Offroad-Notarztwagen - Extrem-Retter
Testbericht
Wo der Rettungshubschrauber nicht mehr hinkommt, fängt das Einsatzgebiet von Notarzt Dominik Dörr erst an. Sein rollendes Mini-Hospital muss selbst unter widrigsten Umständen ausrücken.
Staub, Geröll, tiefe Flüsse, dichter Dschungel: Dieser Einsatzwagen muss einiges aushalten. Der Offroader ist von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, die Blaulichter sind kaum noch zu erkennen. Der Arbeitsplatz seines Fahrers kann tief im Regenwald sein, mitten in der Steppe oder auf einem steilen Berghang mit imposanten 6000ern im Hintergrund. Dominik Dörr, der 2004 nach der Tsunami-Katastrophe in Indonesien geholfen und jahrelang Erfahrung in der Luftrettung gesammelt hat, ist Notarzt bei der Land Rover Experience Tour durch Bolivien.
Dörrs Ambulanz ist ein Land Rover Discovery mit 245 PS starkem V6-Dieselmotor. Voll ausgerüstet bringt das Auto satte 3,4 Tonnen auf die Waage. Das Einzelstück ist nämlich ein rollendes Mini-Hospital, das für alle Eventualitäten eingerichtet ist. In Deutschland haben Rettungsassistenten und Notärzte nach der Erstversorgung ihrer Patienten in der Regel oft wenige Minuten Fahrt bis zum nächsten Krankenhaus. Für lange Strecken steht eine gewisse Zahl von Rettungshubschraubern zur Verfügung. In Ländern wie Bolivien sieht das ganz anders aus.
Dominik Dörr hat sich die Krankenwagen der Region und kleine Hospitäler im Hinterland angeschaut. „Mit der Ausrüstung, die ich an Bord habe, würde ich die diagnostischen Möglichkeiten dort um 300 Prozent anheben“, so der Arzt. Die wenigen bolivianischen Krankenwagen haben neben einer Trage höchstens noch ein Sauerstoffgerät an Bord, eine Luftrettung existiert nicht. Die technische Ausstattung und auch die hygienischen Verhältnisse in den Landhospitälern seien haarsträubend, sagt Dörr: „Einen Schwerverletzten müssten wir in die Großstadt La Paz bringen“. Das würde viele Stunden Fahrt durch unwegsames Gelände und über extrem schlechte Straßen bedeuten. „Ich müsste den Patienten während der Fahrt dann irgendwie über die Runden bringen“, so der Notarzt.
Der Offroad-Krankenwagen ist deshalb bis unters Dach mit medizinischem Equipment vollgestopft. Dazu zählen Verbandmaterial, Medikamente und Infusionen, ein EKG-Gerät mit Defibrillator sowie eine Beatmungsmaschine, die mit dem Druck aus ihrer Sauerstoffflasche arbeitet und daher auf keine Stromversorgung angewiesen ist. Der Notfall-Kraxler verfügt sogar über ein rund 20.000 Euro teures tragbares Ultraschallgerät, mit dem man schon am Einsatzort innere Verletzungen feststellen kann. Auch wenn Dominik Dörr die komplette Ausrüstung an Bord hat, um Patienten zum Beispiel bei einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung zu beatmen, sei dies nur die Ultima Ratio: „Die Transportwege sind irrsinnig lang. Bestimmte Maßnahmen wie die Intubation mit künstlicher Beatmung würde ich daher nur im äußersten Notfall durchführen“, so der Mediziner.
Zur Patientenbeförderung in der Land Rover-Ambulanz dient eine einfache Trage. Eine moderne Rolltrage, wie sie in Rettungswagen heute zur Standardausrüstung gehört, würde schließlich im unwegsamen Gelände keinen Sinn machen und hätte im Laderaum des Land Rover auch gar keinen Platz. Ein so genanntes Spineboard kommt zur Rettung und zum Transport von Verletzten zum Einsatz. Es wird flach unter den Körper geschoben und der Verunfallte daran festgeschnallt.
Es sind aber vor allem die kleinen Wehwehchen, um die sich Dominik Dörr während der Abenteuer-Tour kümmern muss. So gibt es zum Beispiel einige Fahrer, die in Bergregionen zwischen 3000 und 5000 Metern unter der Höhenkrankheit leiden. Auch kleine Verletzungen wie Schürfwunden müssen schnell und fachgerecht behandelt werden, denn in den tieferen feuchten Dschungelregionen ist die Infektionsgefahr besonders groß.
Bei der Tour durch Bolivien blieben die Abenteurer mit ihren 14 Fahrzeugen von Unfällen verschont. Dag Rogge, der bereits neun Land Rover-Touren quer über den ganzen Globus organisiert hat, berichtet allerdings von einem einschneidenden Erlebnis vor einigen Jahren in Mittelamerika: Sein Konvoi kam an einem Unfallort vorbei, an dem zwei einheimische PKW in voller Fahrt frontal zusammengestoßen waren. Die Menschen waren in den Autos eingeklemmt. Eine Feuerwehr gab es nicht oder sie kam einfach nicht. „Wir haben mit Seilwinden versucht, die zertrümmerten Autos auseinanderzuziehen“, berichtet Dag Rogge. Zwei Menschen konnten sie retten, für fünf weitere – darunter auch Kinder- kam jede Hilfe zu spät. „Dieses Erlebnis hat uns dazu bewogen, bei unseren Touren immer einen Arzt mitzunehmen“, sagt Rogge.
Das Restrisiko fährt auch in Bolivien immer mit. Wenn einer der Geländewagen auf den engen Straßen hunderte Meter tief in den Dschungel stürzen würde, könnte auch Dominik Dörr nicht mehr helfen: „Es könnte Tage dauern, bis man überhaupt erst einmal die Absturzstelle erreicht“, so der Retter.
