New York Motorshow 2010 - Stuttgarter Meisterschaften
Testbericht
Bei keiner anderen Automesse auf der Welt hat Mercedes-Benz derart
leichtes Spiel wie in New York. In diesem Jahr sind die Stuttgarter mit den
Messeauftritten von R-Klasse und dem SLS GT3 einmal mehr die
Hauptdarsteller.
Die New York Motorshow hat sich in den letzten Jahren prächtig
entwickelt. Verschwand die Messe im wenig charismatischen Jacob K.
Javitz Convention Center lange Jahre im übergroßen Schatten der
Veranstaltungen von Detroit, Chicago und Los Angeles, so blickt nicht nur
die amerikanische Autowelt mittlerweile Ende März / Anfang April
aufgeregt nach Big Apple. Die niemals schlafende Megacity wird auch
zukünftig kaum als Autofahrerstadt in die Annalen eingehen; doch die
New York Motorshow hat sich längst fest im internationalen
Messekalender etabliert. Nicht die nach wie vor wenig überzeugenden US-
Hersteller nutzen das Convention Center unweit des Hudson zu ihrem
Heimspiel. Vielmehr hat in New York seit Jahren Mercedes-Benz fest die
Hosen an.
In diesem Jahr war es das amerikanische Viererbob-Team, das die
Weltpremiere von Mercedes R-Klasse und SLS GT3 stilecht vergoldete. Das
US-Team rund um Pilot Steven Holcomb gewann bei den olympischen
Winterspielen in Vancouver überlegen die Goldmedaille im Viererbob. Der
Messeauftritt des kraftvollen Bobquartetts soll der gründlich
überarbeiteten R-Klasse einen entsprechend erfolgreichen Neustart
garantieren. Bislang blieb die R-Klasse weit hinter den Erwartungen
zurück. „Beim neuen Modell haben wir bewusst SUV-Gene eingesetzt“, so
Dr. Joachim Schmidt, bei Mercedes verantwortlich für Vertrieb und
Marketing, „früher war die R-Klasse optisch ein Zwitter. Das ist vorbei.“
Die zweite Generation mit völlig neuem Gesicht hat ihren traurigen Blick
verloren und soll so mehr Oberklasse-Kunden locken, die sich bisher
bevorzugt in der Liga von SUV und Luxuslimousinen zu Hause fühlten.
Der Flügeltürer SLS ist gerade erst auf dem Markt, da können sich bereits
die Clubsportler freuen. Der SLS GT3 zeigt auf der NYIAS, wie sportlich ein
Supersportwagen aus Stuttgart aussehen kann.
Bei so viel Aufwand können die anderen deutschen Hersteller nur die
Waffen strecken. Audi, Volkswagen, Porsche und BMW zeigen mit
Aushängeschildern wie R8 Spyder, Cayenne Hybrid oder X5 in New York
die Modelle, die bereits auf vergangenen Messen ihre Weltpremieren
zelebrierten und hoffen auf die bekannt finanzstarke Kundschaft zwischen
Haptons und dem Financial District. Allein Mini kann seinen neuen SUV
Countryman in Downtown Manhattan stilecht in Szene setzen. Düster
sieht es bei General Motors, der Chrysler Group und Ford aus – im Westen
nichts Neues. Fiat ist sich nicht zu schade, den Chrysler Delta ein zweites
Mal nach der Detroit Motorshow ohne Neuerungen dem US-Publikum zu
präsentieren. Vertrauensweckende Maßnahmen sehen anders aus. Ohne
Produkte geht eben auch in Big Apple nicht viel. Daran ändert auch eine
supersportliche Dodge Viper ACR-X wenig.
Seine Premiere feiert auf der New York Motorshow der neue Infiniti QX
56. Bisher war der QX 56 der Luxusbruder des erfolgreichen Oberklasse-
SUV Nissan Armada. Die Größe ist geblieben, doch der neue QX ist in
Sachen Design kein großer Wurf. Besonders die herausgearbeitete
Motorhaube und das mächtige Heck lassen einen weniger an schmucke
amerikanische Groß-SUV als vielmehr an Designverfehlungen wie den
SsangYong Rodius denken. Da gibt es im Hause der Schöngeister Infiniti
deutlich sehenswertere Modelle.
Dynamischer lässt es Cadillac angehen. Die Kombiversion des sportlichen
CTS-V Sport Wagon zeigt, das sportliche Kombis nicht allein aus
Süddeutschland kommen müssen. Imposante Leistungsdaten gepaart mit
Familiengefühlen gibt es längst auch in Nordamerika. Selbst wenn New
York als Hauptstadt der Singles gilt – auch in diesem Jahr gibt es bei der
New York International Autoshow wieder eine Reihe von Familienautos zu
sehen. Besonders viel Aufmerksamkeit gibt es für die Modelle Hyundai
Sonata 2.0 Turbo / Hybrid, Kia Optima, der Suzuki Kizashi Sport oder den
besonders sportlichen Subaru Impreza WRX STi. Wer es kleiner mag: auch
in New York darf es mittlerweile gerne eine Nummer kleiner sein. Das
zeigen der Scion iQ, Coupé-Bruder Scion tC oder der Lexus CT 200h als
Konkurrent für BMW 1er und Audi A3. Bis zum nächsten Jahr.





























