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Testbericht

10. November 2013
Marseille (Frankreich). 11. November 2013 - So sehen Erfolgsgeschichten aus: Seit seinem Debüt im Jahr 2010 wurde der Dacia Duster weitweit über 800.000-mal verkauft, davon die Hälfte mit Renault-Logo. Auch in Deutschland hat er eine große Fangemeinde, nur den Sandero bringt die Marke noch häufiger an den Mann oder die Frau. Jetzt hat Dacia sein SUV umfangreich aufgemöbelt. Wir waren im Duster mit neuem 125-PS-Turbobenziner unterwegs. Tief gestapelt Der erste Eindruck: Die Optik wurde geschickt im Detail verfeinert. Das macht Sinn, schließlich war und ist der Duster ansehnlicher als manche SUV-Modelle der Konkurrenz. Deutlich sichtbare Veränderungen gibt es hauptsächlich an der Frontpartie, hier glänzt jetzt mehr Chrom. Hinzu kommt eine andere Grafik der Scheinwerfer inklusive Tagfahrlicht. Am Heck erkennen freilich nur Dacia-Liebhaber die Unterschiede zum bisherigen Modell. Hart aber herzlichBesonders auffällig ist das aufgemöbelte Cockpit. Es bleibt dort zwar bei kostengünstigem Hartplastik, aber durch genarbte Oberfläche und einige Zierleisten wirkt das Ambiente hochwertiger. Die Vordersitze bieten guten Seitenhalt, aber eine zu kurze Sitzauflage. Abzüge gibt es außerdem für das nur in der Höhe verstellbare Lenkrad. Die mit Chromrahmen versehenen Instrumente stammen samt Blinker mit Tippfunktion vom Sandero. Eine Premiere bei Dacia: Erstmals befinden sich die Schalter der elektrischen Fensterheber in der Tür.
Kaum lesbar Doch nicht überall ist Ergonomie Trumpf: Viel zu tief sind die Regler der Klimaanlage und das Display des jetzt auch im Duster erhältlichen Navigationssystems angeordnet. Speziell bei starker Sonneneinstrahlung ist der Bildschirm kaum ablesbar, generell wandert der Blick viel zu lange weg von der Straße. Das ist umso bedauerlicher, weil das nur 180 Euro teure System eine gute Arbeit macht. Allrad muss nicht sein Für die Arbeit unter der Haube stehen jetzt vier Motoren zur Auswahl bereit. Altbekannt sind der 105-PS-Benziner als Einstiegsmotor sowie die Diesel mit 90 und 110 PS. So sah das Angebot bislang aus, weshalb knapp die Hälfte der Duster-Käufer zum Selbstzünder griff. Jetzt rückt eine interessante Alternative ins Programm, nämlich ein Turbobenziner mit 1,2 Liter Hubraum und 125 PS, TCe 125 genannt. Zunächst gibt es ihn nur mit Frontantrieb, erst im Spätsommer 2014 wird die Allradvariante nachgereicht. Apropos 4x4: Der Allrad-Anteil beträgt bislang etwa ein Drittel, was wohl auch am Aufpreis von knapp 2.000 Euro liegt. Dabei macht der Allrad-Rumäne mit dem von Nissan abgeleiteten System im Gelände eine ordentliche Figur. Wer nicht in den Bergen oder schneereichen Gebieten wohnt, für den reicht aber der 4x2-Duster. Er hat schließlich die gleichen Böschungswinkel von 30 (vorne) und 36 Grad (hinten) sowie eine Bodenfreiheit von 21 Zentimeter. Auf grob geschotterten Waldwegen gibt der 4x2 deshalb eine prima Figur ab. Bevor wir es vergessen: Ein ESP ist jetzt in jedem Duster inklusive. Leiser Geselle Viel Arbeit hat Dacia laut Aussage in die Geräuschdämmung des Duster gesteckt. Das zahlt sich aus: Ob Diesel oder Benziner, der Wagen wirkt vernehmbar leiser. Die angenehm steil stehende A-Säule sorgt jedoch ab etwa 80 km/h für deutliche Windgeräusche. Auch beim 125-PS-Turbo ist es so, sie übertönen den laufruhigen Motor. Er zieht den Duster ordentlich voran, wirkt aber bei Steigungen und niedrigen Drehzahlen etwas schlapp. Das bestätigt der Blick in die Daten: Erst bei 2.000 Umdrehungen stehen die maximalen 205 Newtonmeter bereit. Sehr viel kräftiger ist der starke Diesel auch nicht, zudem sprintet der TCe 125 in klar besseren 10,4 Sekunden auf 100 km/h und nimmt dem Selbstzünder fast zwei Sekunden ab. Darüber legt der so ausgerüstete Benzin-Duster eher gemächlich zu, schuld ist der lang übersetzte sechste Gang. Besonders am Berg ist Zurückschalten im etwas hakeligen Getriebe Pflicht. Apropos Schaltung: Ein Dauerbrenner ist bei Dacia-Kunden die Frage nach einer Automatik. In Russland gibt es den Duster mit Zweiliter-Benziner und Vierstufen-Automatik. Und bei uns? Man arbeitet daran, sagen die Verantwortlichen, aus Kostengründen würde es aber wohl auf ein automatisiertes Schaltgetriebe hinauslaufen.
