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auto-news, 2011-07-25

Porsche Panamera Diesel im Test: Langstrecken-Athlet

4.5 von 5

Testbericht

Friedrichsruhe, 25. Juli 2011 - Es ist noch gar nicht lange her, da war eine viertürige Limousine von Porsche undenkbar. Genauso unvorstellbar war es, dass in die sportlichen Fahrzeuge aus Zuffenhausen einmal ein Dieselmotor eingebaut werden könnte. Jetzt wird erstmals sogar beides miteinander kombiniert - in Form des Panamera Diesel. Kann das noch ein richtiger Porsche sein, der auf Sprit sparen getrimmt wurde und mit einer Tankfüllung über 1.200 Kilometer weit kommen soll?


Porsche profitiert von VW
Dass Porsche nun vollends auf Diesel setzt, ist mitnichten so. Doch jetzt profitieren auch die so auf ihre Eigenständigkeit bedachten Sportwagenbauer aus Schwaben vom Volkswagen-Einstieg, da sie nun vollen Zugriff auf die Wolfsburger Konzern-Aggregate haben. Baureihen-Leiter Michael Steiner gibt unumwunden zu, dass es ohne VW keinen Diesel-Panamera gegeben hätte und der ursprünglich auch gar nicht vorgesehen war. Nun steht der Dreiliter-Turbodiesel zur Verfügung, der auch im Audi Q7, im VW Touareg sowie im Rahmen des gemeinsamen modellspezifischen SUV-Projekts im Porsche Cayenne zum Einsatz kommt. Im Panamera leistet das Triebwerk 250 PS und damit fünf Pferdestärken mehr als in den Schwestermodellen.
Der 313 PS starke Biturbo-TDI, den Audi demnächst im A6 anbietet, wäre übrigens keine Alternative gewesen. Er passt schlicht nicht in den Motorraum des Panamera.

"Keine Granate"
Ob damit bewusst die Erwartungen heruntergeschraubt werden sollten oder ob es einfach nur etwas schnoddrig formuliert war - im Vorfeld unserer Testfahrten weist uns ein Porsche-Ingenieur darauf hin, dass der Panamera Diesel "keine Granate" geworden sei. In der Tat: Wer einen Sportwagen in Limousinenform erwartet, der wird enttäuscht werden. Aber das ist auch gar nicht der Anspruch der mittlerweile achten Panamera-Variante. Vielmehr sollen Kunden erreicht werden, die eine sportliche Reiselimousine fahren wollen, viel Zeit in ihrem Auto verbringen, lange Strecken zurücklegen und gegebenenfalls ihren Chef oder Fuhrparkleiter davon überzeugen müssen, dass ein Porsche als sparsamer Dienstwagen durchaus eine Alternative sein kann.

Nur dezente Hinweise
Von außen ist der Selbstzünder-Panamera lediglich an einem "diesel"-Schriftzug auf den beiden vorderen Türen auszumachen. Um die eigens entwickelten Endrohrblenden zu identifizieren, muss man schon besonders genau hinsehen. Doch auch "der Fahrer soll nicht sofort erkennen, dass es ein Diesel ist", hebt Baureihenchef Steiner hervor und spielt damit auf den Motorsound an. Der klingt in der Tat nicht nach einem Selbstzünder - vielmehr kernig und grummelnd statt nagelnd und aufdringlich. Zusätzliche Dämmung hält die Geräuschkulisse für die Insassen ohnehin in Grenzen.

Lang, breit und schwer
Der V6-Motor treibt den 4,97 Meter langen, 1,93 Meter breiten und fast zwei Tonnen schweren Koloss gleichmäßig und souverän voran. Beim Herausbeschleunigen aus dem Drehzahlkeller hätten wir uns das ein oder andere Mal jedoch eine Schippe mehr Kraft gewünscht. Neben den 250 PS Leistung stehen maximal 550 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, die ab 1.750 Umdrehungen anliegen. 6,8 Sekunden für den Spurt von null auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h können sich sehen lassen, zum Klassenprimus reicht es damit allerdings nicht. Der Audi A8 3.0 TDI (6,1 Sekunden und 250 km/h) ist schneller unterwegs. Serienmäßig mit an Bord des viertürigen Porsche-Diesels ist ein Start-Stopp-System, das den Motor nach einem Halt äußerst zügig wieder startet.

