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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 3. April 2020
SP-X/Augsburg. Da soll noch einer sagen, in der Schule lerne man nichts fürs Leben. Für Walter Frey jedenfalls hat die Schule sogar sein ganzes Leben verändert und ihm die Richtung vorgegeben – selbst wenn es vielleicht nicht ganz im Sinne seines Lehrers war. Denn aus reiner Rebellion gegen die Vorurteile des Berufsschulpädagogen hat sich der angehende Kfz-Mechaniker so sehr für den Wankelmotor interessiert, dass er dem Prinzip der kreisenden Kolben nun bereits seit mehr als 40 Jahren förmlich verfallen ist. Schließlich hat ihn die in seinen Augen geniale Erfindung des Felix Wankel nicht nur zum Mazda-Händler der ersten Stunde gemacht. Je länger der Mittsiebziger beruflich mit Autos wie dem Cosmo Sport, dem Luce oder dem RX-7 zu tun hatte, desto größer wurde seine Leidenschaft – und seine private Sammlung. Erst recht, seit er seine zwei Söhne angesteckt hat. Denn Joachim und Markus arbeiten nicht nur in den Mazda-Häusern in und um Augsburg mit. Sie sind ebenso leidenschaftliche Sammler wie ihr alter Herr, so dass der Familienfuhrpark mittlerweile rund 200 Autos zählt. Dabei ist Mazda für einen Sammler natürlich eine dankbare Marke, räumt Frey Senior ein. Denn obwohl es viele Exoten gibt und die Stückzahlen gemessen an Toyota & Co in der Regel sehr viel kleiner sind, sind die Preise am Boden geblieben. Ein gut restaurierter Cosmo kann heute zwar schon mal 100.000 oder 150.000 Euro bringen, freut sich Frey. „Aber ich habe für ein Auto noch nie einen sechsstelligen Betrag bezahlt“, sagt der Sammler und treibt Ferrari- oder Porsche-Fans damit die Tränen in die Augen. Im Wahn des Wankels haben die Freys allerdings nicht nur Mazdas gesammelt. Sondern neben den etwa 130 Japanern stehen in seinen Hallen und Garagen auch ein paar Ro80, ein ebenfalls mit Kreiskolben-Motor bestückter und noch bis vor kurzem gebauter Lada 2017 der russischen Polizei, ein alter Glas, der Citroen Birotor von 1973 und sogar ein Mercedes SL mit Wankelmotor, die eigens für den Konstrukteur umgerüstet wurde, als die Schwaben die Idee der kreisenden Kolben geprüft und für ihren Rekordwagen C111 übernommen haben. Überall dazwischen parken andere Wankelfahrzeuge: Motorräder, Roller, Schneemobile, ein Flugzeug mit Wankelmotor und der Kennung D-FREY hängt von der Decke, und sogar Kettensägen, Boots- und Stationärmotoren mit kreisenden Kolben hat Frey auch in seiner Sammlung. Aber nicht nur Autos mit Wankelmotor haben es ihm angetan. Ein paar konventionell angetriebene Exoten aus der Mazda-Geschichte finden sich in seinem Fuhrpark natürlich auch. „Nur gut die Hälfte unserer Autos haben einen Wankelmotor“, räumt er ein. Natürlich sind auch unter den normalen Autos manche Raritäten, die nicht einmal die Mazda-Zentrale mehr kannte, erzählen Freys stolz: Zum Beispiel der grellgrüne Geländewagen Pathfinder, der aussieht, als wäre er erst gestern vom Band gelaufen: „Nein, das ist kein Nissan“, wiegelt Frey beim Anblick des kantigen Neunsitzers ab, „sondern ein Auto, das in den Achtzigern bei Mazda in Burma vom Band gelaufen ist.”Zwar ist die Sammlung so langsam komplett, freut sich Junior Joachim. Doch irgendwas fehlt immer. „Denn es gibt genug Raritäten und Spezialitäten, nach denen wir wohl bis an unsere Lebensende suchen müssen“, sagt er und schwärmt von den vielen Rennwagen und Sportmodellen, die ihre Sammlung noch schmücken könnten. Allerdings gibt es für die Jäger und Sammler mittlerweile einen großen Unterschied: Mussten sie früher noch die Kleinanzeigen durchstöbern und Agenten um die Welt schicken, um Raritäten in Japan, Neuseeland oder Australien aufzustöbern, haben sie heute so einen guten Namen in der Wankel-Welt und unter den Mazda-Fans, dass ihnen regelmäßig Autos angeboten werden: „Früher mussten wir die Oldtimer suchen, heute finden uns die meisten Autos fast von alleine.