Opel Adam – Dreikäsehoch
Als Opel vor zwei Jahren mit dem Adam auf den Markt kam, war das neue Modell so etwas wie ein Heilsbringer für die Marke. Ein Zeichen für eine neue Zeitrechnung. Opel war über Nacht wieder modern, trendy und irgendwie schien der Adam zum Glücksboten für die schwer angeschlagenen Rüsselsheimer zu werden. Der in Eisenach montierte Kleinwagen verkaufte sich von Beginn an gut, zahlreiche Sonderausstattungen und Individualisierungsmöglichkeiten sorgten zudem dafür, dass die Kasse bei Opel sich zügig füllte. Einziger Wehrmutstropfen: Im Motorenabteil ging es bis dato weniger modern zu. Altbackene Vierzylinder mit mäßiger Effizienz erinnerten eher an alte Kadett-, als an moderne Adam-Zeiten. Doch die Zeiten ändern sich und Opel schickt zum Modelljahr 2015 einen neuen Dreizylinder ins Rennen.
Weniger ist mehr
Mit 90 PS kommt der mittels eines Abgasturboladers aufgeladene Motor zumindest nominell ausreichend kräftig daher und zielt genau auf die beiden nach wie vor erhältlichen Vierzylinder mit 87 und 100 PS. Allerdings geizt der flotte Dreier mit dem Hubraum. Ganze 999 ccm reichen dem Alumotörchen um die 1,4 Liter Verwandten in Sachen Drehmoment an die Wand zu spielen. Satt derer 130 Nm bietet der neue Motor satte 170 Nm und das bereits bei 1.800 U/min. Gute Vorraussetzungen also, um im immerhin knapp 1.200 Kilogramm schweren Adam für ordentlich Schwung und Fahrspaß zu sorgen, denn an letzterem ließen es die antiken Vierzylinder in der Vergangenheit etwas fehlen. Und tatsächlich: Kurz nach dem Start legt sich der Dreizylinder fröhlich schnatternd ins Zeug. Nach dem Überwinden eines klitzekleinen Turbolochs zieht der Motor munter von unten heraus, dreht ohne Durchhänger hoch und schiebt den Adam zügig aber ohne Hast durch den Verkehr. Opel kombiniert den Motor derzeit ausschließlich mit einem gut schaltbarem Sechsgang-Getriebe und wählte die Gangabstufungen so geschickt, dass die Anschlüsse perfekt passen. Die Charakteristik der Motor/Getriebe-Kombination erlaubt es, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten den vierten oder fünften Gang einzulegen und so kraftstoffsparend unterwegs zu sein. So kommt man im Mittel zwar nicht auf die von Opel genannten 4,5 Liter, doch mit ein wenig Zurückhaltung ist eine Fünf vor dem Komma eigentlich immer drin. Allerdings nicht, wenn es auf der Autobahn schnell voran gehen soll. Der Adam läuft dann zwar mit etwas Anlauf und ein wenig Getöse über 180 km/h, lässt sich dies aber mit deutlich über 8 Litern vergüten.
Ausgereift und solide
Das die Besatzung des Opel sich aber dennoch auf derlei Etappen wohl fühlt, liegt an dem ordentlichen Fahrwerk des Adam. Trotz seines kurzen Radstandes (2,31 Meter) und der relativ flachen Reifen mit ihrem geringen Schluckvermögen, ist der Komfort beachtlich. Nie wippt der Adam unangenehm nach oder hüpft kleinwagenmäßig von Bodenwelle zu Bodenwelle, sondern bietet einen durchaus respektablen Langstreckenkomfort, den man vor wenigen Jahren in dieser Fahrzeugklasse kaum für möglich gehalten hätte. Und auch auf kurvigen Landstraßen geht es mit dem Adam flott voran. GTI-Feeling kommt allerdings nicht auf, dafür umrundet der kleine Opel die Kurven nicht zackig genug. Ein Nachteil, der vor allem auf seine etwas träge Lenkung geht, die aber auf der anderen Seite in jeder Situation ein sicheres Handling gewährleistet und mit einem „City-Mode“ das Einparken in der Stadt zum Kinderspiel macht. Zum angenehmen Fahrerlebnis trägt auch das insgesamt niedrige Geräuschniveau bei, bei dem lediglich die Windgeräusche der beim Testwagen offenbar schlecht eingepassten Fahrertür störten. Der Antrieb bleibt jedenfalls auch bei schneller Fahrt weitestgehend im Hintergrund und belegt, dass man auch mit der krummen Anzahl von Zylindern und dem kleinen Hubraum gut leben kann.
Was ihr wollt
Gut leben lässt es sich beim Adam auch mit dem hohen Grad an Individualisierung. Opel hat es sich bei dem Kleinwagen offenbar zur Aufgabe gemacht, es allen nur denkbaren Kundenschichten recht zu machen und bietet neben vielen sinnvollen Extras auch jede Menge Styling-Tand an, der mitunter ein wenig überflüssig und bei der Zielgruppe anbiedernd wirkt. Denn auch, wenn junge Mädchen auf peppigere Farben stehen, als etwa die Zielgruppe der Hausfrauen, so fragt man sich wirklich, wer einen LED-Sternen-Dachhimmel bestellt oder wer sich wirklich durch das Angebot von 24 unterschiedlichen Alufelgen wühlen will. Dass das Angebot des Adam dennoch positiv auffällt, liegt dann an den vielen sinnvollen Ausstattungsmöglichkeiten. Einen integrierten Fahrradträger namens FlexFix etwa hat die Konkurrenz bis heute nicht im Programm und auch ein heizbares Lenkrad oder das gut durchdachte IntelliLink-System, was in Verbindung mit dem Handy eine optimale Vernetzung ermöglicht, sind Ergänzungen, die in diesem Fahrzeugsegment keineswegs selbstverständlich sind, die man allerdings auch bei Opel nicht umsonst bekommt. Denn, und das ist die Kehrseite der Medaille, der Adam ist mit etwas Ausstattung beileibe kein Sonderangebot. Mit dem getesteten 90 PS-Benziner wird bereits in der einfachsten Ausstattungsversion „Jam“ die 16.000 Euro Schallmauer durchbrochen. Ein paar Extras später fällt dann auch die 18.000 Euro Marke, ohne das man aus der unüberschaubaren Vielfalt der Design-Extras bereits etwas ausgewählt hat. Viel Geld für einen Kleinwagen, doch das ist der 1.0 Liter Adam ja eigentlich auch nicht mehr wirklich.
Fazit
Der Adam ist mit dem neuen Dreizylinder Turbomotor dem Ideal des Allround-Autos ein ganzes Stück näher gekommen. Ausgewogen und sparsam bringt er seine Besatzung durch den Alltag, nicht ohne auch den Fahrspaß zu bieten, an dem es sein Vierzylinder-Vorgänger bisweilen vermissen ließ. Nur billig ist das Opel Vergnügen inzwischen nicht mehr.
Pro
Kultiviert laufender Dreizylinder, guter Fahrkomfort, ordentliche Verarbeitung, hohe Individualisierungsmöglichkeiten.
Contra
Nur durchschnittliche Verbrauchswerte, schüttelige Start-Stopp Einrichtung, keine Fondtüren lieferbar.
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