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Testbericht

1. Juni 2015

Im Kleinstwagen-Segment (A 0) haben Autohersteller nichts zu lachen. Geringe Verkaufspreise, viel Konkurrenz und ein preissensibles Publikum machen das Geldverdienen schwer. Und dann die Ansprüche der Kunden. Das, was eine oder zwei Klassen darüber an Features Usus ist, möchte sich doch bitteschön auch in den Ausstattungslisten der lieben Kleinen wiederfinden. Das ist für den Hersteller teuer und vor allem bei älteren Modellen im nachherein nur schwer zu realisieren. Kein Wunder also, dass man sich da bei einem Facelift vor allem auf Kosmetik beschränkt, statt sich an tiefgreifende technische Änderungen zu wagen.

Mehr Schein als Sein beim Picanto?
Kia hat beim seit 2012 am Markt lancierten Picanto genau dieses Problem. Einstmals als kostengünstiger Koreaner gestartet, erwartet das Publikum auf der einen Seite einen deutlich günstigeren Preis, als etwa bei dem Konkurrenten Volkswagen up!, andererseits darf das Auto aber in Sachen Optik und Leistung nicht zu stark abfallen. Für den gelifteten Picanto setzt Kia deshalb zunächst auf die bewährten Optikretuschen. Ein paar neue, sportlich gestylte Schürzen samt Heckdiffusor und Möchtegern- Doppelrohrauspuff, zwei neu gezeichnete Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht sowie LED- Rückleuchten und eine Auswahl an modifizierten Alufelgen (13-15 Zoll) sollen das Augenmerk auf den als Drei- und Fünftürer erhältlichen Korea-Zwerg richten. Dazu gibt es im Innern etwas Alu-Optik um die Instrumente, ein von Konzernmutter Hyundai ausgeliehenes Lenkrad und ein wenig besseren Kunststoff an der Schalttafel. Das muss reichen, um am Ende die Zeit bis zum Modellwechsel zu überleben, denn technisch hat Kia an dem Picanto kaum etwas verändert.

Unter anderem sollen modifizierten Alufelgen das Augenmerk auf den als Drei- und Fünftürer erhältlichen Korea-Zwerg richten.

Bewährt und zuverlässig.
Doch die Hyundai Tochter hat damit nicht unbedingt einen Fehler gemacht. Das, was die Koreaner seit Einführung des Modells an Motoren und Getrieben anbieten, ist keinesfalls so veraltet, dass es die modernere Konkurrenz fürchten muss. Neben einem 1,0 Liter Dreizylinder-Saugmotor mit schnatternden 66 PS ist ein 85 PS starker 1,2 Liter Vierzylinder von Hyundai im Angebot. Und der Sauger macht seine Sache in Verbindung mit der Fünfgang-Schaltbox richtig gut. Er zieht von Beginn an ordentlich durch, bietet genug Dampf, um im Stadtverkehr den Anschluss nicht zu verlieren, und wenn man etwas kritisieren mag, dann das, dass Aggregat beim Ausdrehen etwas zäh und widerwillig wirkt und den von anderen Modellen mit modernem Turbomotor bekannten Drehmoment-Punch nicht bieten kann. Ein Umstand, der der Zielgruppe allerdings kaum auffallen wird. Die wird an dem Kia Picanto vielmehr seine praktische Seite schätzen. Neben der gut geschnittenen Karosserie mit bequemen Einstiegen und einer niedrigen Ladekante des dank variabel umlegbarer Rücksitzbank bis zu 870 Liter großen Kofferraums, ist es vor allem der gute Komfort und die Wendigkeit des Stadtflitzers. So lässt er sich in nur 9,60 Meter um 360 Grad drehen und selbst auf schlechten Straßen hoppelt der Kia nicht wie ein Wasserfloh. Und auch wenn lange Autobahnetappen nur bedingt zu empfehlen sind, so lassen Sitzanlage und Federung 500 Kilometer nicht zur Tortur werden, zumal es mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h durchaus zügig ans Ziel geht. Das kann dank des geringen Verbrauchs von rund 5 Litern und dem immerhin 35 Liter großen Tank sogar etwas weiter weg sein.