Acht sanft wechselnde Gänge
Der Panamera Diesel ist ausschließlich mit Automatikgetriebe inklusive Schaltwippen erhältlich. Der Achtgang-Wandler wurde auch deshalb genommen, um die aus dem Cayenne bestehende Motor-Getriebe-Kombination nutzen zu können. Der Automat wechselt seine Gänge sanft, im Normalmodus aber mit einer Gedenksekunde. Im Sport-Modus hingegen sprechen Gaspedal und Motor deutlich schneller an. Das Porsche Doppelkupplungsgetriebe PDK stünde dem Panamera Diesel sicherlich ebenfalls gut zu Gesicht, würde ihn noch sportlicher wirken lassen.

Sportlich, aber ausreichend komfortabel
Der extrovertiert auftretende und absolut hochwertig verarbeitete Panamera Diesel wird serienmäßig mit einer Stahl-, für knapp 3.500 Euro extra mit einer adaptiven Luftfederung ausgestattet. Sie erlaubt drei verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, die den Viertürer immer sportlich, auf Wunsch aber auch ausreichend komfortabel auf dem Asphalt halten. Das Kurvenverhalten der Limousine lässt kaum Wünsche offen, die Lenkung agiert so, wie wir es von einem Porsche erwarten. Das Interieur bietet großzügigen Platz für vier Personen und - gegen teils saftige Preisaufschläge - jeden Luxus, der von einer Oberklasse-Limousine heutzutage erwartet wird.

Nur die S-Klasse ist sparsamer
Porsche erwartet für die mindestens 80.183 Euro teure Dieselvariante hierzulande einen Anteil von über 40 Prozent. Für viele dürfte der Verbrauch ein kaufentscheidendes Argument darstellen. 6,5 Liter gibt der Hersteller auf 100 Kilometer an. Weniger verbrauchen in der Oberklasse nur die Mercedes-Modelle S 250 CDI BlueEfficiency (5,7 Liter) und S 350 BlueTec (6,2 Liter). Mit den optionalen rollwiderstandsarmen Reifen soll der Diesel-Panamera sogar nur 6,3 Liter Super benötigen. Das ist deutlich weniger als beim Panamera S Hybrid, für den 7,1 Liter angegeben werden. Der verfügt allerdings über eine Gesamtleistung von 380 PS und trägt deutlich mehr Sportlergene in sich. Doch neben einem 26.000 Euro höheren Anschaffungspreis unterscheiden sich Diesel und Hybrid auch hinsichtlich der Zielmärkte. Der Panamera Diesel wird vor allem in Europa eine wichtige Rolle spielen, in Amerika und China hingegen gar nicht angeboten. Dort sind in vor allem Hybridautos gefragt.

Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Dieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung und Turbolader
Hubraum:2.967
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:184 kW (250 PS PS) bei 3.800 bis 4.400 UPM
Drehmoment:550 Nm bei 1.750 bis 2.750 UPM
Preis
Neupreis: 80.183 € (Stand: Juli 2011)
Fazit

Der Panamera Diesel darf sich allemal als echter Porsche titulieren lassen. Allerdings sollten Kunden mit der richtigen Erwartungshaltung an den sparsamen Viertürer gehen: Sie bekommen keinen Sportwagen mit Reisequalitäten und viel Platz, sondern ein luxuriöses Langstreckenfahrzeug, das ausreichend Power und Fahrspaß bietet. Wer es hingegen mit einem Panamera auch mal richtig krachen lassen will, der sollte mindestens zum 400 PS starken Panamera S greifen - deutlich höherer Spritverbrauch inklusive.

Testwertung
Quelle: auto-news, 2011-07-25