“Das macht die Sache allerdings nicht leichter. Denn über die Anschaffung entscheidet der Familienrat, in dem die Rollen fest verteilt sind, erzählt Joachim. Er sieht sich als den Bremser und die Stimme der Vernunft, nennt seinen Bruder den schnell entschlossenen Schwärmer und weiß, dass sich der Vater ohnehin für alles begeistert kann, was vier Räder hat. Wenn sie so zusammensitzen und von ihrer gemeinsamen Leidenschaft erzählen, wirken die drei wie ein Herz und eine Seele. Doch wenn der Vater und die Söhne über den Reiz des einen oder den Fluch des anderen Autos diskutieren, kann man sich lebhaft vorstellen, dass auch bei Freys nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Trotzdem kann sich das Trio keine bessere Konstellation vorstellen: „Bei drei Leuten muss man zwar viel diskutieren, bekommt am Ende aber immer eine klare Mehrheit. Das ist wie in einer Demokratie.“ Allerdings eher in einer altmodischen Demokratie. Denn die Frauen haben – zumindest beim Thema Auto - in der Familie Frey nichts zu melden und sich mit diesem Schicksal abgefunden, sagen die Männer. Wenn man mit den Freys über ihre Sammlung spricht, dann haben sie viel zu erzählen und beantworten geduldig alle Fragen. Nur eine Antwort bleiben alle drei Männer schuldig: Welches Auto ihnen am liebsten ist, das können sie partout nicht sagen. Es gibt welche, die finden sie schöner oder die fahren sie lieber, und manche mögen sie wegen ihrer schrägen Geschichte oder dem abenteuerlichen Kauf. Doch am Ende sind die Oldtimer für sie wie Kinder, bei denen man schließlich auch keine Favoriten kennt. Auch das ist übrigens ein Grund, weshalb sie von ihren Oldtimern noch nie einen verkauft haben. Es gibt zwar ein paar Raritäten, von denen wir uns trennen wollten, weil wir ein ähnliches Auto in einem besseren Zustand bekommen haben“, räumt Markus ein. „Aber man kann doch ein rotes Auto nicht gegen ein silbernes eintauschen”, schimpft Walter und predigt die salomonische Lösung: „Also haben wir beide behalten.“ Natürlich können die drei zu jedem ihrer Autos endlose Geschichten erzählen von abenteuerlichen Käufen in Australien lange vor der Erfindung des Internets oder davon, wie sie ohne ein Wort Japanisch mal blind drei Kleinwagen aus dem Anzeigenteil einer PS-Gazette vom Kiosk am Flughafen Tokio gekauft haben. Doch seit sie sich vor ein paar Jahren in die Idee eines eigenen Museums verliebt haben, ist ihr Anekdotenschatz ins schier unermessliche gestiegen. Und anders als bei ihren bisherigen Auto-Käufen hat da leider nicht jede Geschichte ein Happy End, müssen die drei einräumen.Dann schwärmen sie vom Augsburger Bürgermeister, der sie so lange persönlich durch die Stadt geführt und ihnen so viele Immobilien gezeigt hat, bis sie irgendwann das alte Straßenbahndepot entdeckten, in dem sie nun ihren Traum verwirklichen wollen. Sie schimpfen über die Behörden, die ihnen den Traum mit unzähligen Auflagen wieder zunichtemachen wollten. Und sie erzählen davon, wie schwer es war, Mazda ins Boot zu holen. Denn obwohl die Sammlung der Freys tatsächlich einzigartig ist in der Welt und damals kein anderer Importeur ein eigenes Museum in Deutschland hatte, haben sich die Japaner anfangs mit ihrem Engagement etwas schwer getan. Doch spätestens seit Frey beim großen Chef in Japan war und bei der nächsten IAA in Frankfurt vom Präsidenten mit einer innigen Umarmung begrüßt wurde, flutscht es in der Partnerschaft, schwärmen die sympathischen Schwaben über die gute Kooperation und die Idee von „Mazda Classic“. Das ist jetzt knapp vier Jahre her und die anfänglichen Schwierigkeiten sind längst vergessen. Denn seit mittlerweile ziemlich genau drei Jahren hat das Museum geöffnet und zieht reichlich Besucher in Bann. Und in diesem Jahr, wenn Mazda seinen 100. Geburtstag feiert, erwarten die Freys besonders viele Gäste, falls die Corona-Krise es zulässt. Ganz nebenbei hat das ehemalige Straßenbahn-Depot am Rande der Augsburger Innenstadt noch ein anderes Problem der Familie Frey gelöst, freut sich Junior Markus: „Wir haben en in den anderen Hallen endlich wieder Platz für ein paar neue, alte Autos.“ Seit Walter Frey zum ersten Mal vom Wankel-Motor gehört hat, ist er den kreisenden Kolben verfallen. Das hat ihn zu einem Mazda-Händler der ersten Stunde gemacht und auch seine Söhne infiziert. Mittlerweile hat die Familie die wahrscheinlich größte Mazda-Sammlung der Welt – und ihr eigenes Museum.
Fazit
Seit Walter Frey zum ersten Mal vom Wankel-Motor gehört hat, ist er den kreisenden Kolben verfallen. Das hat ihn zu einem Mazda-Händler der ersten Stunde gemacht und auch seine Söhne infiziert. Mittlerweile hat die Familie die wahrscheinlich größte Mazda-Sammlung der Welt – und ihr eigenes Museum.

Quelle: Autoplenum, 2020-04-03

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