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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 10. September 2020
Autonomen Taxis und Shuttles gelten als das Verkehrsmittel der Zukunft. Eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte sagt voraus, dass fast ein Drittel der Menschen bereit sind, ein solches Transportmittel zu nutzen. Die Auswirkungen sind gravierend.

Das autonome Fahren kommt, so viel ist sicher. Wie diese neue Form der Mobilität unsere Gesellschaft beeinflussen wird, steht noch in den Sternen. Für die Automobilindustrie ist eine Antwort auf diese Frage genauso überlebenswichtig wie für Städteplaner, die wissen müssen, ob der vorhandene Platz für diese Art der Mobilität ausreicht und ob die Infrastruktur dafür überhaupt geeignet ist.

Grundsätzlich entscheidend ist natürlich, ob die Menschen bereit sind, die autonomen Transportmittel überhaupt zu nutzen. Das Ergebnis der in den deutschen Ballungsgebieten 2.000 befragten Bewohner ist eindeutig. Unter der Prämisse, dass sie nicht länger als zehn Minuten warten müssen, sind 32 Prozent bereit, für eine Tür zu Tür Fahrt in ein Robotaxi oder Robo-Shuttle, das wie ein Bus mehrere Stationen abfährt, zu steigen.

Die Akzeptanz ist letztendlich eine Frage des Preises. Anders als aktuelle Transportmittel brauchen diese Fahrzeuge keinen Fahrer, der Geld verdienen will, sondern sind bei Bedarf rund um die Uhr einsatzbereit. Die Wartungskosten sind ebenfalls nichts so hoch sein wie bei einem Verbrennungsmotor, da eine E-Maschine bei Weitem nicht so komplex ist. Teurer sind dagegen die Batterien, aber in 15 Jahren erlauben die Energiespeicher mehr Reichweite und dürften deutlich billiger sein als die Akkus heutzutage.

Die Deloitte-Experten unterstützen diese Annahmen und gehen davon aus, dass ein Kilometer mit dem Robotaxi 34 Cent kosten wird. Damit ist das autonome Taxi acht Mal günstiger als ein normales Taxi heute und liegt immer noch 25 Prozent unter dem Kilometerpreis eines privat gefahrenen VW Golfs. Noch besser fällt die Bilanz bei den autonomen Shuttles aus, die mehrere Personen transportieren und wie ein öffentliches Verkehrsmittel verschiedene Stationen ansteuern. Das drückt den Fahrpreis auf 15 Cent pro Kilometer, das macht auch den öffentlichen Verkehrsmitteln Konkurrenz. \"Dies wird alle anderen Mobilitätsanbieter einem heftigen Preisdruck aussetzen und natürlich zur Attraktivität von autonomen Fahrdienstleistungen betragen\", sagt Dr. Harald Proff, Leiter Automobilindustrie bei Deloitte. Profitieren wird der Kunde.

Die Frage ist nun, wieviel von den autonomen Fahrzeugen benötigt werden und ob sich das Geschäftsmodell trägt. Deloitte geht davon aus, dass etwa 560.000 Robotaxis und 180.000 Roboshuttles notwendig sind, um die Fahrdienstleistungen erbringen zu können. Das ist nicht besonders viel, allerdings ist die Laufleistung der Vehikel so hoch, dass sie nur drei Jahre im Einsatz sein werden. Allerdings geht mit dem Geschäft mit den Robo-Vehikeln auch ein Einbruch bei den Privatverkäufen einher, sodass die Autobauer mit Umsatzeinbußen von 760 Millionen Euro im Jahr rechnen müssen. Deloitte geht davon aus, dass die Fahrdienstleistungen der autonomen Autos pro Jahr ein Volumen von 16,7 Milliarden Euro erreicht. \"Insgesamt bietet der Markt damit ein großes Potenzial, das nicht nur von Autoherstellern, sondern auch von anderen Anbietern ausgeschöpft werden kann\", erklärt Harald Proff.

Welche Auswirkungen hat dieses veränderte Mobilitätsverhalten auf den Verkehr in den Ballungsräumen. Da malen die Deloitte Experten ein düsteres Bild und erteilen der Annahme, dass weniger Staus die Folge sein werden und der Verkehr daher besser fließt, eine klare Absage. \"Die Anzahl der angemeldeten Fahrzeuge wird zwar um rund drei Millionen. Fahrzeuge sinken, aber durch die hohe Auslastung der Robotaxis und -shuttles steigt die urbane Verkehrsbelastung deutlich\", spricht Harald Proff Klartext. Ein Grund für die überraschende Entwicklung ist, dass die Anzahl der täglich in deutschen Städten mit dem Auto zurückgelegten Kilometer wird pro Person von aktuell 26,7 auf 32,0 Kilometer ansteigen. Das entspricht einer Zunahme um satte 24 Prozent. Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen werden auch Personen die Robo-Taxis nutzen, die keinen Führerschein besitzen und bisher andere Verkehrsmittel genutzt haben oder zu Fuß gegangen sind. Zum anderen müssen autonome Fahrzeuge auch Leerfahrten durchführen, um zu einem Kunden zu gelangen.

Für die Deloitte-Berater ist die Folge aus dieser Entwicklung klar: Ohne Regulierung droht ein Verkehrskollaps. Wird der Betrieb und die Nutzung der Robotaxis und Roboshuttles nicht geregelt, werden durchschnittlich 30 Prozent mehr Autos gleichzeitig in den Städten unterwegs als heute. Zu Stoßzeiten werden es sogar 36 Prozent sein. Betrachtet man die überlasteten Verkehrsadern in Städten wie Berlin oder München, kann man sich ausmalen, was dies bedeutet. Die Fließgeschwindigkeit des Straßenverkehrs sinkt von durchschnittlich 33,5 km/h heute auf 30 km/h. Das bedeutet einen Anstieg der Fahrzeiten um etwa zehn Prozent oder 2,5 Minuten länger als bisher. Klingt nicht besonders weltbewegend, aber die Folge ist, dass die Robo-Taxis die Straßen der deutschen Städte verstopfen werden. Um das einzudämmen, muss die Nutzung der autonomen Transportmittel beschränkt werden. Eine Maßnahme wäre, dass Schüler auf den Weg zum Unterricht nur Shuttles nutzen dürfen, also gemeinsam fahren und nicht als Einzelperson in einem Taxi sitzen. Aber das wird nicht reichen, gröbere Einschnitte werden nötig sein.

Quelle: Autoplenum, 2020-09-10

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