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Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. August 2013
Der Opel Astra ist zu groß und zu schwer. Das hat ausnahmsweise auch sein Gutes. Sonst hätte es wohl keine solch sehenswerte Cabrioversion gegeben. Opel nennt sie Cascada.

Der Opel Astra hat sich längst davon verabschiedet, dem Klassenprimus VW Golf ernsthaft die Stirn zu bieten. Doch immerhin mit Kombiversion und Cabrio kann man sich gekonnt in Szene setzen. Besonders der offene Opel Cascada gefällt; wird er aufgrund von Namen, Design und Größe nicht direkt mit dem Astra in Verbindung gebracht. Dass das alles andere als ein Nachteil ist, zeigt ein Zufallsstopp an einer Tankstelle im österreichischen Ennstal. "Was ist das denn für einer? Ein Opel?", schleicht der betont sportlich gekleidete Wandervogel um den Cascada herum, "sieht ja schick aus. Ein Insignia?" Nicht ganz; aber fast. Denn der Opel Cascada zeigt sich schon durch seinen Namen betont eigenständig und wird so von vielen Betrachtern nicht nur wegen seiner opulenten Gesamtlänge von 4,70 Metern mindestens eine Klasse höher eingeordnet, wo er an den Basismodellen von Audi A5 Cabrio und BMW 4er Cabrio kratzt.

Während Konkurrenzmodelle wie VW Golf Cabrio und Audi A3 Cabrio auf einer kurzen Schrägheckversion aufsetzen, was elegante Formen weitgehend erfolgreich verhindert, ist der Cascada mit seinem Radstand von 2,70 Metern ein echter Hingucker - offen wie geschlossen. Das Heck wirkt mit der großen Chromspange etwas übertrieben und allzu üppig ausgeformt; aber sonst haben die Opel-Designer hier wieder einmal ein sehenswertes Vehikel auf die bis zu 20 Zoll großen Räder gestellt. Weniger chic als das Äußere präsentiert sich der Innenraum. Hier ist es mit dem Pseudo-Premiumanspruch schneller als erwartet vorbei. Die Sitze sind abgesehen von der zu hohen Sitzposition ordentlich, doch Instrumente und Bedienmodule wirken bereits kurz nach dem Marktstart mächtig in die Jahre gekommen. So gibt es dröge Runduhren und Plastikoberflächen, die auch in der Kompaktklasse - aus der der Cascada eigentlich stammt - viele Wünsche offen lassen. Die Schalterwüste an der Mittelkonsole ist genauso bitter wie das Navigationssystem, das allenfalls Mitte der 90er Jahre noch einen zeitgemäßen Eindruck gemacht hätte.

Besser gefallen kann das Platzangebot, denn im Fond können zumindest Kinder reisen und der Laderaum von 280 Litern bei geöffnetem Dach lässt sich durch Umklappen der getrennt umlegbaren Rückbank auf bis zu 750 Litern erweitern. Mehr muss ein Cabriolet nicht bieten. Gelungen auch die Entscheidung von Opel, den Cascada mit einem vollelektrischen Stoffdach zu bauen, das bis Tempo 50 in etwas mühsamen 17 Sekunden öffnet und schließt. Ähnlich wie beim klassenhöheren Audi A5 wirkt das Cascada-Stoffdach wertiger und edler als vergleichbare Klappdach-Konstruktionen. Noch schicker wäre der Cascada, wenn die Designer das Dach ein Stück früher hätten enden lassen und dem Viersitzer optisch somit mehr Heckklappe geschenkt hätten. Praktisch und sehenswert ist er jedoch trotz Sonnenanbeter-Attribute allemal.

Dabei gaukelt einem der Opel Cascada gar nicht vor, sportliche Kernwerte in sich zu tragen. Er ist ein mehr als komfortabel abgestimmter Cruiser, den man lässig laufen lässt. Enge Kurven oder die flotte Gangart mag er nicht. Allzu schnell wankt die Karosserie und bremst den engagierten Piloten stark untersteuernd ein. In dieser Klasse möchte man lieber mit Hinterradantrieb unterwegs sein oder sich ggf. mit einem Allradler behelfen. Also wieder Fuß vom Gas und die seichten Landstraßenkurven im südlichen Salzburger Land weicher ausfahren. Die Sonne strahlt und mit hoch gefahrenen Scheiben kommt bis Tempo 100 nur ein seichtes Lüftchen in den Innenraum. Wer noch weniger Durchzug will, ordert das 290 Euro teure Windschott. Der nächste Herbst kommt bestimmt.

Der Motor im Opel Cascada 1.6 Turbo dürfte angesichts seiner Dimensionen schwächer nicht sein, denn die über 1,7 Tonnen Leergewicht sind eine Ansage, die sich in fast jedem Fahrbetrieb negativ bemerkbar macht. Denn mit seinen 125 kW / 170 PS und 260 Nm maximalem Drehmoment zwischen 1.650 und 4.250 U/min wirkt der Rüsselsheimer schwerfällig und alles andere als dynamisch motorisiert. Die manuelle Schaltung arbeitet ordentlich, jedoch genauso wenig sportlich ambitioniert wie Lenkung und Fahrwerk. Nervig bleiben bei flotter Gangart die Antriebskräfte, die sich über das griffige Lenkrad an den Piloten übertragen. Als offener Cruiser ist der mit diesem Motor mindestens 28.245 Euro teure Cascada ein ausgewogenes Paket. Der aufgeladene Vierzylinder zeigt sich im normalen Fahrbetrieb betont unaufgeregt. Locker, aber etwas zugeschnürt dreht das neue Triebwerk hoch und beschleunigt den Opel bestenfalls in wenig dynamischen 9,6 Sekunden auf Tempo 100. Der Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h steht dabei ein Normverbrauch von 6,3 Litern gegenüber, der sich im Praxistest nicht annährend realisieren ließ. In der Praxis verbrauchte der Opel Cascada 1.6 Turbo im allerdings bevorzugt offenen Fahrbetrieb 9,3 Liter. Nicht überraschend für einen kleinen Motor in einem großen Auto. Etwas mehr Hubraum und mehr Leistung bietet nur der 195 PS starke Zweiliter-Diesel.

Das Basismodell Opel Cascada Edition sollte man sich mit seinem kargen Ausstattungspaket gar nicht erst anschauen. Dann ist es mit Reisespaß und Eindruck schinden beim Nachbarn schneller als gewünscht vorbei. Bleibt nur die Ausstattungsvariante Cascada Innovation, die beim 1,6er für mindestens 31.845 Euro zumindest Klimaautomatik, Xenonlicht, elektrische Parkbremse, und 18-Zoll-Alufelgen bietet. Fair gepreist, aber trotz 1.300 Euro extra nicht überzeugen kann das Navigationssystem, das ebenso wie Bluetooth-Schnittstelle (ab 300 Euro), Ledersitze (ab 1.550 Euro) und Einparkhilfe (140 Euro) in keinem Cabrio fehlen sollte. Auf den Herbst kann man sich schon einmal freuen. Denn auch hier macht der Cascada einen sonnigen Eindruck.

Quelle: Autoplenum, 2013-08-03

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