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Testbericht

Sebastian Viehmann, 20. September 2010
Lotus stellt auf dem Pariser Autosalon seinen neuen Supersportwagen Elite vor. Ein V8-Motor mit 620 PS katapultiert den Briten in die Leistungs-Oberliga - optional sogar mit Hybridtechnik aus der Formel 1.

Wer sich bis zum Jahr 2014 eigentlich einen Ferrari bestellen wollte, sollte vielleicht noch etwas warten. Denn die britische Sportwagenschmiede Lotus will zu diesem Zeitpunkt einen Renner auf die Straße bringen, der nicht nur beim Design italienische Gefühle weckt. Front-Mittelmotor, acht Zylinder in V-Form, 620 PS, ein Sprint von 0 auf 100 Km/h in 3,5 Sekunden: Der Lotus Elite könnte Supersportlern aus Maranello oder Zuffenhausen das Rennen streitig machen, zumindest was die Fahrleistungen betrifft. Einen Ausblick auf den neuen Elite gewähren die Briten auf dem Pariser Automobilsalon vom 2. bis 17. Oktober.

Lotus erweckt einen großen Namen wieder zum Leben, denn schon 1957 schickten die Briten einen Elite auf die Straßen. Das rundliche Coupé hatte einen kleinen Vierzylindermotor an Bord, war aber sehr leicht und feierte Erfolge im Rennsport. In den 70er Jahren reanimierten die Briten den Namen Elite, diesmal allerdings für einen keilförmigen Viersitzer mit gläserner Heckklappe. Der Elite war quasi die halbwegs familientaugliche Alternative zum engen Esprit. Das für 2014 geplante Modell ist also bereits der dritte Lotus, der den Namen Elite trägt.

Der Prototyp des 4,6 Meter langen und nur 1,32 Meter hohen Gran Turismo hat eine leicht pfeilförmige Front mit lang gezogenen Kotflügeln, die am oberen Rand in einer Falz bis in die Tür zu fließen scheinen. Eine weitere, sanft nach oben steigende Falz schließt sich an und läuft bis zum breiten Heck des Wagens. An der Front warten drei Lufteinlässe, der mittlere hat eine aggressiv zugeschnittene Trapezform und befindet sich dicht über dem Asphalt. Die Windschutzscheibe geht in ein Glasdach über, das sich über den gesamten Wagen zieht. Der elegante und schnittige 2+2-Sitzer soll optional sogar mit einem versenkbaren Hardtop erscheinen. Der Elite hat keine Außenspiegel, sondern ermöglicht die Rückschau mit winzigen Kameras und einem Monitor im Cockpit. Ob es diese bei Show Cars populäre Idee bis zur Serienreife schafft, bleibt abzuwarten.

„Natürlich sieht der Elite atemberaubend schön aus, aber der Wagen ist viel mehr als das“, meint Lotus-Chef Dany Bahar zum neuen Wurf seiner Firma. Der Elite sei ein Auto der „perfekten“ Gegensätze: „Kompakt aber geräumig, leistungsstark aber bescheiden bei den Emissionen, ein Leichtgewicht und trotzdem solide“, zählt Dany Bahar auf. Die Auslieferung peilt Lotus für das Frühjahr 2014 an, bis dahin dürfte den Entwicklern noch viel Arbeit ins Haus stehen.

Der Elite bekommt ähnlich wie der Maserati GranTurismo einen Front-Mittelmotor. Das fünf Liter große Achtzylinder-Aggregat sitzt also unter der Front-Haube, aber hinter der Vorderachse. Die Antriebskraft geht an die Hinterräder. Hier hat der Lotus freilich das Nachsehen, denn viele Supersportwagen prahlen mit Allradantrieb. Der hochdrehende V8 leistet 620 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 720 Newtonmetern. Bei 8500 Touren tritt der Drehzahlbegrenzer in Aktion. Der 1,6 Tonnen schwere Wagen beschleunigt laut Lotus in 3,5 bis 3,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h, zur Ruhe kommt die Tachonadel erst bei 315 Km/h.

Der Clou des Elite ist die optionale Hybridtechnologie, die Anleihen an der Formel 1-Technik KERS nimmt. Das Kürzel steht für Kinetic Energy Recovery System, also die Rückgewinnung von Bewegungsenergie. Die Elektromotoren sollen ins Hybridgetriebe integriert sein, und durch KERS wird die Bremsenergie mit Hilfe eines Generators in elektrische Energie umgewandelt. Die Energie könnte in einer Batterie oder in einem Superkondensator zwischengespeichert werden, und der Fahrer ruft sie per Knopfdruck ab – als Extra-Boost für kurze Beschleunigungsmanöver.

Wie genau der Hybridantrieb des Elite funktioniert und in welcher Form KERS eingesetzt wird, hat Lotus noch nicht verraten. Die Hybridtechnik könnte immerhin die Schadstoffemissionen des Wagens deutlich reduzieren. Auch die CO2-Emissionen sollen für ein Auto dieser Fahrzeugklasse erstaunlich gering ausfallen, Lotus verspricht einen Ausstoß um 215 Gramm pro Kilometer. Konkrete Angaben machen die Briten beim Preis: 115.000 Britische Pfund werden aufgerufen, umgerechnet rund 137.000 Euro. Damit würde die Sportwagenschmiede auch beim Preis in einer ganz neuen Liga spielen – der bislang teuerste Lotus ist der Evora mit Preisen bis 65.000 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2010-09-20

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