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Autoplenum, 2010-05-03

Monaco light - Monaco light

Testbericht

Stefan Grundhoff

Jedes Jahr im April / Mai kehrt der Rennsportzirkus zurück nach Europa.
Auch die Oldtimerfans holen ihre automobilen Schmuckstücke wieder auf
die internationale Bühne zurück.

Der Grand Prix Historique in Monaco gilt für viele Fans des
oldtimergeneigten Motorsports als inoffizieller Saisonauftakt. Das
Fürstentum hat sich wie jedes Jahr bereits wieder für den wie
Heuschrecken einfallenden Tross der Formel-1 gewappnet. Was könnte
man mit fertiger Rennstrecke, Tribünen und Boxengasse besseres
anfangen, als sie zwei Wochen vor dem Start des Großen Preises bereits
mit dem Grand Prix Historique zu füllen? Dabei sind die zahlreichen
Rennen in verschiedensten Fahrzeugklassen zwischen Vorkriegszeit und
Mitte der 80er Jahre alles andere als eine Traditionsveranstaltung. In
diesem Jahr fand der Grand Prix Historique erst zum siebten Mal seit der
Premiere im Jahre 1997 statt. Schließlich lädt der elitäre Automobilclub
von Monaco nur alle zwei Jahre zum historischen Formel-1-Präludium an
die südfranzösische Küste.

Ein Rundgang durch Monaco führt sich irgendwie an, wie am Formel-1-
Wochenende. Tribünen, Zäune und Absperrungen stehen, die Schar der
Helfer hat blaue und grüne Einteiler mit dem angesehenen Schriftzug des
lokalen Motorsportclubs an. Ansonsten ist alles wie immer – nur ein
bisschen voller. Monaco aalt sich schließlich nicht nur rund um die
Rennwochenenden im ungeliebten Verkehrschaos. Bereits zu
morgendlichen Trainingsläufen geht es am besten per Pedes oder mit dem
Roller. Autos haben kaum eine Chance – vorausgesetzt sie sind nicht
hoch betagt und brüllen im Formel-Manier durch die engen
Häuserschluchten. Acht Rennen in verschiedenen Klassen lassen das Herz
vieler Oldtimerfans höher schlagen. Der motorsportliche Wert der Rennen
ist überschaubar, denn die meisten Fahrer und Teams haben Angst; die
Angst, dass das geliebte Historienmobil fehlende Absperrungen und allzu
engagierte Piloten mit Beschädigungen jeglicher Art ahndet.

Schnell sind die Boliden sowieso nur im Tunnel unter dem Casino
unterwegs. Legendäre Passagen wie die Rascasse, die Schwimmbad-
Schikane oder das Kurvengeschlängel hinunter zum Casino werden nur in
wenigen Rennklassen im echten Renntempo gefahren. Dafür kommt es
zwischen den Fahrern nach Unfällen schon einmal zu ungewöhnlichen
Faustkämpfen. Nicht in der Boxengasse, sondern mitten im Rennen auf
der Vollgaspassage hinauf zum Casino. So etwas gibt es wohl nur hier.

Highlight der siebten Auflage des Grand Prix Historique waren die
klassischen Sportwagen bis 1953, denen die kurvenreiche Strecke mehr
liegt als den Formel-1-Rennern aus den 70er und 80er Jahren, die ihr
Potenzial im Fürstentum nie ausreizen können. Das Rennwochenende
steht im Zeichen der Fans, denn Punkte, Bestzeiten und der zweifelhafte
Promi-Chic sind beim historischen Grand Prix vergessen. Vater und Sohn
müssen nicht auf überteuerten Sitzplätzen die Ferngläser zücken.
Rennfahrerstars wie Hans-Joachim Stuck, Emanuele Pirro oder Jacky Ickx
gibt es ebenso zum Anfassen wie BMW 328, Veritas oder March-Renner.
Gerade das ist der Charme der Veranstaltung, der gerade am Renntag
mehr Zuschauer durchaus gut tun würden. Doch der Weg zur Legende ist
lang.

Quelle: Autoplenum, 2010-05-03
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