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Testbericht

Jürgen Wolff, 30. Januar 2017

Bei Seat geht es Schlag auf Schlag: Kurz nach dem Facelift des Leon präsentierten die Spanier jetzt den komplett überarbeiteten Ibiza.

Er ist der erste seiner Art. Und Matthias Rabe, Entwicklungschef der spanischen Automarke Seat, ist erkennbar stolz darauf: "Wir sind Ersteinsetzer." Will heißen: Der neue Seat Ibiza baut als erster im VW-Konzern bereits auf dem Modularen Querbaukasten (MQB A0) auf - und nimmt damit auch die Technik des kommenden VW Polo vorweg.

Nach dem kompakten Leon und dem SUV Ateca ist der Ibiza - dessen aktuelle, vierte Version seit 2008 auf dem Markt ist und zwei Facelifts hinter sich hat - die dritte Modellreihe der spanischen VW-Tochter, die erneuert oder neu eingeführt wird. Aber nicht die letzte. Rabe: "Von uns gibt es künftig jedes Jahr zwei neue Autos."

Der Ibiza als das wichtigste Modell der spanischen Autobauer ist mit knapp 4,10 Meter Länge zumindest äußerlich nicht gewachsen, bietet innen aber dennoch mehr Platz als bisher. Denn der Radstand ist um fast 10 Zentimeter auf 2.564 mm gedehnt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Die Überhänge beim neuen Ibiza sind kürzer. Der Fußraum vor der Rückbank hat nun 35 mm mehr als sein Vorgänger, die Kopfhöhe über den Vordersitzen 24 mm mehr - zwei Erwachsene passen problemlos hintereinander in die erste und zweite Reihe. Der Innenraum wuchs zudem um 87 mm in der Breite, was den Sitzen zusätzliche 42 mm Breite ermöglichte. Auch der Kofferraum mit doppeltem Boden legte zu - bei gleichzeitig niedrigerer Ladehöhe: um 63 auf nun 355 Liter. Der neue Ibiza soll zudem deutlich leiser und verwindungssteifer sein. In jedem Fall wirken die Materialien und die Verarbeitungsqualität durchaus hochwertig, das Cockpit aufgeräumt und übersichtlich. Wie im Leon und im Ateca befindet sich der Anlasserknopf links oberhalb des Schaltknaufs und seine Beleuchtung pulsiert in Herzschlagfrequenz.

Komplett überarbeitet wurde auch das Außendesign. Als Option gibt es Full-LED-Frontscheinwerfer in Dreiecksform, umrahmt vom schmalen Band des Tagfahrlichts, das auch als Blinker fungiert. Das Kennzeichen auf dem Kühlergrill wird durch zwei Linien auf der Motorhaube verlängert. Die Lufteinlässe haben Wabenstruktur. Die Überhänge an Front und Heck sind kurz, was dem Ibiza zusätzlich Stabilität auf der Straße verleihen dürfte. Zwei Sicken jeweils entlang der linken und rechten Seite strecken und strukturieren den Ibiza optisch und sind so auch bereits bei Leon und Ateca zu finden. "Doppelte Längsblister" heißt das bei Seat. Sie sollen den Ibiza "viel geduckter, viel gespannter, viel flacher" wirken lassen. Ebenfalls neu: Die LED-Heckleuchten, die das durchgehende Thema des Dreiecks ebenso aufnehmen wie die zackigen Außenspiegel.

Als Benzin- und Diesel-Motoren stehen zunächst die schon bekannten, aber im Verbrauch leicht gedrosselten Drei- und Vierzylinder in der Bestellliste, mit Leistungen zwischen zunächst 80 und 115 PS. Die 1,0-Liter-Benziner mit ihren drei Zylindern haben Turbokompressor und Direkteinspritzung und liefern zwischen 95 und 115 PS, Die Diesel stellen aus 1,6 Litern Hubraum 80, 95. oder 110 PS zur Verfügung. Ende 2017 soll ein neuer 1,5-Liter-Benziner mit vier Zylindern und 150 PS dazu kommen. Für die Versionen bis 95 PS sind mit 5-Gang-Handschaltung erhältlich, bei mehr PS gibt es sechs Gänge. Außerdem im Angebot: Ein DSG-Getriebe mit sieben Schaltstufen.

Seine offizielle Premiere feiert der fünftürige Seat Ibiza, der im spanischen Stammwerken Matorell gebaut wird, auf dem Genfer Autosalon im März. Bei den Händlern steht er ab Juni 2017. Vier Ausstattungsvarianten wird es geben: "Reference" und "Style" bilden dabei die Basis, der FR soll die sportlicheren Kunden ansprechen, die "XCellence"-Linie ist eher komfortorientiert. Voraussichtlich im kommenden Jahr will Seat auch ein voll digitales Kombiinstrument für den Ibiza anbieten. Mirror Link, Apple CarPlay und Android Auto gehören bei Seat längst zum Angebot.

Anders als erwartet soll es vom Ibiza allerdings weder eine besonders sportliche Cupra-Version noch einen Kombi geben. Und auch einen Dreitürer dürfte es nicht wieder geben. Ernsthaft nachgedacht wird bei Seat allerdings darüber, eine SUV-Version auf die Reifen zu stellen. Über die Preise für den neuen Ibiza schweigt sich Seat noch aus - sie dürften allerdings ähnlich wie beim aktuellen Modell liegen. Dort startet das Basismodell bei rund 12.000 Euro - allerdings mit gerade mal 75 PS.

Kein Modell der Spanier wird so lange gebaut, wie der Ibiza. Insgesamt wurden in mehr als 30 Jahren 5,4 Millionen Einheiten produziert.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-01-30

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