Lebenslange Garantie von Opel - Relativitätstheorie
Testbericht
Ab 1. August gewährt Opel auf alle seine Neuwagen eine verlängerte
Garantie. Die Garantie umfasst alle Lohnkosten und anteilig auch die
Materialkosten für alle neuen Modelle bis zu einer Laufleistung von
160.000 Kilometern.
Eine lebenslange Garantie hört sich erst einmal beeindruckend an. Ganz
so sorgenfrei wird die Zukunft ein einem Opel jedoch nicht. Auf die
gesetzlich geltende Gewährleistung von zwei Jahren und der bisher
geltenden Werksgarantie von weiteren zwölf Monaten legt Opel nochmal
einen drauf und gewährt jetzt eine lebenslang geltende Garantie. Bis zu
50.000 Kilometer übernimmt Opel dann alle Lohn- und Materialkosten,
die bei der Beseitigung eines Mangels anfallen. Bis zu einer Laufleistung
von 160.000 Kilometern kommt Opel weiterhin für alle Lohnkosten auf,
reduziert aber seinen Anteil an den Materialkosten in mehreren Stufen
auf 40 Prozent. Die Garantie erstreckt sich auf alle wesentlichen
Komponenten wie Motor, Getriebe, Lenkung, Elektrik, Elektronik und
Klimatechnik. Der Garantieanspruch ist auf den Zeitwert des Fahrzeuges
zum Eintritt des Garantiefalles begrenzt. Nicht ersetzt werden auch
nicht wie üblich typische Verschleißteile wie Bremsbelege,
Kupplungsscheiben und Zahnriemen. Ausgeschlossen von der Garantie
sind wie bisher Schäden, die durch Unfälle, unsachgemäße Verwendung
und mutwillige Zerstörung herrühren.
In den Genuss der Garantie kommen Neuwagenkäufer, die ihr Fahrzeuge
regelmäßig und in den vorgeschriebenen Intervallen von einem Opel-
Vertragspartner warten und die Garantie einmal Jahr für 11,90 Euro
verlängern lassen. Ein Zweitbesitzer kann die Garantie bis zu 6 Jahre nach
Erstzulassung und maximal 100.000 km Gesamtlaufleistung übernehmen
– auch wieder für 11,90 Euro im Jahr. Ob ein Drittbesitzer auch noch die
Garantie übernehmen kann, ließ Opel erstmal offen. Auch über die präzise
Staffelung der Anteile an den Materialkosten, abhängig von der jeweiligen
Laufleistung, die Opel übernimmt, will die Firma noch nachreichen.
Manch ein Autofahrer wird sich freuen, dass auch die Elektronik in die
Garantie inbegriffen ist. Hatten sich doch gerade Ausfälle der Elektronik bei
allen Herstellern zu einer der häufigsten Pannenursachen gemausert.
Indem Opel auch diese Bauteile in seine Garantie aufnimmt, scheint man
suggerieren zu wollen, diese Probleme im Griff zu haben. So wies auch Rita
Frost, bei Opel zuständig für die Produktentwicklung, auf der heutigen
Pressekonferenz daraufhin, dass die Kosten für Gewährleistungsfälle seit
2006 um 30 Prozent gesunken sind.
In dasselbe Horn stößt auch ihr Chef und oberste Opel-Lenker Nick Reilly.
„Opel startet jetzt durch. Mit der lebenslangen Garantie unterstreichen wir
unser Vertrauen in die Qualität und Werthaltigkeit unserer Produkte sowie
die Kraft der Marke Opel. Die lebenslange Garantie ist nur möglich aufgrund
der Zuverlässigkeit unserer neuen Modelle.“
Dabei lässt sich das Jahr für Opel ganz gut an. Nach zuletzt immer weiter
sinkenden Marktanteilen scheint es so, als wenn sich in diesem Jahr wieder
ein Prozentpunkt hinzugewinnen ließe. Da ist nur logisch nicht nur die
Kunden, sondern auch die Händler, stärker an die Marke binden zu wollen.
Der Vorteil für den Opel Kunden fällt ja moderat aus. Bei durchschnittlich
11.000 Kilometern Jahreslaufleistung entspricht die 100prozentige
Kostenübernahme bis 50.000 Kilometern durch Opel einer Verlängerung
der Werksgarantie um eineinhalb Jahre. So lang ist lebenslang. Bei dem
erwähnten Rückgang der Gewährleistungsfälle in den vergangenen Jahren
sind die Mehrkosten für Opel leicht zu verschmerzen. Wenn der Kunde in
Zukunft regelmäßig einmal Jahr bei seinem Vertragshändler vorbeischaut,
um seine Garantie zu verlängern - und dafür auch noch bezahlt – springt
für den Händler mit hoher Wahrscheinlichkeit noch das eine oder andere
Zusatzgeschäft heraus. Dumm, wenn es anders wäre.
Und überhaupt: Eine Ausweitung der Gewährleistung auf 160.000
Kilometern entspricht, einer durchschnittlichen Garantie von über 14
Jahren. In dieser Zeit muss der Kunde 173 Euro an Gebühren für seine
Garantie zu berappen. Damit ist schon die eine oder andere
Werkstattstunde bezahlt. Alles ist relativ: Vor einem Jahr hätten wir alle
nicht geglaubt, dass es Opel überhaupt noch so lange gibt.