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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 15. März 2019
SP-X/Amelia Island/Florida/USA. Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung auf Amelia Island. Und um halb acht auch. Zwar ist Concours-Wochenende auf der sonnigen Senioren-Enklave im Norden Floridas. Doch anders als ein halbes Jahr später in Pebble Beach an der Westküste quält sich beim wichtigsten Klassik-Event an der amerikanischen Ostküste niemand in der Dämmerung aus dem Bett und von der in Kalifornien so berühmten Dawn Patrol, wenn die Oldtimer im Morgengrauen auf dem Golfplatz Aufstellung nehmen, will hier keiner etwas wissen.Der späte Start lange nach Sonnenaufgang ist nicht der einzige Unterschied zum Hochamt für das Automobil, das sie jedes Jahr im August in Kalifornien feiern. Sondern während Pebble Beach längst zum Schaulaufen der Eitelkeiten geworden ist, wo es nach Champagner und Kaviar riecht, wo Neuwagen fast schon wichtiger sind als die Klassiker und wo gerade die Luxushersteller eine Art Motorshow unter freiem Himmel inszenieren, stehen die Oldtimer auf Amelia Island noch immer im Mittelpunkt und statt auf zwei Dutzend Golfplätze konzentriert sich der Concours hier tatsächlich auf das 18. Green eines einzigen Luxushotels. Allein für die traditionelle Ausfahrt der Teilnehmer wird für ein paar Stunden der Ortskern des beschaulichen Fernandina Beach gesperrt und die unvermeidlichen Auktionshäuser belagern mit ihren riesigen Zeltlandschaften die wenigen Freiflächen entlang des Highway A1A, der hier eine beschauliche Landstraße zwischen Palmen, Kiefern und Brücken ist.Die Konzentration auf das Wesentliche hat ihren Charme – und zieht nicht weniger Besucher an als der Concours in Pebble Beach. Schon bei Cars & Coffee am Vortag des eigentlichen Schönheitswettbewerbs sind rund 500 Autos auf dem Green, die unterschiedlicher kaum sein könnten – von alltäglichen Sportwagen aus Detroit über PS-starke Importmodelle bis hin zu liebevoll gepflegten Unikaten aus der Tuningwelt. Und dazwischen tausende Besucher, die staunend vorbei an ausgedienten Rennwagen, coolen Muscle-Cars, bunten Hotrods und auf Hochglanz polierten Schnauferln aus den Kindertagen des Automobils flanieren.Tags drauf beim eigentlichen Concours sind es zwar ein paar Autos weniger und die Besucher müssen Eintritt zahlen, doch was sie da zu sehen bekommen, ist dafür um so spektakulärer: Rolls-Royce und Bentley, Packard und Porsche, BMW und Bugatti, Delahaye und Cadillac, Maybach und Mercedes – alles, was Rang und Namen hat in der Autowelt, hat hier auch eine eigene Klasse.Die meiste Zeit sonnen sich die Besitzer in der Aufmerksamkeit der Fans und platzen fast vor Stolz. Doch einmal am Tag weicht bei jedem Teilnehmer das Lächeln einer gewissen Anspannung: Denn wenn die Juroren kommen, wird es ernst für die Sammler. Zwar tragen sie Strohhut statt Stethoskop und Sakko statt Kittel – aber sie benehmen sich wie Chefärzte bei der Visite. Fast majestätisch schreiten sie über das Green und nehmen in ihrer jeweiligen Klasse jedes Auto genau unter die Lupe, lassen sich die Geschichte erzählen und fragen nach Beweisen, begutachten die Qualität der Restaurierung, die Originalität und natürlich die Funktion. Und wehe, wenn just in diesem Moment der Motor nicht anspringt oder der Blinker streikt.Auch Traugott Grundmann hat heute diesen Moment. Zwar hält der Dachdeckermeister aus der Nähe von Hameln nicht viel von Sammlern, die ihre Autos mit der Zahnbürste polieren und auf dem Hänger von Veranstaltung zu Veranstaltung fahren. Doch so ganz kann er sich dem Zwang zum Glanz bei seinem ersten Auftritt auf einem US-Concours nicht entziehen, Schließlich hat er sein Beeskow-Coupé nicht umsonst über den großen Teich geflogen und poliert deshalb lieber noch mal schnell nach, bevor die Inquisition der Juroren beginnt.Ganz augenscheinlich haben die Experten an seinem himmelblauen Zweitürer, der 1951 vom Karosseriebauer Rometsch auf die Räder gestellt wurde, nichts auszusetzen – sonst hätte er wohl kaum den Preis in der Coachbuilt-Klasse für den VW Käfer gewonnen, auf dem der vom Volksmund „Banane“ getaufte Sportwagen basiert.Dieser Preis wurde in diesem Jahr zum ersten und vermutlich auch zum einzigen Mal vergeben. Denn damit zollen die Veranstalter einem Auto Tribut, mit dem die Amerikaner mittlerweile fast noch mehr verbinden, als wir Deutschen: dem Käfer. Er wurde vor 70 Jahren zum ersten Mal in den USA verkauft. Und während man bei uns kaum registriert hat, dass in diesen Tagen in Mexiko die Produktion des Ur-Enkels Beetle endet, nehmen die Amerikaner fast schon mit Trauer Abschied von einem lieb gewordenen Freund und feiern die Oldtimer um so begeisterter. Da passt es gut, dass die Macher des Concours mit einem Dutzend Unikaten und Kleinstserien-Modellen beweisen, dass es eben nicht nur Rolls-Royce und Bugatti waren, sondern auch ganz banale Volkswagen, die nach dem Krieg von Karosseriebauern veredelt worden sind.Als der Concours am Nachmittag vorbei ist und sich Sammler und Zuschauer wieder auf den Weg nach Hause machen, die Trailer-Queens auf die Hänger rollen und die anderen Oldtimer sich auf ein paar weitere Kilometer unter der Frühjahrssonne freuen, wird die A1A plötzlich doch noch zum Laufsteg der automobilen Eitelkeiten und es kommt ein wenig Pebble-Flair auf, wenn sich die edelsten Oldtimer und die teuersten Sportwagen mit einem wundervollen Sound und einem noch besseren Duft peu à peu Richtung Festland quälen.Das dauert zwar ein bisschen, weil jeder die Fahrt genießt und es nur zwei Straßen von der Insel gibt. Doch wenn dann am Abend die Sonne im Meer versinkt, ist der ganze Zauber wieder vorbei und Amelia Island gehört wieder den Senioren und ihren Golf-Wagen. Morgen früh um sieben jedenfalls ist die Welt wieder in Ordnung.Es ist das wichtigste Oldtimer-Event an der amerikanischen Ostküste und traditionell der Auftakt des Klassik-Jahres – kein Wunder, dass sich zum Concours d’Elegance auf Amelia-Island viel edles Altmetall versammelt. Und anders als ein halbes Jahr später in Pebble Beach geht es hier in Florida tatsächlich noch um den Glanz der vergangenen Zeit.
Fazit
Es ist das wichtigste Oldtimer-Event an der amerikanischen Ostküste und traditionell der Auftakt des Klassik-Jahres – kein Wunder, dass sich zum Concours d’Elegance auf Amelia-Island viel edles Altmetall versammelt. Und anders als ein halbes Jahr später in Pebble Beach geht es hier in Florida tatsächlich noch um den Glanz der vergangenen Zeit.

Quelle: Autoplenum, 2019-03-15

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