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Testbericht

14. Juni 2011
Portimao (Portugal), 14. Juni 2011 - Unser Wagen kann kein Wurmloch bohren, findet also keine Abkürzung durch den Raum. Aber er ist schnell, so schnell, dass er in den "Klub der 300" aufgenommen wird. Wir testen den Jaguar XKR-S - mit seinen 550 PS muss er bei 300 km/h abgeregelt werden.

Immer als Coupé Jaguars XK-Reihe ist die sportlichste Truppe in der Modellpalette der Briten. Es gibt sie als elegantes Coupé und stylisches Cabrio. Unseren XKR-S wird es nur als Coupé geben. Er unterscheidet sich optisch immens von seinen gar nicht mal schwachen, aber trotzdem schwächeren Geschwistern. An der Front kommt nur eine neue Schürze zum Einsatz, allerdings lässt diese den Wagen breiter und stämmiger wirken. Zwei rechts und links angebrachte schmale Luftöffnungen lassen das S-Modell genauso bissiger wirken wie die beiden waagerechten Schlitze am vorderen Abschluss der Motorhaube. Seitlich fallen die serienmäßigen dunklen 20-Zoll-Räder auf und am Heck sorgt sich ein Spoiler um Abtrieb.

Und es stimmt doch Als Kind haben wir gerne in am Straßenrand parkende vermeintlich schnelle Autos geguckt und vom Tacho die Höchstgeschwindigkeit abgelesen. Das so ein Tacho schamlos übertreibt, lernten wir allerdings recht schnell. Und nun haben wir einen Wagen, der entwaffnend ehrlich ist: Seine 300-km/h-Skala entspricht der Realität. Selbst ein so genannter Vorlauf, also eine im Vergleich mit der tatsächlichen Geschwindigkeit höhere Tachoanzeige scheint nicht vorgesehen - beim 300-km/h-Auto ist auch die Anzeige bei 300 zu Ende. Ansonsten ist im XK alles wie gehabt: Feines Leder ist Serie, die Sitze sind sportlich und trotzdem langstrecken-bequem und die zweite Reihe ist wegen null Beinfreiheit nur was fürs Gepäck.

Kommt noch einer? Um der 300 km/h Maximalgeschwindigkeit auch fahrwerkstechnisch Herr zu werden, wurde der XKR-S vorne und hinten verhärtet. Das Ergebnis spüren wir in der ambitioniert gerasten Spitzkehre - hier wankt nichts. Kaputten Asphalt spüren wir zwar, aber es ist nicht schlimm, wir steigen nach mehreren 100 Kilometern vollkommen frisch aus dem Wagen. Die Lenkung lässt uns mit kompromissloser Präzision die Richtung vorgeben - aber für einen Sportwagen ist sie recht leichtgängig. Jaguar betont immer wieder, dass der XKR-S vor allen Dingen alltagstauglich sein soll. Anscheinend hat man in England zusätzlich einen knallharten Supersportler im Sinn, dessen Prioritäten dann eher Richtung Racetrack gehen - und bei dem wird dann auch die Lenkung das richtige Sportfeeling vermitteln. Der Druck auf den Dynamik-Knopf öffnet zwar permanent die Auspuff-Klappen, aber einen Einfluss auf Lenkung und Fahrwerk spüren wir kaum. Der Trend zur deutlich fühlbaren Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodi ist bei Jaguar noch nicht angekommen. Die Bremsen greifen wiederum unbarmherzig in die Scheiben und halten den Sportler bei Bedarf im Zaum.