Sitzanlage und Federung lassen 500 Kilometer nicht zur Tortur werden.

Darf es etwas mehr sein?
Doch trotz aller Zufriedenheit gibt es auch Kritik an Kia’s Kleinstem. Das nun gegen Aufpreis lieferbare, fest installierte Navigationsgerät gehört schon vor seinem Erscheinen zum alten Eisen, kann es doch nur rudimentär Kontakt mit dem Smartphone aufnehmen. Beliebte Fähigkeiten, wie etwa die Darstellung von Handy-Apps auf dem Navigationsbildschirm beherrscht es ebenso wenig, wie das heute eigentlich selbstverständliche Audio Streaming oder eine Sprachwahl. Im Picanto muss das Telefon zum Musikhören an die Strippe und das Telefonieren beschränkt sich streng genommen auf ankommende Anrufe. Kleiner Trost: Wer das Navi wählt, erhält immerhin eine Rückfahrkamera über dessen Sinnhaftigkeit bei einem 3,60 m kurzen Stadtauto allerdings trefflich diskutiert werden kann. Angenehmer für die angepeilte Kundschaft der Laternenparker sind da schon Komfortextras, wie das heizbare Lenkrad und die sehr wirkungsvolle Sitzheizung. Beides keine selbstverständlichen Angebote im A0-Segment. Diese und weitere Annehmlichkeiten haben allerdings ihren Preis und so entschwindet der Picanto ziemlich flott dem Marktsegment des preiswerten Zweitwagens. Der Picanto 1.0 ist in der preiswertesten Version „Attract“ zwar noch für überschaubare 9.550 Euro zu haben, doch da der 1.2 nur in Verbindung mit der höchsten Ausstattungsversion „Spirit“ erhältlich ist, geht für diese Motorisierung unter 13.000 Euro nichts. Wer das empfehlenswerte „Komfort“ Paket (unter anderem mit Sitz- und Lenkradheizung sowie Start/Stopp-System) dazu nimmt, ist schon bei knapp 14.000 Euro. Angesichts dieser Summe kann der Kia-Händler dann nur hoffen, dass das Argument der 7-jährigen Garantie den Ausschlag für die Kaufentscheidung gibt und nicht der Kunde gerne eine Nummer größer nimmt. Denn mit dem gleichstarken Hyundai i 20 lauert die preisgleiche Konkurrenz bereits im eigenen Haus.

Der Picanto 1.0 ist in der preiswertesten Version „Attract“ für überschaubare 9.550 Euro zu haben.

Fazit
Harte Zeiten kommen auf den Picanto zu. Zwar erledigt der kleine Koreaner seine Aufgaben durchaus zur Zufriedenheit, doch der Preis steht in diesem Segment im Vordergrund. Und der ist, gemessen an der Konkurrenz, inzwischen deutlich zu hoch, zumal das Design, trotz der bemüht wirkenden Retuschen, etwas antiquiert wirkt.

Technische Daten Kia Picanto 1.2 CVVT

Länge/Breite/Höhe: 3,595/1,88/1,48 m
Radstand: 2,38 m
Wendekreis: 9,6 m
Leergewicht: ab 935 kg
Zuladung: 495 kg (Dreitürer)
Anhängelast (gebr./12%): keine Anhängekupplung im Angebot
Kofferraum-Volumen: 200 - 835 l
Tankinhalt: 40 l

Fahrleistungen Benziner 1,2 CVVT

1,2 CVVT: Leistung 63 kw/85 PS, max. Drehmoment 120 Nm bei 4.000 U/min, 0–100 km/h in 11,9 s, Spitze 175 km/h; Verbrauch 4,7 l S/100 km, CO2-Ausstoß (Werksangabe) 109 g/km; ab € 13.090,- .




Testwertung
3.5 von 5
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