Staub, Geröll, tiefe Flüsse, dichter Dschungel: Dieser Einsatzwagen muss einiges aushalten. Der Offroader ist von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, die Blaulichter sind kaum noch zu erkennen. Der Arbeitsplatz seines Fahrers kann tief im Regenwald sein, mitten in der Steppe oder auf einem steilen Berghang mit imposanten 6000ern im Hintergrund. Dominik Dörr, der 2004 nach der Tsunami-Katastrophe in Indonesien geholfen und jahrelang Erfahrung in der Luftrettung gesammelt hat, ist Notarzt bei der Land Rover Experience Tour durch Bolivien.
Dörrs Ambulanz ist ein Land Rover Discovery mit 245 PS starkem V6-Dieselmotor. Voll ausgerüstet bringt das Auto satte 3,4 Tonnen auf die Waage. Das Einzelstück ist nämlich ein rollendes Mini-Hospital, das für alle Eventualitäten eingerichtet ist. In Deutschland haben Rettungsassistenten und Notärzte nach der Erstversorgung ihrer Patienten in der Regel oft wenige Minuten Fahrt bis zum nächsten Krankenhaus. Für lange Strecken steht eine gewisse Zahl von Rettungshubschraubern zur Verfügung. In Ländern wie Bolivien sieht das ganz anders aus.
Dominik Dörr hat sich die Krankenwagen der Region und kleine Hospitäler im Hinterland angeschaut. „Mit der Ausrüstung, die ich an Bord habe, würde ich die diagnostischen Möglichkeiten dort um 300 Prozent anheben“, so der Arzt. Die wenigen bolivianischen Krankenwagen haben neben einer Trage höchstens noch ein Sauerstoffgerät an Bord, eine Luftrettung existiert nicht. Die technische Ausstattung und auch die hygienischen Verhältnisse in den Landhospitälern seien haarsträubend, sagt Dörr: „Einen Schwerverletzten müssten wir in die Großstadt La Paz bringen“. Das würde viele Stunden Fahrt durch unwegsames Gelände und über extrem schlechte Straßen bedeuten. „Ich müsste den Patienten während der Fahrt dann irgendwie über die Runden bringen“, so der Notarzt.
Der Offroad-Krankenwagen ist deshalb bis unters Dach mit medizinischem Equipment vollgestopft. Dazu zählen Verbandmaterial, Medikamente und Infusionen, ein EKG-Gerät mit Defibrillator sowie eine Beatmungsmaschine, die mit dem Druck aus ihrer Sauerstoffflasche arbeitet und daher auf keine Stromversorgung angewiesen ist. Der Notfall-Kraxler verfügt sogar über ein rund 20.000 Euro teures tragbares Ultraschallgerät, mit dem man schon am Einsatzort innere Verletzungen feststellen kann. Auch wenn Dominik Dörr die komplette Ausrüstung an Bord hat, um Patienten zum Beispiel bei einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung zu beatmen, sei dies nur die Ultima Ratio: „Die Transportwege sind irrsinnig lang. Bestimmte Maßnahmen wie die Intubation mit künstlicher Beatmung würde ich daher nur im äußersten Notfall durchführen“, so der Mediziner.
Zur Patientenbeförderung in der Land Rover-Ambulanz dient eine einfache Trage. Eine moderne Rolltrage, wie sie in Rettungswagen heute zur Standardausrüstung gehört, würde schließlich im unwegsamen Gelände keinen Sinn machen und hätte im Laderaum des Land Rover auch gar keinen Platz. Ein so genanntes Spineboard kommt zur Rettung und zum Transport von Verletzten zum Einsatz. Es wird flach unter den Körper geschoben und der Verunfallte daran festgeschnallt.
Es sind aber vor allem die kleinen Wehwehchen, um die sich Dominik Dörr während der Abenteuer-Tour kümmern muss. So gibt es zum Beispiel einige Fahrer, die in Bergregionen zwischen 3000 und 5000 Metern unter der Höhenkrankheit leiden. Auch kleine Verletzungen wie Schürfwunden müssen schnell und fachgerecht behandelt werden, denn in den tieferen feuchten Dschungelregionen ist die Infektionsgefahr besonders groß.
Bei der Tour durch Bolivien blieben die Abenteurer mit ihren 14 Fahrzeugen von Unfällen verschont. Dag Rogge, der bereits neun Land Rover-Touren quer über den ganzen Globus organisiert hat, berichtet allerdings von einem einschneidenden Erlebnis vor einigen Jahren in Mittelamerika: Sein Konvoi kam an einem Unfallort vorbei, an dem zwei einheimische PKW in voller Fahrt frontal zusammengestoßen waren. Die Menschen waren in den Autos eingeklemmt. Eine Feuerwehr gab es nicht oder sie kam einfach nicht. „Wir haben mit Seilwinden versucht, die zertrümmerten Autos auseinanderzuziehen“, berichtet Dag Rogge. Zwei Menschen konnten sie retten, für fünf weitere – darunter auch Kinder- kam jede Hilfe zu spät. „Dieses Erlebnis hat uns dazu bewogen, bei unseren Touren immer einen Arzt mitzunehmen“, sagt Rogge.
Das Restrisiko fährt auch in Bolivien immer mit. Wenn einer der Geländewagen auf den engen Straßen hunderte Meter tief in den Dschungel stürzen würde, könnte auch Dominik Dörr nicht mehr helfen: „Es könnte Tage dauern, bis man überhaupt erst einmal die Absturzstelle erreicht“, so der Retter.
Quelle: Autoplenum, 2011-06-21
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