Auf Achse Kostengründe sind es auch, die dafür sorgen, dass es in keinem Dacia ein Start-Stopp-System gibt. Dafür eine Eco-Taste, mit der die Leistung etwas gedrosselt wird. Wirklich spürbar ist das nicht, auf unserer rund 180 Kilometer langen Testfahrt hatten wir sie teilweise aktiviert. Das Ergebnis: Ein Verbrauch von 6,7 Liter, nicht weit weg von den ab Werk angegebenen sechs Litern. Dafür sorgt das relativ geringe Gewicht des Duster TCe 125 von 1.288 Kilogramm. Zum Vergleich: Ein VW Tiguan mit 122-PS-Benziner und Frontantrieb wiegt 1,5 Tonnen. Er hat dafür aber die bessere Hinterachse. Die 4x2-Varianten des Duster müssen mit einer Verbundlenker-Achse auskommen, erst die Allradler haben ein Mehrlenker-Modell. Auf schlechten Straßen schlägt sich auch die Billiglösung wacker, schließlich ist jeder Dacia für Schlaglochpisten in Schwellenländern konzipiert. Störend ist schon eher, dass der Duster lautstark über grobe Unebenheiten rumpelt. Der Preis ist heiss Der wichtigste Punkt ist natürlich bei Dacia der Preis. Beim Duster geht es unverändert bei 10.490 Euro los, dafür bekommt man den frontgetriebenen 105-PS-Benziner in Primitivausstattung. Mindestens 14.890 Euro werden für den von uns getesteten 125-PS-Benziner in der bereits sehr ordentlichen möblierten Laureaté-Variante fällig. Nicht übermäßig viel teurer ist mit 15.690 Euro die Topversion namens Prestige. Sie bietet praktisch eine Vollausstattung: Klimaanlage, Navigationssystem, Polster aus Leder und Kunstleder, 16-Zoll-Alus sowie außen etwas Optik-Chichi, was eigentlich nicht so recht zum robusten Charakter des Duster passt. Extras gibt es kaum noch, zu empfehlen sind die Parkpiepser hinten plus Tempomat für 350 Euro, die Sitzheizung vorne für 200 Euro und Metalliclack für 470 Euro. Macht zusammen immer noch schmale 16.710 Euro. Eine Summe, bei der dem freundlichen Skoda-Händler das Lächeln im Gesicht gefriert, vom VW-Verkäufer ganz zu schweigen: Unter 24.275 Euro gibt es gar keinen Tiguan, selbst der billigste Yeti kostet 18.990 Euro und bietet nicht mal eine Klimaanlage.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Benziner mit Turboaufladung und Direkteinspritzung
Hubraum:1.199
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:92 kW (125 PS) bei UPM
Drehmoment:205 Nm bei 2.000 UPM
Preis
Neupreis: 15.690 € (Stand: November 2013)
Fazit
Wer angesichts von Hartplastik und nacktem Blech eine Sinnkrise bekommt, sollte die Finger vom renovierten Dacia Duster lassen. Alle anderen machen mit dem günstigsten SUV auf dem Markt einen mehr als fairen Deal. Mit dem Lifting hat der Duster bei Optik und Komfort klar dazugewonnen, Abzüge gibt es für einige funktionale Schwächen. Wer den neuen Turbobenziner in Topausstattung wählt, bekommt zu einem Superpreis ein Auto für alle Lebenslagen. Viel Platz, eine hohe Sitzposition und die gute Bodenfreiheit werden vielen gefallen, zumal der Frontantrieb absolut ausreicht. Das muss noch nicht mal mit einem schmalen Geldbeutel zu tun haben: Viele Autokäufer wollen nicht zwangsweise mit Assistenzsystemen oder überteuerter deutscher Premium-Attitüde beglückt werden. Die Zukunft sieht deshalb für Dacia ganz und gar nicht duster aus. + gutes Platzangebot, laufruhiger Turbobenziner, sensationelles Preis-Leistungsverhältnis - teilweise schlechte Bedienung, rumpelige Hinterachse, keine Automatik lieferbar
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2013-11-10

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