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Testbericht

Sebastian Viehmann, 23. April 2009
Die geliftete S-Klasse setzt auf Hybridantrieb und sparsamere Motoren. Dass das Stuttgarter Flaggschiff zur „Rainbow Warrior“ mutiert, ist nicht zu erwarten. Dafür sorgen schon die frisch überarbeiteten Top-Versionen von AMG und die Massenmärkte USA und China.

Als der neue BMW 7er auf den Markt kam, sah die S-Klasse plötzlich ziemlich alt aus – in Sachen Assistenzsysteme und Hightech-Gimmicks hatten die Münchner ihre Stuttgarter Konkurrenz rechts und links überholt. Nun will Mercedes zurückschlagen und die überarbeitete S-Klasse wie schon die E-Klasse zu einem „denkenden Partner des Fahrers“ machen. Präsentiert wurden die neuen Autos auf der Shanghai Motor Show. Es gibt ein paar optische Retuschen, zum Beispiel am Grill und an den Scheinwerfern (jetzt serienmäßig mit Bi-Xenon-Technik), vor allem aber eine Menge neuer elektronischer Helferlein. Dazu gehören ein Fernlicht-Assistent, der die Leuchtweite variiert, ohne den entgegenkommenden Verkehr zu blenden, ein Nachtsicht-System mit Fußgänger-Erkennung und ein Spurhalte-Assistent. Er warnt den Fahrer mit Vibrationen am Lenkrad, wenn man ohne zu blinken eine Fahrbahnmarkierung überfährt.

Spurwechselwarner gibt es auch bei anderen Herstellern, Mercedes will jedoch eine besonders ausgefeilte Version entwickelt haben: Die Elektronik soll erkennen, ob der Fahrer aus Versehen oder absichtlich seine Spur verlassen hat. „Die Warnung erfolgt deshalb nicht, wenn der Fahrer zum Beispiel vor einem Überholvorgang oder beim Auffahren auf die Autobahn beschleunigt, wenn er stark bremst oder in eine Kurve lenkt“, heißt es bei Mercedes. Neu ist auch ein „Aufmerksamkeits-Assistent“: Erkennt die Elektronik ungewöhnliche Lenkmuster, schließt sie auf eine Übermüdung des Fahrers und jagt einen Weckton durchs Cockpit. Zu den weiteren Hightech-Helferlein gehört ein System, das ähnlich wie bei BMW und Opel mit einer Frontscheiben-Kamera Verkehrszeichen liest und den Fahrer im Schilderwald über das jeweils gültige Tempolimit unterrichtet. Der Navigationsbildschirm ist optional mit einer „Splitview“-Technik ausgestattet. Damit können Fahrer und Beifahrer unterschiedliche Funktionen nutzen – während der Fahrer zum Beispiel die Karte des Navigationssystems sieht, kann der Beifahrer gleichzeitig auf dem selben Schirm einen Film von DVD ansehen.

Der Hauptmarkt für die neue Mercedes S-Klasse ist China. Nicht zuletzt deshalb stellten die Schwaben ihr automobiles Aushängeschild auf der Shanghai Autoshow erstmals der Öffentlichkeit vor. „Nirgendwo verkaufen wir so viele S-Klassen wie in China“, berichtet Ulrich Walker, Daimler-Chef für die Region Asia Pacific. Im letzten Jahr wurden in China 14.000 S-Klassen verkauft. „Davon träumt in China jeder erfolgreiche Geschäftsmann. Erst wenn man eine S-Klasse fährt, hat man es geschafft“, erzählt Lu Yuedi, erfolgreicher Inhaber der Immobilienfirma Xidi, als hätte ihm die Marketingabteilung diesen Spruch in den Mund gelegt, „2003 habe ich mir meine erste S-Klasse, einen S 350er gekauft. Mittlerweile habe ich noch einen S 500, einen S 600 und zwei alte S-Klassen.“

Lu Yuedi ist gerade 50 Jahre alt und gehört zu der Liga der Selfmade-Millionäre, die Großstädten wie Peking oder Shanghai in den letzten Jahren ihren Stempel aufdrücken. Er fährt auch Luxuskarossen von BMW und Porsche. Doch das Tagwerk verrichtet er allein im Fond oder am Steuer seines S 600 L. Die S-Klasse ist zusammen mit den Hauptkonkurrenten 7er BMW und Audi A8 die Luxuslimousine der oberen zehntausend. Vielen warten auf das neue Modell und reiben sich beim Anblick des neuen Modells schon die Hände. „Ich werde mir bald noch einen S 65 AMG und einen Maybach kaufen“, gibt Lu Yuedi stolz zu Protokoll als Beweis dafür, dass seine Geschäfte in der Immobilienwelt scheinbar prächtig laufen.

