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Autoplenum, 2010-04-16

Lexus-Jubiläum - Wenn Image alles ist

Testbericht

Susanne Kilimann / Stefan Grundhoff

Im Jahre 1990 brachte Toyota seine Edelmarke Lexus nach Deutschland.
Trotz unbestrittener Qualitäten blieb der Verkaufserfolg äußerst
bescheiden. Doch die Japaner wollen auf dem umkämpftesten
Premiummarkt der Welt nicht klein beigeben – im Gegenteil.

Der abgewetzte Lederknauf des Schaltknüppels glänzt schon reichlich
speckig und über die hellen Glattledersitze hat sich eine gewisse Patina
gelegt. Zudem spürt man bei jedem Atemzug, dass das Wageninnere seit
Jahren an akutem Frischluftmangel leidet. Der Antrieb dagegen zeigt
keinerlei Alterbeschwerden, vom Start weg steht der Achtzylinder willig zu
Diensten und erfreut während der kurzen Spritztour mit kräftigem
Durchzug und angenehmer Laufruhe. Dabei ist dieses Fahrzeug
zumindest dem Tachostand nach schon mehr als 20mal um die Erde
gefahren – fast 900.000 Kilometer hat der Lexus LS 400, Baujahr 1993,
mittlerweile auf dem Buckel.

Seit zwanzig Jahren ist Japans feinste Automarke auf dem deutschen
Markt – richtig landen konnte sie hier, im Heimatland von Mercedes, BMW
und Audi, bislang aber nicht. Während die Toyota-Tochter, die ihr Debüt
1988 auf der Los Angelas Motor Show feierte, in den USA von Anfang an
auf Erfolgskurs fuhr, dümpeln die Verkäufe in Deutschland bisher auf
einem überaus bescheidenen Niveau. Mit 192 Zulassungen im ersten Jahr
ist Lexus seinerzeit gestartet. In den folgenden Jahren konnte die Marke
dann ein paar Hundert Wagen an die deutsche Kundschaft bringen. Doch
selbst im bisherigen Rekordjahr 2006 wurden deutschlandweit nicht viel
mehr als 5.000 der pikfeinen und dynamischen japanischen
Oberklassenmodelle verkauft. Im Krisen- und Abwrackjahr 2009 brach die
Lexus-Verkaufsstatistik dann sogar wieder auf Zweitausend und ein paar
Zerquetschte ein.

Dabei war das Echo auf den teuren Neuzugang aus Japan auch in
Deutschland von Anfang an positiv. Bei den Vergleichstests
einschlägiger Automagazine gewann der LS 400 mit seinem 180
kW/245 PS starken V8-Motor die Antriebswertung und manch ein
Experte ließ sich angesichts der ebenso kraftvollen wie kultivierten
Fahrleistungen der neuen Japan-Limousine zu poetischer Schwärmerei
hinreißen. Der Preis für die Achtzylinder-Luxuslimousine lag damals bei
stattlichen 87.650 Mark. Mit Klimaautomatik, HiFi-Anlage, Fahrer-
Airbag, Traktionskontrolle und Tempomat brachte der japanische
Neuzugang dafür aber auch eine bis dato nicht gekannte
Komplettausstattung mit. Drei Jahre nach dem Start in Deutschland
schicken die Japaner mit dem Lexus GS eine weitere Luxus-Limousine
in den Ring. Ein „kleiner“ Lexus läuft 1998 vom Stapel – die
Sportlimousine IS 200 mit Zweiliter-Reihensechszylinder und 155 PS.
Ende 2000 können die 45 Lexushändlern in Deutschland mit dem RX
300 die SUV-Ära einläuten. Die neuen Lieblingsautos der
Asphaltcowboys und Großstadtdschungelbewohner entwickeln sich
auch bei Toyotas Edeltochter zu Verkaufsschlagern – zumindest in dem
gewohnt bescheidenen Rahmen. Inzwischen ist jeder zweite in
Deutschland verkaufte Lexus ein RX-Modell.

