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Testbericht

11. November 2005
Le Castellet (Frankreich), 10. November 2005 – Vor einigen Jahren hatten wir einmal sehr viel Spaß mit einem Ford Focus RS. Der war äußerst sportlich ausgelegt und hatte ein farbiges Licht im Instrumententräger, das aufleuchtete, wenn die Maximaldrehzahl erreicht war. Wir achteten mehr auf dieses Licht als auf den Verkehr, müssen wir zugeben. Dieses Erlebnis spukte irgendwo in unserem Hinterkopf herum, als wir nun das neue sportliche Topmodell der Focus-Reihe fuhren – den Focus ST: Unwillkürlich verglichen wir die beiden Autos. Was dabei herauskam, lesen Sie in unserem Test. Auffällig, aber nicht protzig Der neue ST kommt noch im November 2005 auf den Markt und steht dann in direkter Konkurrenz mit dem schon seit Ende 2004 verkauften VW Golf GTI und dem jetzt startenden Opel Astra OPC. Wie diese beiden Sportler unterscheidet er sich von den normalen Modellen durch etliche Designelemente. Beim ST gehört dazu eine sportliche Schürze mit auffällig gerahmten Nebelscheinwerfern und großem Lufteinlass. Die seitlichen Blinker sind anders als beim Normalo-Focus in die Außenspiegel integriert. Markante Schweller und 18-Zoll-Felgen prägen die Seitenansicht. Hinten gibt es eine modifizierte Heckschürze mit zwei großen Auspuffrohren. Der serienmäßige Dachspoiler ist erst ab Frühjahr verfügbar; bis dahin kann man den ST nur mit einem etwas größeren Spoiler ordern. Mit diesen Elementen fällt der ST im Verkehr durchaus auf. Protzig wirkt er aber nicht.

Motor vom Volvo S40 T5 bekannt Der ST wird von einem Fünfzylinder-Turbomotor angetrieben, der aus dem S40 T5 und V50 T5 von der Konzerntochter Volvo bekannt ist. Auch das serienmäßige Sechsgang-Getriebe ist aus diesen Autos bekannt, wurde für den ST allerdings etwas enger abgestimmt. Der Fünfzylinder leistet 225 PS und rangiert so von der Leistung her zwischen dem Golf GTI und dem Astra OPC.

Fünfzylinder: Rau und sportlich Anders als bei der vierzylindrigen Konkurrenz sind beim ST fünf Zylinder am Werke. Fünfzylinder-Motoren können wegen der nicht ganz ausgeglichenen Massenkräfte der Zylinder nicht die gleiche Laufruhe wie Vierzylinder bieten. So klingt der des ST unter Last leicht rau. Aber gerade das macht einen Gutteil seines sportlichen Charmes aus. Dabei ist der Sound sonor wie bei einem Sechszylinder, und das Pfeifen des Turbos ist deutlich zu hören. Alles zusammen sorgt für sportliches Feeling. Bei niedriger Last ist das Gesamtgeräusch aber moderat, sodass einem auch nach längerer Autobahnfahrt die Ohren nicht zu sehr dröhnen. Diese Soundeigenschaften waren ein Entwicklungsziel. Damit man den Klang auch innen hört, überträgt eine spezielle Röhre den Klang vom Saugrohr ins Innere. Puristen mögen sagen, das ist gemogelt, aber es hat unbestreitbar akustische Vorteile. Kraft in allen Drehzahlbereichen Aber nicht nur der Sound des Motors ist sportlich. 225 Pferde machen den Focus zu einem Athleten. Das Aggregat beschleunigt schon bei niedrigen Drehzahlen gut. Das spiegelt sich in den Zahlen: Das maximale Drehmoment von 320 Newtonmeter bewegt sich auf dem Niveau eines guten Zweiliter-Diesels. Und es steht konstant zwischen 1.600 und 4.000 Touren zur Verfügung. Andererseits wird die Maximalleistung erst bei 6.000 U/min erreicht – recht spät für einen Turbo. Bei alldem wirkt die Kraftentwicklung recht linear.

Etwas durstiger als die Konkurrenz In 6,8 Sekunden beschleunigt der ST von null auf 100 km/h. Im Vergleich mit der Konkurrenz liegt der ST damit dort, wo er aufgrund seiner Leistung liegen sollte: Der mit 240 PS stärkere OPC ist mit 6,4 Sekunden etwas schneller, während der nur 200 PS starke GTI mit 7,2 Sekunden ein wenig mehr Zeit benötigt. Beim Spritverbrauch dagegen genehmigt sich der ST mit 9,3 Litern auf 100 Kilometern sogar etwas mehr als der stärkere OPC. 18-Zoll-Aluräder serienmäßig Starke Fronttriebler wie der ST leiden zuweilen an durchdrehenden Vorderrädern. Deshalb sind die serienmäßigen 18-Zoll-Aluräder mit acht Zoll recht breit ausgelegt. Das sorgt für viel Grip, sodass man die Vorderräder auf trockener Fahrbahn kaum zum Durchdrehen bringt. Ein Nachteil der breiten Räder ist der mit 11,7 Metern deutlich größere Wendekreis. Zum Vergleich: Ein normaler Focus, dessen kleinere Räder einen stärkeren Lenkradeinschlag erlauben, hat einen Wendekreis von 10,9 Metern. Die elektrohydraulische Servolenkung ist etwas direkter abgestimmt als bei den übrigen Focus-Modellen – und so macht das Kurvenfahren viel Spaß. Das abschaltbare ESP regelt später als bei den anderen Modellen der Baureihe. Außerdem liegt das Fahrwerk anderthalb Zentimeter tiefer als beim zivilen Focus, und es ist etwas straffer ausgelegt. Doch wird der ST dadurch nicht zum harten Brett, sondern bleibt durchaus alltags- und autobahntauglich.

