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Testbericht

automobil-magazin.de, 8. Juni 2015

Die beste Rücksitzbank der Welt?
Die Sozialisation auf einem Mercedes 500 fand 1980 auf den Rücksitzen im Fond des damals sehr populären W126 statt. Die S-Klasse galt, egal ob als 500 SE oder 500 SEL, als eines der besten Autos, wenn nicht als das beste Auto der Welt. Was sich daran geändert hat? Test Mercedes S 500 L 4MATIC.

Leistung ist etwas Relatives 
Die 240 PS des Fünfliter-V8 waren damals viel Leistung. Betonung nicht auf „viel“, sondern auf „waren“. Unter der langen Motorhaube des aktuellen W222 arbeitet ein 4,7-Liter-V8-Biturbo mit 455 PS Leistung und 700 Nm Drehmoment. Und das markiert heute nicht mal das Ende der Fahnenstange, das erst mit dem 6,0 Liter-V12-Biturbomotor bei 630 PS im S 65 AMG ansteht. An einen schnöden Vierzylinder in Daimlers Topmodell dachte damals niemand. Heute wird ein verdieselter mit lediglich 2,2 Liter Hubraum in der S-Klasse verbaut. Mit 204 PS Leistung und einem Elektromotor als Gehilfen, der das Drehmoment auf 500 Newtonmeter anhebt. Das sind mehr als die 402 Newtonmeter des 5,0 Liter-V8-Saugers von 1980. Wohlgemerkt: im Einstiegsmodell. So klärt sich verklärte Erinnerung. Früher war alles besser, aber vielleicht doch nur das Wetter.

Windprimus S-Klasse
Die S-Klasse der Generation W222 gleitet aerodynamisch begabter als die Vorgeneration durch den Wind. Dank der Jalousien, die sich vor dem Kühler schließen, wenn Kühlung nicht gebraucht wird. Dank kleiner Spoiler vor den Vorderrädern, dem verkleideten Unterboden, windschnittiger Außenspiegel sowie der sich ab 120 km/h automatisch absenkenden Karosse. Die im Vergleich zur Baureihe W221 flachere Frontpartie, die glatte Flanke und der tiefer geneigte Dachabgang bieten weniger Angriffsfläche. Das manifestiert sich in einem Cw-Wert von 0,27 des S 500.

Sicherheit gilt im S als das A und O
Auch in der Sicherheitsausstattung setzt die S-Klasse Standards. Auch das hat Tradition. Sei es mit dem Nachtsichtsystem, das auch Tiere erkennt, dem blendfreien Dauerfernlicht oder Beltairbags auf den Rücksitzen, die wenig auftragen und sich weich an den Körper schmiegen. Dem Parkassistent gelingt auch Quereinparken. Der Tempomat sondiert den Stau. Wird vor dem Fahrzeug gefährlich kräftig in die Eisen gegangen, ertönt ein ins Mark gehender Warnton. Der angenehme Rest erledigt sich in der aktuellen S-Klasse scheinbar wie von selbst, mühelos – 333 Kilometer von Frankfurt nach Basel: Ach, wir sind schon da?
Der 4,7-Liter-Motor hat mit 2,1 Tonnen zwar kein leichtes Spiel, aber es mutet so an. Der um Kraft nie verlegene V8 arbeitet auch hier mit der exzellenten Siebengang-Automatik in Harmonie. Im Vergleich zum in manchen Tonlagen etwas expressiveren SL 500 aber extrem laufruhig und auf langer Tour so entspannt wie entspannend. In "ECO" schaltet sich der Motor per Start-Stopp brav und vorbildlich vor der Ampel ab. Weniger wegen dem Spargedanke als wegen dem guten Gewissen und dem Flottenverbrauch. Bei geruhsamer Fahrt stehen 10,5 Liter auf dem Display des Bordcomputers. Im Test sind es 11,8 l/100km. Wird "S" wie „Sport“ aktiviert, nimmt sich der S 500 unweigerlich mehr, denn nun beschleunigt der Lange flotter als die meisten Sportwagen. In 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Jahrzehnte stand das S aus Stuttgart für höchste Produktqualität und überragenden Fahrkomfort. Im Präsenz funktioniert dieser Satz in einem S 500 L 4MATIC heute ganz genauso. Mit dem langen Radstand von 3,17 Metern und den Dämpfern in Komfortstellung wattet die Fahrbahn nur sanft hinein in die bequemen Multikontursitze. Das Cockpit ist Highendklasse. Die zwei nebeneinander angeordneten TFT-Bildschirme, auf denen links die Instrumente aufgespielt sind und rechts eindrucksvoll die Navigationskarte, durchmessen eine Diagonale von 31 Zentimetern. Den Unterschied machen auch die feinen Details. Etwa das geniale Ablage-Cupholder-Fach unter der edlen Holzabdeckung, der gediegene, griffgünstig für den Beifahrer platzierte Rollschalter für die Radiobedienung oder die praktische Direkttaste für die Abschaltung des Monitors. Die hohe Bedientiefe des Systems erschließt sich beim Zappen mit dem Comand-Regler, auch ohne die digitalisierte Betriebsanleitung im Untermenü.

Den König kritisieren?
Die Langversion der S-Klasse wird im Fond mit fünf verschiedenen Sitzvarianten angeboten. Die Sitzmassage, die in sechs Programmen variierbar ist und mit beheizbaren Luftkissen arbeitet, läuft nach dem „Hot-Stone“-Prinzip ab. Das Surround-System stammt vom Highend-Urgestein Burmester und sattelt satte 7.616 Euro auf die 110.551 Euro eines S 500 L 4MATIC auf. An den Besten der Welt herum zu mosern, fällt nicht leicht. Auf langer Reise könnte die Armablage auf der Türverkleidung noch etwas weicher gepolstert sein. Der fünfte Platz im Fond ist – wie in jeder Limousine mit Heck- oder Allradantrieb wegen des Kardantunnels – der schlechteste Platz. Auch in der Langversion der S-Klasse. Der Kofferraum baut groß (Volumen: 530 Liter), ist aber nur im ersten Abschnitt breit gebaut. Einmal stürzt im Test die versammelte Computerkapazität ab, und nichts geht mehr auf dem TFT, was mit einem Neustart zu beheben war. Und wer den S 500 L 4MATIC mit der sicheren Traktion seines Allradantriebs über enge Serpentinenstraßen wuchtet, spürt in der leichtgängigen Lenkung die stattlichen 5,25 Meter Länge. Mehr Kritik geht kaum. Schon gar nicht für den im opulenten Fond Platz nehmenden.

Wer thront, sitzt hinten
Über breite Portale, für gewöhnlich Tür genannt, die sich, wenn sie nur leicht angelegt werden, automatisch elektrisch zuziehen, bequemt man sich hinein in den Fond. In ein Himmelreich an Raum für lange Beine und den Luxus, der sich auftut. Mit Sitzbelüftung im Sommer und auf langer Reise mit in der Neigung verstellbaren Sitzen mit dem daunenweichen Extrakissen vor der Kopfstütze. Das mutet nicht nach Business Class an. Wer im S 500 L 4MATIC reist, reist definitiv 1. Klasse. Mit dem gleichen Gefühl wie 1980. Auf der besten Rücksitzbank der Welt? (Lothar Erfert)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2015-06-08

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