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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. März 2014
Autohändler sind überall gleich? Von wegen! Ein Besuch bei Mini in Honolulu / Hawaii zeigt, dass die Trendmarke am anderen Ende der Welt im harten Wettbewerbe steht. Königin Elisabeth hat das Ganze fest im Blick.

"Invasion of the giant Mini" steht auf einem Filmplakat hinter dem Arbeitsplatz von Darrel Pestana. Der Verkaufsleiter des einzigen Mini-Autohauses auf den hawaiianischen Inseln ist Mini-verrückt - und wie. Auf seinem Schreibtisch stehen Mini-Devotionalien wie Roboter, aus denen man ein Mini-Modellauto basteln kann, Figuren und Figürchen, Visitenkartenhalter, Kennzeichenrahmen und Werbeschilder. Die Wände im voll gepackten Verkaufsraum sehen nicht anders aus - im Gegenteil. Da hängen unter anderem originale Designzeichnungen aus dem Jahre 1998: zu erkennen die erste Generation des New Mini oder eine Motorhaube mit dem Konterfei der britischen König, die mit stetem Blick über den Schauraum wacht. Gleich nebenan: ein paar bunte Surfboards. So lässig geht es nur auf Oahu zu.

Vor der Tür von Mini of Hawaii steht die ganze Fahrzeug-Flotte. Die meisten Minis sind trotz der heißen Temperaturen schwarz oder grau; ein paar weiß. Cabrios und Roadster gibt es nur wenige. Die meisten Fahrzeuge sind Mini und Mini Countryman. "Ich habe mein Leben lang im Autogeschäft gearbeitet", erzählt Darrel Pestana, "seit 2002 bin ich Mini-Händler und es gibt keine andere Marke, bei der die Leute derart enthusiastisch sind. Das färbt einfach ab. Sie man ja wohl." Wieder zeigt Pestana auf die das überdimensionale Filmplakat "Invasion of the giant Mini": "Das war seinerzeit eine eigene Aktion, die wir hier auf Hawaii gemacht haben, als der Mini Countryman herauskam. Er soll mit einem Augenzwinkern zeigen, dass dieser Mini eine Nummer größer ist." Darrel Pestana ist in seinem Tatendrang kaum zu stoppen. Erzählt ohne Punkt und Komma von den Leuten, mit denen er auf Facebook und Twitter verbandelt ist. Jede noch so kleine Information flattert durch die sozialen Netzwerke. "Der Mini ist wie eine Zeitmaschine", fügt er durchaus ernst hinzu, "die Leute werden in ihm einfach jünger." Das Klientel könnte für eine derart kleine Insel größer kaum sein. In der Kundenkartei fangen die jüngsten Mini-Fans bei 16 Jahren an. Der älteste Kunde ist 91 Jahre alt.

Der Kundenstamm auf den hawaiianischen Inseln ist von Natur aus begrenzt. Die meisten begeistern sich für den Mini in seiner neuen Form. "Doch wir haben auch ein paar Kunden, die fahren den klassischen Mini." 550 Fahrzeuge hat Darrel Pestana mit allem Engagement im vergangenen Jahr verkauft. "Das Geschäft ist hier wirklich nicht einfach. Viele Leute, die keine Mini-Fans sind, suchen einfach ein größeres Auto als den Mini. Daher sind Countryman und Paceman für uns hier so wichtig. Da bräuchten wir mehr Modelle", erklärt der grauhaarige Mini-Fan. Für die leistungsstarken Modelle Cooper S oder John Cooper Works interessiert sich auf der Hauptinsel Oahu mit ihrer Hauptstadt Honolulu ebenso niemand wie auf den Eilanden Maui, Big Island oder Kauai. "Die Leute hier fahren nur kurze Strecken und rasen kann man sowieso nicht", grummelt Pestana, "daher fahren die meisten hier einen normalen Cooper. Automatik und Ledersitze will fast jeder, doch wofür sollte man ein Navigationssystem brauchen? Die paar Straßen kennt doch jeder." Die meisten Kunden kommen aus dem Großraum Honolulu und sitzen pro Tag nicht mehr als 30 Minuten im Auto.

Dabei ist das Konkurrenzumfeld größer als gedacht. "Klar gibt es hier auch Fiat mit dem kleinen 500er. Doch der ist kaum echte Konkurrenz", sagt der Verkaufsleiter, "stattdessen konkurrieren wir mit Lexus, BMW, Honda oder Toyota. Die Volumenmarken verkaufen hier auf den Inseln 5.500 bis 6.000 Fahrzeuge pro Jahr. Das ist ein harter Wettbewerb." Das Lieblingsauto von Darrel Pestana ist sein eigener Mini Cooper S aus dem Jahre 2009 in Chili Red. Und für das Wochenende hat der Mini-Maniac noch einen klassischen Mini von 1999. Oder er trifft sich mit anderen Mini-Fans wie Rick Terell. Der Jungpensionär ist seit Jahren mini-vernarrt. Wenn er zum Surfen geht, ist bereits die Fahrt zum Strand in seinem 1967er Countryman Woodie ein Schaulaufen. Seit seinem Ruhestand ist Rick Terell fast ausschließlich Badeshorts, Hawaiihemd und Flip-Flops unterwegs. Sein Alltagsauto ist mit einem Mini Cooper S aus dem Jahre 2004 noch vergleichsweise unspektakulär. "Insgesamt hatte ich fünf Woodies und sieben andere Mini Mark I", erzählt Rick Terell, "doch der 67er Austin Mini Countryman Woodie ist mein absoluter Liebling. Deshalb habe ich ihn auch zurückgekauft nachdem ich ihn vor ein paar an einen Freund abgegeben hatte." So sind sie eben, die Mini-Fans auf Hawaii. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Darrel Pestana an Rick Terell beizeiten auch wieder einen neuen Mini loswird. Der würde nicht nur seiner Frau Julia gefallen.

Quelle: Autoplenum, 2014-03-10

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