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Testbericht

28. Juli 2014
Hamburg, 29. Juli 2014  
Skoda packt den 184-PS-Diesel aus dem RS in die Neuauflage des Scout. Das ist ein Novum, weil es das Selbstzünder-Kraftwerk bis jetzt nur für den Sportler gab. Und damit wird der starke Zweilitermotor erstmals auch mit einem 4x4-Antrieb gepaart. Wer den bulligen Motor nicht will, kann den Schlechtwege-Skoda auch mit einem 150-PS-Selbstzünder oder einem 180-PS-Benziner bestellen. Die Diesel sind wir schon gefahren.

Plastik-Unterfahrschutz
Wie schon sein Vorgänger, bahnt sich auch der neue Scout seinen Weg im robusten Pfadfinder-Look. Dazu gehören Schutzabdeckungen aus Plastik an den Radläufen und den Schwellern ebenso wie silberfarbene Unterfahrschutz-Platten an Front und Heck. Die sind jedoch eher schön als praktisch, da sie ebenfalls aus Kunststoff bestehen. Vielleicht wären an dieser Stelle Bleche besser, der Haltbarkeit des Plastiks beim harten Bodenkontakt trauen wir nicht so sehr.

Kleiner Diesel mit Handschaltung
Der 150-PS-Diesel motorisiert den Scout ordentlich. Die Maschine läuft hörbar, aber nicht laut. Nach einer turbotypischen Gedenksekunde beim Anfahren kommt der große Tscheche flott in die Gänge. In 9,1 Sekunden läuft er auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 207 km/h - das reicht für ein Auto, das seine Trümpfe ohnehin auf unbefestigtem Untergrund ausspielen soll. Wer gerne andere für sich arbeiten lässt, hat beim kleinen Diesel Pech gehabt: Schalten muss man als Fahrer selbst. Während die großen Motoren immer an das Doppelkupplungsgetriebe DSG gekoppelt sind, gibt's das schwächere Modell nur mit manueller Schaltung. Wir empfinden das aber nicht als Nachteil, die Gänge flutschen in der Handschalt-Box knackig an die richtige Stelle.

7,8 Sekunden auf Tempo 100
Mit dem 184-PS-Diesel wummert deutlich mehr Power hinter der Kühlernase. 380 Newtonmeter Drehmoment sind eine starke Ansage, und so schiebt der Zweiliter den Scout auch entsprechend kräftig an. Das Sechsgang-DSG wechselt seine Gänge, wie bei Skoda üblich, nahezu unbemerkt. Mit 7,8 Sekunden auf Tempo 100 versägt der stärkste Scout sogar den Motorspender RS, der braucht einen halbe Sekunde länger. Der schafft dafür 230 km/h Spitze - dem Scout geht bei 219 km/h die Puste aus.

Über 17 Zentimeter Bodenfreiheit
Im Vergleich zu den zivilen Geschwistern wurde die Karosserie des Pfadfinders um drei Zentimeter nach oben geschraubt. Mit über 17 Zentimeter Bodenfreiheit ist vielen eingefahrenen Waldwegen der Schrecken genommen. Uns gefällt, wie gut der Tscheche auch gröbere Unebenheiten wegbügelt, selbst auf Geröll fühlen wir uns innen nicht zu hart behandelt. Auf Asphalt liegt der Wagen dennoch straff genug und selbst in schnellen Kurven wankt der Aufbau kaum. Die Lenkung ist ausgewogen abgestimmt und vermittelt ein gutes Feedback von der Straße. Ein adaptives Fahrwerk, das ja im Mutterkonzern bereit liegt und beispielsweise für Schwestermodelle wie VW Golf und Seat Leon bestellbar ist, gibt es für die komplette Skoda-Octavia-Modellpalette nicht und somit auch nicht für den Scout.

