Lamborghini-Treffen - Alpen-Panorama
Testbericht
Ein Donnern weht durch das zumindest im Sommer verschlafene Sankt
Moritz. Drei Jahre ist es her, da fiel eine Armee von bunten Donnervögeln
im noblen Wintersportort ein. Jetzt kamen die Lambo-Jünger zurück.
Sankt Moritz sieht das Jahr über tausende gut betuchter Urlauber und
Residenten. Die meisten von Ihnen kommen im schneereichen Winter -
zum Polo, zum Skifahren oder einfach nur zum Posen. Im Sommer ist es
auf dem Hochplateau deutlich ruhiger und für viele elitärer. Drei Jahre
nach dem letzten europäischen Lamborghini-Treffen ließen es die Fans
norditalienischer Sportwagen wieder einmal ein Wochenende lang in den
Bergen krachen. Dröhnende Boliden und bunte Farben machten den
Wintersportort drei Tage lang zum Alpen-Monaco. Am Ende gab es neue
Freundschaften, strahlende Gesichter und 20 Zentimeter Neuschnee.
Schnee in Sankt Moritz ist keine große Überraschung. Doch Ende Juni
schauen selbst die Ortsältesten verwundert aus dem Fenster, wenn sich
die sattgrüne Sommerlandschaft in ein schmuckes weiß taucht. Das ging
den Lamborghini-Fans am Abreisetag nicht anders. Neuschnee soweit das
Auge reicht brachte nicht nur die historischen Boliden aus Santa Agata in
arge Bedrängnis. 400, 500 oder mehr PS und schneeglatte Straßen passen
ohne Winterpneus kaum zusammen. Immerhin fand die Rundfahrt über
Julierpass und die Bergstraßen tags zuvor noch trockenen Reifens statt.
Mehr als 200 Lamborghini-Fans aus weiten Teilen Europas waren nach
Sankt Moritz gereist, um der gemeinsamen automobilen Leidenschaft zu
frönen und den Lambo-Treff in den Schweizer Alpen zu besuchen.
Wie schon bei den vorherigen Events stand neben Gallardo, Miura,
Countach und Jalba ein Name im Vordergrund: Valentino Balboni. Der
ehemalige Cheftestfahrer aus dem Hause Lamborghini kennt die
supersportlichen Fundern aus der Nähe von Bologna besser als seine
eigene Hosentasche. Kein Wunder, dass er kaum dazu kommt, sein
Pensionszeitalter auszukosten. Als Markenrepräsentant und technischer
Experte hat er auch in Sankt Moritz alle Hände voll damit zu tun,
Autogramme zu schreiben, Fragen zu beantworten und Zündverteiler zu
kontrollieren.
Gautam Singhania, millionenschwerer Mode-Tycoon aus Mumbai, ist zum
ersten Mal beim Lamborghini-Treffen in Sankt Moritz. „Ein toller Event. Zu
Hause in Indien besitze eine ganze Reihe von Lamborghinis. Meistens fahre
ich in meiner Freizeit mit einem Murcielago SV. Bei beruflichen Terminen
habe ich natürlich eine Fahrer mit Limousine; doch normalerweise nehme
ich einfach den Helikopter.“ Gautam Singhania ist zusammen mit zwei
Freunden aus Indien nach Sankt Moritz gekommen – über London und
Zürich. Vor kurzem haben sie in Indien den Supercar Club of India
gegründet. „Ich habe nicht nur Lamborghinis, sondern auch eine ganze
Reihe von Ferraris in meiner Autosammlung. Ich bin der erste in Indien,
der den neuen Ferrari 458 Italia bekommen hat und bei meinem Händler
habe ich blind auch bereits den Nachfolger vom Murcielago bestellt. Ich will
wieder der erste sein“, redet sich Gautam Singhania, Fan norditalienischer
Supersportwagen in Ekstase, „ich bin schon unglaublich gespannt.“
Am Fanwochenende wird das Grand Hotel des Bains zum Anziehungspunkt
für Urlauber und Bewohner von Sankt Moritz. Der Platz rund um die
Nobelherberge ist bunt getüncht. Die Lamborghini-Fans lieben es
bekanntlich besonders farbenfroh und kaufen die PS-starken Rennen gerne
in Kolorationen wie Papageien-gelb, Gras-grün oder einem satten orange.
Dabei unterscheiden sich die Modelle aus vergangenen Jahrzehnten wenig
von denen heutiger Tage. Auch historische Versionen von Countach, Miura,
Jalba und Co. sind nur selten in dezenten Farbtönen vertreten; derweil
strahlen Gallardo und Murcielago mit den blauen Fensterläden des Grand
Hotels um die Wette. Auffälliger ist allenfalls noch die italienische Polizei,
die Lamborghini stilecht in einem offiziellen Gallardo-Einsatzfahrzeug aus
Norditalien mitgebracht hat. Polizei-Begleitschutz hat schließlich auch
gegenüber den strengen Schweizer Ordnungsbehörden noch nie
geschadet. Das weiß auch der geneigte Lamborghini-Fahrer.





