Top of the Range Die Briten scheinen in eine Art Kraftrausch verfallen zu sein, sind nicht bereit, das lohnende Geschäft mit dem Überfluss der Konkurrenz zu überlassen. Spannen im XKR bereits 510 Pferde und im ausverkauften Sondermodell XKR 75 530 Pferde ihre Muskeln, müssen es beim XKR-S 550 PS sein. Sie entspringen einem Achtzylinder-Motor, in welchen ein irre rotierender Kompressor unablässig zusätzliche Atemluft hineinrührt. Die 40 Bonus-PS kommen von einer geänderten Motorsteuerung und einem Auspuff mit geringerem Abgasgegendruck. Das kommt auch dem Drehmoment zugute: Es steigt um 55 auf jetzt 680 Newtonmeter. Der Verbrauch soll laut Hersteller auf dem Niveau des 510-PS-Standard-XKR-Motors liegen, womit das Triebwerk des S-Modells das effizientere wäre. Neben Leistung und Kraft liegt auch der Durst des XKR-S eher oben: Im Schnitt schlabbert der V8 12,3 Liter Super pro 100 Kilometer weg. In der Stadt sind es dann 18,9 Liter - aber wir müssen hier eben auch 550 Pferde bei Laune halten.

Schnell Wir haben die Rennstrecke erreicht und lassen das Gaspedal Richtung Bodenblech sinken. Der Jaguar springt nach vorne, als würde er sich auf einen Kaiman, seine Lieblingsbeute, stürzen und diesen augenblicklich zerreißen wollen. In 4,4 Sekunden ist der XKR-S auf 100 km/h - das Modell ohne "S" muss beim Standardsprint 4,8 Sekunden verstreichen lassen. Zwischen 3.000 und 4.000 U/min oder, wie beschrieben, nach Druck auf die Dynamik-Taste, sind die Auspuffklappen immer offen. Im Innenraum wirkt dies unspektakulär. Aber außen geht es ab: Ein Knatter-Staccato zieht sich immer stärker zusammen, wird zu einem trockenen Schreien, unterlegt von einem feinen Bollern - der Sound des XKR-S ist Klasse und er ist eigenständig. Am Ende kommt bei so was Charisma heraus.

Preis: vollkommen schnuppe Geschaltet wird im XKR-S über eine Sechsstufen-Automatik. Diese lässt sich über den Jaguar-typischen Drehregler in der Mittelkonsole bedienen. Das Schaltwerk macht sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke einen tadellosen Job, verschaltet sich nie und ruckelt auch nicht. Einen Ruck wird es auf dem Konto von XKR-S-Käufern geben: Der mit annähernd Vollausstattung ausgelieferte Wagen schlägt mit 129.900 Euro zu Buche. Maximal kann man 133.690 Euro für einen XKR-S ausgeben, dann sind auch beinahe schon skurril anmutende Extras wie eine Umluft-Automatik und ein Luftqualitäts-Sensor für jeweils 80 Euro mit an Bord. Ein XKR Coupé wird von Jaguar mit 105.900 Euro berechnet. Kommt noch das Speed-Pack dazu, welches die Höchstgeschwindigkeit auf 280 km/h anhebt, sind 112.800 Euro fällig. Die 129.900 Euro für den XKR-S sind also nicht zu unterschätzen - aber das 2010er Editionsmodell zum 75. Geburtstag der Marke kostete 125.000 Euro - und war eben ruckzuck ausverkauft. Die XKR-S-Kundschaft wird sich wegen des Preises nicht sorgenvoll und schlaflos im Bett herumwerfen.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Ottomotor mit Kompressoraufladung
Hubraum:5.000
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:8
Leistung:404 kW (550 PS) bei UPM
Drehmoment:680 Nm bei 2.500 - 5.500 UPM
Preis
Neupreis: 129.900 € (Stand: Juni 2011)
Fazit
Der Jaguar XKR-S ist das würdige Topmodell der Marke. Sein charismatischer Auftritt rührt von einem selbstbewusst gestalteten Gesicht, einer schneidigen Performance in Verbindung mit einem markanten Klang - und einem Preis, der klar herausstellt, dass der Wagen nicht geschaffen wurde, um die Massen zu mobilisieren.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2011-06-14

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