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Testbericht

Sebastian Viehmann, 19. November 2010
1904 brachte die berühmte Marke NSU ihr erstes Motordreirad heraus. Horst Schultz hat es unter Schweiß und Tränen restauriert. Heute fährt das 106 Jahre alte Tricar wieder – es ist das Letzte seiner Art.

Horst Schultz hat eine Passion fürs Automobil. Drei Themen haben es ihm besonders angetan: Wankelmotoren, alternative Antriebe und die Marke NSU. Zu allen dreien hat Schultz im Museum Autovision in Altlußheim eine einzigartige Sammlung zusammengetragen. Die Autovision in der Nähe von Hockenheim hat einen eigenen Fuhrpark, zu dem ein täglich genutzter Golf City-Stromer und Elektro-Roller gehören. Nun können die Altlußheimer ihren ältesten Dienstwagen begrüßen: Ein Tricar von NSU, Baujahr 1904 und bis aufs letzte Schräubchen restauriert.

Das dreirädrige Gefährt mit dem wassergekühlten Einzylindermotor, der Holzkarosse und der schmucken Lederbank befand sich schon lange im Besitz des Museums, bis es in einem einjährigen Kraftakt wieder auf Vordermann gebracht wurde. Zur Verfügung standen den NSU-Experten nur ein paar alte Skizzen und Fotos. Es sei so gewesen, als habe man eine alte Uhr reparieren müssen, sagt Horst Schultz: „Wir mussten uns voll und ganz in die Zeit vor 100 Jahren und in das damalige Ingenieurswissen vergraben.“

Bis der Motor endlich lief, vergingen unzählige Stunden in der Werkstatt. „Die ersten Explosionsgeräusche klangen schwer nach Herzrhythmusstörungen“, erzählt der Ingenieur. Doch irgendwann knatterte der 106 Jahre alte Verbrennungsmotor im richtigen Takt. Bei den Recherchen zum NSU-Veteran machte das Museums-Team eine Reihe überraschender Entdeckungen. Das Tricar von 1904 ist nicht nur das einzige noch existierende Modell dieser Baureihe, sondern auch das erste Motordreirad mit Lenkrad, das NSU je gebaut hat. Anhand der Motornummer gehen Schultz und seine Mitstreiter sogar davon aus, dass ihr Tricar genau jenes Ausstellungsstück ist, das 1904 auf der Automobilausstellung in Frankfurt gezeigt wurde.

Beim Concours D´Elegance im Schwetzinger Schlosspark wurde das restaurierte Tricar erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Schnell war den Mitarbeitern des Museums klar, dass es noch einen passenderen Ort gab, um den NSU-Veteran ins Rampenlicht zu rücken: Den „London to Brighton Veteran Car Run“. Die legendäre Wettfahrt, die seit 1896 stattfindet, führt vom Londoner Hyde Park ins 96 Kilometer entfernte Seebad Brighton. Zugelassen beim alljährlichen Happening der Auto-Opas sind nur Fahrzeuge, die im Jahr 1904 oder früher gebaut wurden.

Einfach aufsteigen und losfahren ist bei einem 106 Jahre alten Kraftfahrzeug wie dem NSU-Dreirad natürlich nicht drin. Zudem hatte das Team der Autovision vor dem Rennen nur wenig Zeit und legte kaum 20 Kilometer Testfahrten zurück. Kurz nach dem Startschuss im Hyde Park war die erste Hürde zu überwinden. „Schon in London hatten wir Probleme mit dem Keilriemen“, berichtet Schultz, „der Stop and Go-Verkehr war eine extreme Beanspruchung des Materials und verlangte größte Konzentration beim Chauffeur.“

Mehrmals musste Schultz den Keilriemen nachspannen. Doch das Dreirad schlug sich wacker und schaffte mehr als zwei Drittel der Strecke. Beim Zwischenstopp in Crawley holte sich Schultz den begehrten Stempel. „Als wir diese 70 Kilometer geschafft hatten, siegte die Vernunft vor dem Ehrgeiz. Die Berg- und Talfahrt der Dünenlandschaft vor Brighton wollten wir weder unserem Schnauferl noch uns zumuten“, so Schultz.

So legte das steinalte Tricar die letzten Kilometer auf einem Hänger zurück – und war damit in bester Gesellschaft: Beim London to Brighton Run scheiden jedes Jahr viele Dutzend Teilnehmer schon weit vor dem Ziel mit Reifenplatzern, defekten Getrieben oder kapitalen Motorschäden aus. „Dabeisein ist alles“ lautet daher auch das Motto der Kult-Veranstaltung.

Nun darf es sich das NSU-Dreirad wieder im Altlußheimer Museum gemütlich machen und den Status als Letztes seiner Art genießen. Neben den zahllosen Stunden der Restaurierung hat das Tricar auch eine Menge Geld verschlungen. Wieviel genau, will Horst Schultz nicht sagen – „aber für einen Mittelklassewagen hätte es sicher gereicht“, sagt der Museumsleiter.

Quelle: Autoplenum, 2010-11-19

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