Haldex-5-Allradantrieb
Dank seines Allradantriebs kommt der Outdoor-Tscheche auch dort noch durch, wo andere schon den Freundeskreis zum Rausschieben zusammentrommeln. Zum Einsatz kommt das aus dem VW-Konzern bekannte Haldex-5-System, das unter anderem auch den VW Golf 4Motion und den Seat Leon 4Drive auf allen Vieren rennen lässt. Auf trockener Fahrbahn treiben nur die Fronträder das Auto an. Erst wenn sie den Halt verlieren und durchzudrehen drohen, gelangt die Kraft blitzschnell auch an die Hinterachse. Auch beim Anfahren wird das Drehmoment so verteilt, dass alle Räder greifen. Das bringt vor allem dann Vorteile, wenn man einen schweren Anhänger ziehen will - immerhin sind zwei Tonnen Anhängelast möglich. Elektronische Sperrdifferenziale an Vorder- und Hinterachse verschieben die Kraft jeweils auf die Räder, die den meisten Grip haben, im Extremfall kann selbst ein einziges Rad den Scout aus dem Schlamm holen. Diese ganze Theorie muss man aber als Skoda-Lenker gar nicht wissen, die Elektronik kümmert sich von ganz allein um das Vorwärtskommen.
 
Sehr gutes Platzangebot
Zu den bekannten Qualitäten des Kombi-Octavia gehört sein großes Platzangebot. Hinter die elektrisch betätigte Hecktür passen 610 Liter Gepäck, der Stauraum lässt sich durch Umlegen der Fondlehnen auf immerhin 1.740 Liter erweitern. In der zweiten Reihe finden Erwachsene viel Kopf- und vor allem Knieraum vor. Auf langen Reisen lässt es sich hier wohlig residieren, lässig in die Polster gelehnt und die Beine ausgestreckt. Fahrer und Beifahrer kommen ebenfalls bequem unter, die Sitze geben guten Seitenhalt. Spezielle Logos an Lenkrad und Schalthebel weisen auf den Scout hin, ansonsten bietet der Skoda die selbsterklärende Funktionalität fast aller Autos aus dem VW-Konzern.

Ab 30.250 Euro Der preiswerteste Octavia Scout wird vom Zweiliter-Diesel mit 150 PS vorangebracht und kostet 30.250 Euro, die 184-PS-Version mindert den Kontostand um 32.650 Euro. Ausstattungslinien gibt es nicht. Ab Werk sind schon Features wie 17-Zoll-Alus, Nebelscheinwerfer, eine Zweizonen-Klimaautomatik, Parkpiepser hinten und ein Radio mit SD-Kartenslot dabei. Ein Navi ist ab 1.470 Euro an Bord, Bi-Xenonlicht ist 1.115 Euro teuer. Für 610 Euro ist sogar ein Abstandstempomat zu haben - der Naturbursche lässt sich ziemlich fein ausstatten.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb, permanent
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Turbodiesel, vorn quer eingebaut
Hubraum:1.968
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:110 kW (150 PS) bei UPM
Drehmoment:340 Nm bei 1.750-3.000 UPM
Preis
Neupreis: 30.250 € (Stand: Juli 2014)
Fazit
Der Vorgänger des neuen Scout hat nicht die Masse der Octavia-Verkäufe ausgemacht. Nur acht Prozent aller Kombis trugen den Waldläufer-Look. Doch wer ein geräumiges Allradfahrzeug braucht und nicht unbedingt ein SUV möchte, ist mit dem Scout gut bedient. Dank Höherlegung und variablem 4x4-System dürfte der robuste Skoda den meisten Anforderungen im leichtem Gelände gewachsen sein. Interessant ist auch die Möglichkeit, im Scout den starken RS-Diesel mit dem Allradsystem zu kombinieren - diese Option gibt es sonst nicht. + durchzugsstarker Diesel, gutes Platzangebot, Federung schluckt auch gröbere Unebenheiten - stärkere Motoren nur mit DSG kombinierbar, kein adaptives Fahrwerk zu haben
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2014-07-28

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