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Testbericht

Marcel Sommer, 6. Mai 2013
Niemand will ein cooles Coupé mit einem mickrigen Vierzylinder fahren. Da kommt einem der frisch überarbeitete Mercedes E 500 mit seinem 408 PS starken Achtzylinder gerade recht.

"Dank der neuen Voll-LED-Scheinwerfer ist das neue E-Klasse Coupé sehr cool in der Optik", schwärmt Thomas Weber, nicht ganz neutrales Daimler-Vorstand für Konzernforschung und Leiter der Entwicklungsabteilung. "Beim Coupé der E-Klasse steht souveräne Sportlichkeit, Athletik und reines Fahrvergnügen im Vordergrund", erklärt er weiter. Trifft alles zu. Nur, dass beim Stärksten, dem E 500 mit 300 kW / 408 PS das Thema Sportlichkeit durch einen verheißungsvollen Achtzylindersound unterstrichen wird. Schon beim Anlassen blubbert der 4,6 Liter große V8-Motor unter der langen Motorhaube wie ein Ausflugsdampfer, der von der Ankerkette gelassen werden möchte. Wird das große Panoramadach geordert, wird aus dem flotten Ausflug auch noch eine fahrende Sonnenbank inklusive UV-Schutz.

Um die Ruhe der bis zu vier Insassen nicht zu stören, lässt sich die Dämpfung von sportlich auf komfortabel umstellen. Wobei auch der Sportmodus mehr Unebenheiten ausbügelt als gedacht. Sind per Fahrdynamik-Knopf die Gasannahme sowie die Getriebe-Schaltpunkte ebenfalls in den Komfortmodus verbannt worden, steht einer gemütlichen Ausfahrt auf den 25,5 Zentimeter breiten 18-Zöllern nichts mehr im Wege. Der Picknick-Korb kann dank des 450 Liter fassenden Kofferraums ruhig etwas größer ausfallen. Bei ruhigem Gasfußeinsatz ist ein Verbrauch von 8,9 Liter Benzin auf 100 Kilometer möglich. Doch mal Hand aufs Herz: Wer kauft sich ab dem 1. Juni für mindestens 70.805 Euro einen Mercedes und gibt tatsächlich nur 209 Gramm CO2 pro Kilometer an die Umwelt weiter? Das wird sich nahezu jeder Fahrer des E 500 Coupés spätestens dann denken, sobald die Autobahnauffahrt erreicht ist.

Wie von Geisterhand sorgt der rechte Zeigefinger für die Auswahl des Sportmodus, tritt der rechte Fuß das Gaspedal gen Bodenblech und schnellt die Tachonadel gen Himmel. In diesem Moment sorgen 600 Newtonmeter an den Hinterrädern für einen mächtigen und sofort vorhandenen Vortrieb. Nach 4,8 Sekunden ist die 11 Uhr-Stellung erreicht - hier befindet sich auf den neuen, weiß hinterlegten Zifferblättern die 100 - um in fast gleicher Geschwindigkeit bis zum Ende der bis 260 Kilometer pro Stunde-Beschriftung zu fliegen. Selbstverständlich wird auch dieser Stuttgarter Sportler bei Tempo 250 elektronisch eingebremst. Beim automatischen Hochschalten der Siebengang-Automatik lässt neben der Beschleunigungskraft, die auf den Körper einwirkt, auch der Klang, der sowohl aus dem Motorraum als auch aus den verchromten Auspuffendrohren ertönt eine Gänsehaut aufkommen. Vier Zylinder und Downsizing? Will hier keiner.

Bei solch hohen Geschwindigkeiten ist lediglich die Tatsache, dass die Federung selbst im Sportmodus zu sanft abgestimmt ist, gewöhnungsbedürftig. Gleiches gilt für Sportmodus-Fahrten im Stadtverkehr. Denn dank der überaus spontanen Gasannahme werden auch sanfte Beschleunigungen mit einem steten Kopfnicken begleitet, da der 1.815 Kilogramm schwere Zweitürer in diesem Modus vor Kraft kaum ruhig dahingleiten kann. Einen 100 Meter-Sprinter holt man aber schließlich auch nicht aus seinem Startblock um mit ihm einen romantischen Strandspaziergang zu machen. Seine Bremsleistung erinnert hingegen sehr wohl an die eines Sprinters, da sich die Reifen so sehr an den Straßenbelag pressen und für einen kontrollierten Tempoabbau sorgen, als wenn sie über Spikes verfügen würden.

Das 4,75 Meter lange, 1,79 Meter breite und 1,40 Meter hohe Mercedes E 500 Coupé zeigt sich aber nicht nur in punkto Motorleistung auf dem neuesten Stand der Entwicklung. Allein 15 Designer haben sich mit der Entwicklung der neuen Voll-LED-Scheinwerfer befasst. Das Resultat kann sich nicht nur bei Nacht sehen lassen. Die Zeiten, in denen ein Lampenwechsel in Eigenregier innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden konnten, sind zwar vorbei. Die Zeiten des Lampenwechselns an sich jedoch auch. "Ein LED-Scheinwerfer muss unter normalen Umständen nie gewechselt werden", verrät ein Mercedes-Techniker. Der Kunde muss es im Zweifel sowieso auf einen Versuch ankommen lassen. Neben den neuen Lichtspendern in der Front und im Heck wurde auch die Partie zwischen den Frontscheinwerfern erneuert. Sprich, der Frontstoßfänger hat nun größere Lufteinlässe und ist mit Chrom-Applikationen verfeinert.

Das moderne Design der Außenhaut wird im Inneren fortgeführt. Abgesehen von dem provozierenden Anachronismus in Form einer analogen Uhr befindet sich die neueste Technik aus dem Hause Mercedes-Benz an Bord. Technik, die zuweilen auch ordentlich nerven kann, so wie ein Kollisionswarner, der jede Verkehrsinsel als Bedrohung für Leib und Seele mit einem Piepen quittiert. Aber auch Technik, die zum Beispiel das Einsteigen in den von Personen ab 1,80 Meter Größe zu meidenden Fondbereich erleichtert, indem sie den Vordersitz von selbst und lautlos nach vorn gleiten lässt. Oder auch das kleine, dünne Ärmchen, das nach dem Einsteigen im großzügig bemessenen Frontbereich den Anschnallgurt über der Schulter anreicht. Etwas weiter herausfahren lassen sollte sich das Lenkrad. Schnell keimt der Gedanke auf, dass das Coupé nur auf dem Beifahrersitz großgewachsene Menschen akzeptiert. Macht aber gar nichts. So bleibt mehr Zeit für den großen Beifahrer sich mit dem Multimediasystem und dem 17,8 Zentimeter-Farbdisplay zu beschäftigen und sich per Google Streetview das Fahrtziel vor Augen zu führen.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2013-05-06

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