2005 bringen die Japaner den RX 400h auf den deutschen Markt. Das
kleine „h“ im Namen verrät, dass Tochter Lexus hier in Sachen
Hybridtechnologie von der Erfahrung des Konzerns profitiert. Durch die
verbrauchsreduzierende Kombination von Benzin- und Elektromotor
lassen die Japaner auch ihre dicken Schiffe vergleichsweise „grün“
aussehen. Fortan will Lexus bei Vergleichen mit den Produkten der
deutschen Lokalmatadoren vor allem den Co2-Joker ausspielen. Doch
auch hier tut man sich schwer. Denn die deutsche Premiumliage hat bei
Luxuslimousinen und besonders den begehrten SUV mittlerweile auf
effiziente Dieseltriebwerke umgesattelt. Während der Mutterkonzern
Toyota auch in Europa mittlerweile Dieselmodelle nachzieht, setzt Lexus
allein auf vergleichsweise teure und schwere Hybridversionen. So hat ein
US-Erfolgsmodell wie der Lexus RX 400h in Deutschland und Europa
kaum eine reale Chance gegen Mercedes ML, BMW X5 oder VW Touareg.

Von steigender Nachfrage nach innovativer Hybridtechnologie
verspricht man sich bei Lexus mittlerweile etwas mehr Akzeptanz. Die
Rolle als grüner Vorreiter in der automobilen Obeerklasse könnte im
Idealfall den Mangel an beseelender Historie kompensieren. Denn dass
Lexus trotz unverkennbarer Qualitäten hierzulande nichts als ein
Nischendasein fristet, mag auch und vor allem an dem „Instant-
Geschmack“ der erst 1988 ausgerufenen Japan-Marke liegen. Lexus-
Flaggschiff 600h gibt immerhin Gelegenheit, ein grünes Image zu
pflegen, während man sich vom Chauffeur in der 445 PS starken
Luxus-Sänfte von A nach B fahren lässt während man auf einem
Liegesessel im Fond bei einer Luftmassage entspannt und von dem
neun Zoll großen Farbdisplay Heimkino-Atmosphäre in 5.1-Qualität
geliefert bekommt. Unter dem Strich bietet das Topmodell keinen
echten Mehrwert gegenüber den Platzhirschen Mercedes S-Klasse, Audi
A8 oder BMW 7er. Da im harten Konkurrenzkampf das rechte
Nobelimage auch nach zwei Jahrzehnten Marktpräsenz fehlt, bleiben
den Lexusmodellen nur die wenig beliebten Plätze im Schatten.

Daher sucht Lexus sein Heil nun auch in kleineren Segmenten. Mit dem
Premium-Kompaktmodell CT 200h hat Lexus auf dem Genfer Autosalon in
diesem Jahr erstmals ein speziell für den europäischen Markt konzipiertes
Fahrzeug präsentiert. Ab Anfang 2011 wollen die Japaner mit dem
kompakten Vollhybriden dann auch in Deutschland ein neues
Verkaufsniveau erreichen. Mit dem Hybridantrieb in diesem Segment liege
man weit vor der Konkurrenz, trumpft Ulrich Selzer, Geschäftsführer von
Lexus Deutschland, auf: “Der Wettbewerb kommt damit frühestens in
fünf Jahren – da wette ich drauf.“ Das deutsche Händlernetz soll bis zum
Verkaufsstart des neuen Hoffnungsträgers ausgedünnt werden – von 45
Lexus-Stützpunkten werden bis zum Jahresende nur etwas mehr als
dreißig bleiben.

Allein auf die Wirkung von Hybridtechnik und dem damit verbundenen
„Gutmenschen-Image“ wollen sich die Lexus-Strategen allerdings auch
nicht verlassen. Zum Jubiläum in Deutschland könne man sich auch
einen veritablen Traumsportwagen gönnen – den Lexus LFA, schwärmt
Selzer. In dieser Saison ist das 560 PS starke Japan-Geschoss unter
anderem beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dabei. Hoffentlich mit
mehr Erfolg als im letzten Jahr, als ein Prototyp viel Vorschußlorbeeren
bekam; letztlich aber durchgängig mit technischen Problemen zu kämpfen
hatte. Ärgerlich auch, dass man bei den Jubiläumsfeiern von
Hiobsbotschaften nicht verschont bleibt. Die kommen derzeit aus den
USA. Nach einem verheerenden Testurteil einer amerikanischen
Verbraucherzeitschrift hat Lexus dort den Verkauf seines GX 460 vorerst
gestoppt.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-16
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