Nissan Leaf in den USA - Der neue Messias
Testbericht
Der Nissan Leaf ist noch nicht einmal auf dem Markt, da bahnt sich in den
USA ein neuer Öko-Hype an. Die Vorbestellungen des ersten Elektromobils
für die breite Masse laufen auf vollen Touren.
An sich sollte man meinen, dass der Chevrolet Volt nach unzähligen
Messeauftritten und den mittlerweile zweijährigen Werbekampagnen in
den USA der neue Öko-Messias hätten werden sollen. Doch wie aus dem
Nichts wurde der Volt vom Kompaktklassemodell Nissan Leaf (übersetzt
„Blatt“) überholt. Das asiatische Elektromobil startet Ende 2011 zu
Preisen von rund 30.000 Euro auch nach Deutschland. In einigen Staaten
der USA ist der elektrobetriebene Leaf bereits Ende 2010 zu bekommen.
„Derzeit haben wir noch kein Ausstellungsfahrzeug“, erzählt Jose
Sanchez, Chefverkäufer bei Nissan Bueno Park in Anaheim nahe Los
Angeles, „doch bei uns haben sich bereits die ersten 20 Kunden auf die
Warteliste setzen lassen - wie damals beim Nissan Z. Da der Leaf für die
Kunden nur ein Ergänzungsauto ist, ist die Wartezeit kein Problem.“ 500
Fahrzeuge stehen aktuell bei Bueno Park Nissan auf dem Hof – Altima,
370 Z, Pathfinder oder Sentra.
Doch eben kein einziger Leaf. Das soll sich bald ändern. In den nächsten
Monaten werden bei den Nissan-Händlern die Vorbereitungen für die
Einführung des Leaf getroffen. „Das sind in erster Linie Ladestationen für
die Kunden und in der Werkstatt“, erzählt Jose Sanchez, der sich mit dem
neuem Elektromodell völlig neue Nissan-Kunden erhofft.
Nach dem über 100.000 Dollar teuren Elektrosportler Tesla Roadster und
den zahlreichen Hybridmodellen, die in den USA mittlerweile auf
Mittelklasse- und SUV-Markt sind, könnte der Nissan zu einem neuen
Toyota Prius werden. Wer sich für einen Leaf vormerken möchte, muss
sich online anmelden und vorab 99 Dollar zahlen. Schon steht der eigene
Name auf der Warteliste. Bereits nach ein paar Tagen hatten sich
Amerika-weit mehr als 6.500 Kunden angemeldet. Das sind zehn Prozent
der geplanten Produktionskapazitäten für 2011. Wer
Steuererleichterungen der Obama-Regierung in Höhe von 7.500 Dollar
sowie in Kalifornien zusätzliche 5.000 Dollar Elektroprämie in Anspruch
nimmt, reduziert den Kaufpreis für einen Nissan Leaf auf kaum mehr als
20.000 Dollar. „Wir hatten bereits in den ersten drei Stunden die ersten
2.700 Reservierungen“, berichtet stolz Dave Mingle, bei Nissan zuständig
für das Kunden-Management, „das ist deutlich mehr als wir kalkuliert
hatten.“ Damit ist der Nissan Leaf günstiger als Toyota Prius (26.000
Dollar) oder Honda Civic (22.000 Dollar).
Zusammen mit dem Nissan Leaf bekommt der Kunde in der heimischen
Garage vom Kooperationspartner AeroVironment eine Ladestation
installiert, mit der das Fahrzeug auf 220-Volt-Basis aufgeladen werden
kann. Die Kosten hierfür liegen bei weiteren 2.200 Dollar. Bis zu 2.000
Dollar werden dabei über vergünstigte Kredite der öffentlichen hand
abgedeckt. Unter dem Strich soll eine Leaf-Tankfüllung dann gerade
einmal drei Dollar kosten. „Ich rechne bis zum Jahre 2020 fest mit einem
Elektroauto-Anteil von zehn Prozent“, blickt Nissan-Chef Carlos Ghosn in
die Zukunft, „um das ganze anzuschieben, haben wir vier Milliarden Euro
in die Hand genommen und produzieren unsere Akkus zukünftig selbst.“
Angetrieben wird der Nissan Leaf von einem 80 KW / 109 PS starken
Elektromotors mit 280 Nm maximalem Drehmoment. Die
Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 140 km/h. Die Reichweite
des allein von seinem Elektromotor angetriebenen Leaf soll bei 160
Kilometern liegen. Das soll im Alltagsbetrieb in Städten von Paris, Tokio
oder Los Angeles ausreichen, die Kunden zum Umsteigen auf ein
Elektromodell zu bewegen. „80 Prozent aller Kunden weltweit fahren pro
Tag weniger als 100 Kilometer“, erklärt der zuständige Technik-
Verantwortliche bei Nissan, Toshimi Abo, „in Japan und UK fahren 80
Prozent aller Kunden täglich sogar weniger als 50 Kilometer.“ Aufgeladen
wird der Nissan Leaf an einer gewöhnlichen Steckdose.
Der Leaf verfügt über zwei Lademodi. Wer den Elektro-Nissan des Nachts
in der heimischen Garage aufladen möchte, steckt den Stecker in die
Steckdose und nach acht Stunden ist die volle Reichweite wieder abrufbar.
Ist der Akku wieder voll aufgeladen, gibt es automatisch eine Mail auf das
Mobiltelefon. Über das kann man morgens - wenn gewünscht - sogar die
Klimaanlage starten und den Wagen vorkühlen oder aufheizen lassen. Der
Schnelllademodus ist mit der heimischen Stromtechnik in der heimischen
Garage dagegen nicht zu realisieren. Hier planen die Japaner eine
Versorgung mit Hochdruck-Strom, der den gesamten Akku in kaum mehr
als 30 Minuten wieder komplett aufladen soll. „Zehn Minuten an der
Steckdose reichen für weitere 50 Kilometer“, unterstreicht Toshimi Abo,
„wir werden am Anfang nur wenige Ladestationen haben. Daher ist eine
sinnvolle Vernetzung unverzichtbar. So wird das Navigationssystem
jederzeit aktuell anzeigen, wie weit man mit dem Stromvorrat und einem
etwaigen Nachtanken kommen kann.“





























