der Hinterachse unterwegs ist. Das merken einmal mehr auch die Passagiere, die den Fond des Supercab über die gegenläufig öffnenden Türen erklommen haben. Auch hier lässt es sich auf den weichen Ledersitzen aushalten. An die steile Rückenlehne muss man sich jedoch ebenso gewöhnen wie an die bauartbedingt im 90-Grad-Winkel stehende Heckscheibe, deren zentrale Luke sich elektrisch öffnen lässt.

Praktisch: in der Mittelkonsole gibt es nicht nur viel Platz für Gegenstände aller Art, sondern auch einen 110-Volt-Anschluss. Der Pick-Up-Kunde mag es eben gerne praktisch. Das gilt auch für den Preis. Ein teurer Pick Up ist ein schlechter Pick Up – heißt es nicht nur in Texas. Ein Erfolg des Ford F-150 ist sein konkurrenzfähiger Preis. Das Basismodell startet mit kleiner Kabine bei knapp 24.000 Dollar. Der gut ausgestattete Ford F-150 FX4 3.5 Ecoboost kostet mindestens 38.475 Dollar – umgerechnet 28.500 Euro. Viel Autos fürs Geld, denn Händler geben bei den Pick-Up-Modellen auf dem Hof kräftige Rabatte. Heißt, für die Allzweckwaffe aus Dearborn zahlen viele unter dem Strich nicht mehr als 23.000 Euro. Big in America.

Quelle: Autoplenum, 2011-11-24

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