Im Gegensatz dazu wird sich das S-Klassen-Interesse in Europa bei vielen auf die Dieselversionen kaprizieren. In den USA stehen die Topmodelle S 550 4matic, S 600 und die AMG-Modelle hoch im Kurs. Ab August ist die neue Generation auch mit einem Hybridantrieb zu bekommen. Das ökologische Aushängeschild der überarbeiteten S-Klasse wird der S 400 Hybrid mit Lithium-Ionen-Akkus, der laut Werksangabe einen Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern pro 100 Kilometer erreicht. Interessanter vor allem für Vielfahrer dürfte der S 350 CDI BlueEfficiency (173 kW / 235 PS) sein, der sich im Schnitt mit 7,6 Litern Diesel begnügen soll. Insgesamt umfasst die Motorenpalette abgesehen vom Hybrid acht Benzin- und Dieselmotoren, darunter den Achtzylinder-Diesel S 450 CDI (235 kW / 320 PS), den Basis-Benziner S 350 (200 kW / 272 PS), die beiden Achtzylinder S 450 (250 kW / 340 PS) und S 500 (285 kW / 388 PS) sowie das Top-Modell S 600 mit einem 380 kW / 517 PS starkem Zwölfzylinder-Biturbomotor, mit dem die Luxuslimousine in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt.

Die leistungsstärksten S-Klassen kommen jedoch wie gewohnt aus Affalterbach und hören auf die Namen S 63 AMG und S 65 AMG. Die V8-Version bringt es auf 386 kW / 525 PS und entwickelt ein Drehmoment von 630 Newtonmetern, der Spurt von 0 auf 100 Km/h ist in 4,6 Sekunden erledigt. Der S 65 AMG hat einen sechs Liter großen V12-Motor mit doppelter Turboaufladung unter der Haube und kann mit 450 kW / 612 PS sowie 1000 Newtonmetern Drehmoment aufwarten. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert 4,4 Sekunden. AMG-Zierteile, Leichtmetallräder, Doppelend-Auspuffrohre und spezielle Tagfahrleuchten kennzeichnen die Dampfhammer mit Stern. Das dürfte nicht nur S-Klasse-Fan Lu Yuedi freuen.

Das Sportfahrwerk der AMG-Limousinen ist mit einer Seitenwindstabilisierung ausgerüstet. Die soll durch eine binnen Millisekunden variierte Radlastverteilung funktionieren und bedient sich dazu der Gierraten- und Querbeschleunigungs-Sensoren des ESP. Auch ein System namens „Torque Vectoring Brake“ ist serienmäßig an Bord: Bei Kurvenfahrt soll ein gezielter kurzer Bremseneingriff am kurveninneren Hinterrad ein „definiertes Eindrehen“ des Fahrzeugs bewirken und damit mehr Kontrolle bei schweren Kurvenfahrten ermöglichen. Diese Systeme sind auch für die normale S-Klasse erhältlich. Zur Serienausstattung der beiden AMG-Wuchtbrummen gehören klimatisierte Sportsitze, Lederausstattung und Siebengang-Automatik (Fünfgang-Automatik beim S 65 AMG). Den S 63 AMG gibt es mit langem oder kurzen Radstand, den S 65 AMG nur als Langversion. Die geliftete S-Klasse steht im Juni bei den Händlern, die Preise beginnen bei 73.006 Euro für den S 350 CDI. Zum Vergleich: Ein BMW 730d kostet 69.600 Euro, ein Audi A8 3.0 TDI quattro 68.600 Euro. Der S 400 Hybrid ist ab 85.323 Euro zu haben, der S 600 kostet 155.354 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2009-04-23

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