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Testbericht

Stefan Grundhoff, 16. April 2019
Der Genfer Salon wackelt und die Absagen auf der Frankfurter IAA haben das Dutzend längst überschritten. Solche Probleme kennt man in China und speziell auf der Shanghai Autoshow nicht. Die Gänge platzen aus allen Nähten und hier im Messezentrum will kein Hersteller fehlen.

Sogar die sonst so selbstbewussten deutschen Autohersteller können sich in der Millionenmetropole Shanghai nicht verstellen und machen keinen Hehl daraus, dass nur hier derzeit der Mittelpunkt der internationalen Automobilwelt ist. Im National Exhibition and Convention Center im Qingpu District, rund 45 Minuten vom Stadtkern entfernt, will keiner außen vor bleiben. Doch gaben vor Jahren noch die europäischen und speziell die deutschen Autohersteller die Schlagzahl auf dem längst größten Automobilmarkt der Welt vor, so sieht es im Jahre 2019 bei der 18. Auflage der Auto China Shanghai ganz anders aus. Natürlich sorgt eine elektrische Citystudie wie der Audi AI:ME für Aufsehen, schauen sich die Messebesucher den Mercedes GLB als siebensitzigen Familiencrossover ganz genau an und selbstredend freuen sich viele Kunden auf den neuen BMW 3er mit langem Radstand. Wer es sportlicher mag, träumt vom Power-Doppelpack aus BMW X3 / X4 M mit 510 PS, dem gelungenen Porsche Cayenne Coupé oder sieht, wie elektrisierende Golf-Technik im Audi Q2 L E-Tron verbaut wurde. Nicht elektrisch, aber ebenfalls dezent überarbeitet: der Mini Clubman.

Doch an sich spielt die Musik auf der Auto China längst bei den heimischen Herstellern. Marken wie Chery, Hanteng, Oshan, Geely, Wey, Leapmotor, Weltmeister oder Massenhersteller Haval zeigen SUVs, was das Zeug hält. Gerade die beliebten Crossover-Klassen zwischen 4,50 und 4,90 Meter stehen in der Gunst der potenziellen chinesischen Kunden ganz oben. Oftmals sind die Fahrzeuge elektrifiziert, wobei die lange Jahre dargebotenen Plug-In-Hybriden kaum noch auf den gleißend hellen Messeständen zu erspähen sind. Entweder werden die SUV von modernen Turbomotoren angetrieben oder die Verbrenner haben völlig ausgedient und für den Antrieb sorgen leistungsstarke Elektromotoren. Jeder Hersteller muss in diesem Jahr mindestens zehn Prozent seiner Modelle als NEV - als Plug-In-Hybrid oder Elektromodell verkaufen. Im kommenden Jahr sind es zwölf Prozent.

Auf dem chinesischen Automarkt erzielten Elektroautos 2018 einen Umsatz von über 788.000 Einheiten, ein Plus von 68,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Plug-in-Hybride haben trotz ihrer vergleichsweise geringen Volumenbasis in den letzten Jahren ein mächtiges Umsatzwachstum verzeichnen können. Ihr Umsatz stieg in 2018 um fast 140 Prozent auf 265.000 Einheiten. Die schnelle Expansion des chinesischen NEV-Marktes wurde vor dem Hintergrund eines 4,1 prozentigen Rückgangs auf dem Gesamtmarkt erreicht. Der NEV-Markt wird seit 2014 stark von der Regierung gestützt. Mit 2,61 Millionen NEV-Zulassungen liegt China damit vor Ländern wie Japan, Norwegen und den Vereinigten Staaten.

Wenn einer der europäischen Hersteller die chinesische Angriffswelle auf der Shanghai Autoshow kontern kann, ist es Volkswagen, die mit den beiden lokalen Kooperationspartnern FAW und SAIC unangefochtener Primus im Land ist. Mit einem Marktanteil von 14 Prozent liegt man deutlich von den ersten rein lokalen Anbietern mit weniger als der Hälfte. \"Wir haben hier im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Fahrzeuge verkauft\", so VW-China-Chef Stephan Wöllenstein, \"in diesem Jahr sollten wir auf einem ähnlichen Niveau liegen. Dazu trägt insbesondere unsere große SUV-Offensive bei.\" Und die ist mit gewaltig, denn gab es vor kaum mehr als zwei Jahren gerade einmal zwei SUV-Modelle im prallen VW-Portfolio, wird die aktuelle Zahl von derzeit sechs auf zwölf Modelle bis Ende 2020 steigen. Mit dem T-Cross, dem Teramont X sowie der Elektrostudie des ID. Roomzz gab es am VW-Stand gleich drei neue SUV zu bestaunen. Doch mit neuen Modellen allein ist es nicht getan. Erstmals auf einer Messe zu sehen die China-Submarke mit dem ungewöhnlichen Namen Jetta, mit der man junge und preissensible Kunden locken will. So schwierig der Name für Europäer oder Amerikaner erscheinen wird: ein SUV-Modell wie der VS7 dürfte in China ebenso seine Kunden finden wie die viertürige Limousine VA3.

Doch einmal mehr gibt es auf einer chinesischen Automesse Marken zu bestaunen, deren Namen man bisher niemals zu Gesicht bekam. Dabei überrascht Novat nicht nur mit seinem gefälligen Design, sondern auch gigantischen Displays im Innern und ordentlicher Verarbeitung. Träumen kann man bei visionären Konzeptstudie von Icona mit seinem autonomen Nucleus, Quiantu mit seinem sportlichen K50 oder Zedriv, die mit dem GT3 in Cayman-Größe zeigen wollen, dass elektrische Sportwagen auch Spaß machen. Doch auch wenn sich mit Fahrzeugen wie dem Leapmotor S01 oder Arcfox ein paar Sportler und mehr als eine Handvoll Limousinen wie der Nio ET unter die zahllosen Messepremieren geschmuggelt haben; an den SUV kommt niemand vorbei. Aktuell ist jedes zweite Fahrzeug in China ein SUV - mit steigender Tendenz. Selbst Hongqi, einst noble Marke für Staatskarossen, ist mit Modellen wie dem HS5 oder dem größeren HS7 längst zu einer SUV-Marke geworden. Immer mehr SUV sind neben dem sehenswerten Design gleich noch mit einem Elektroantrieb unterwegs und ziehen als Hozon U, VW ID. Roomzz oder Skoda Vision IV besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Sogar Renault hat den chinesischen Elektromarkt mit dem kleinen City K-ZE für sich entdeckt.

Quelle: Autoplenum, 2019-04-16

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