Gute Recaro-Sitze Das Interieur wird von dem schwarzen Dachhimmel geprägt. Außerdem gibt es hervorragende Recaro-Sportsitze, die ausgezeichneten Seitenhalt gewähren, ohne allzu hart zu sein. Die Kopfstützen wurden optisch geschickt integriert, lassen sich jedoch in der Höhe verstellen.

Anzeige für den Ladedruck Die Instrumente ähneln den normalen Anzeigen, nur dass es hier zusätzlich auf dem Armaturenbrett noch drei Rundinstrumente für Öltemperatur, Ladedruck und Öldruck gibt. Das Lenkrad trägt ein ST-Logo und ist auffallend weich gepolstert. Rennfahrzeuge haben in der Regel harte Lenkräder, werden jedoch mit Handschuhen gefahren, die den Gesamteindruck wieder etwas weicher machen. Beim ST wollte Ford dem Fahrer dasselbe Feeling vermitteln, auch wenn er keine Handschuhe trägt. Außerdem finden sich im Interieur schicke Alupedale mit Gumminoppen sowie weitere Alu-Details. Etwas unpassend für ein sportliches Fahrzeug finden wir aber die Armstützen an den Vordersitzen. Nur vier Kopfstützen beim Dreitürer Bei dem von uns gefahrenen Dreitürer gibt es keine vollwertige Easy-Entry-Einstiegshilfe: Die Sitze fahren beim Vorklappen zwar nach vorne, beim Zurückklappen aber nicht wieder zurück. Dies hat den Vorteil, dass man dem Hintermann nicht versehentlich die Knie einklemmt. Der Nachteil ist, dass man nach dem Einsteigen den Vordersitz wieder neu einstellen muss. Im Fond hat der ST serienmäßig drei Sitzplätze. Die dritte Kopfstütze hinten kostet beim Dreitürer jedoch Aufpreis.

Optionale Recaro-Rücksitzbank Unser Testfahrzeug war mit der optionalen Recaro-Rückbank ausgerüstet, auf der nur zwei Insassen Platz haben. Dort sitzen Erwachsene etwas unbequem – die Breite der Sitzvertiefungen ist eher auf Kinder abgestimmt. Die Kopffreiheit und auch der Platz vor den Knien reicht jedoch auch für mittelgroße Erwachsene aus. Wie bei den normalen Focus-Modellen fasst der Kofferraum 385 bis 1.247 Liter, was in etwa klassentypisch ist. Die Zuladung bleibt mit 453 bis 468 Kilo alltagstauglich.

Ab 24.200 Euro Am 12. November 2005 kommt der Focus ST auf den Markt. Mindestens 24.200 Euro muss man für ihn ausgeben. Kein schlechter Preis, wenn man bedenkt, dass für den Volvo S40 mit dem gleichen Motor mindestens 33.600 Euro fällig werden. Auch im Vergleich zur direkten Konkurrenz sieht der ST gut aus: Der 25 PS schwächere und auch etwas schlechter ausgestattete Golf GTI ist 350 Euro teurer. Gar nicht zu reden vom fast 4.000 Euro teureren Astra OPC, der zwar 15 PS stärker ist, aber kaum mehr Ausstattung mitbringt. Den ST gibt es wie den GTI als Drei- und Fünftürer, während der Opel nur als Dreitürer angeboten wird. Bei Ford ist Weiß die einzige Außenfarbe ohne Aufpreis; ansonsten werden sechs Metallic- und Sonderfarben angeboten. Wer garantiert auffallen will, wählt Orange. Besser zum Alltagssportler ST passen aber Blau oder Schwarz. (sl)
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor mit Turbolader, DOHC
Hubraum:2.522
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:5
Leistung:166 kW (225 PS) bei UPM
Drehmoment:320 Nm bei 1.600 - 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 24.200 € (Stand: November 2005)
Fazit
Fazit: Alltagssportler mit viel Kraft Der Focus RS war ein waschechtes Racing-Auto, das man am liebsten immer in den Drehzahlbegrenzer hineinfuhr. Zugegeben, das Fahrzeug machte Spaß, aber alltagstauglich war es nicht. Der RS drehte bei jeder Gelegenheit vorne durch, und beim Gasgeben in der Kurve wurde der Sportler völlig unbeherrschbar. Ein solch vogelwildes Auto ist der ST nicht. Das neue Topmodell der Baureihe ist zwar ein Fahrzeug mit viel Kraft und schönem Sound. Aber es ist ausgewogen konzipiert und alltagstauglich. Anders als der RS taugt der ST nicht ausschließlich als Zweitwagen. So lässt sich der Motor nicht nur hochtourig, sondern auch Sprit sparend bei niedrigen Drehzahlen fahren. Der Grip ist zumindest auf trockener Fahrbahn ausreichend. Ein Allradantrieb würde die Umsetzung der Kraft natürlich verbessern, wäre aber auch deutlich teurer. Das straffe, aber nicht unmenschlich harte Fahrwerk passt zu diesem alltagstauglichen Konzept. Und der Preis ist im Vergleich zur Konkurrenz mehr als in Ordnung. (sl)

Quelle: auto-news, 2005-11-11

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