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Testbericht

Stefan Grundhoff, 26. Januar 2016
Der Opel GT war der Traum einer ganzen Automobilgeneration. Die weiblichen Formen, der sportliche Auftritt und die Klappscheinwerfer haben ihm bis heute seinen Kultstatus gesichert.

Opel warb in den 70er Jahren provokant mit dem Titel "nur fliegen ist schöner" und erntete von der Fachpresse nichts als Applaus. So sportlich, so elegant, so schön und dann noch aus dem Hause Opel - das hatte man bis dato noch nicht erlebt. Als auf der Internationalen Automobilausstellung im Jahre 1965 erstmals eine Studie mit der Bezeichnung "Opel GT-Experimental" gezeigt wurde, ahnte kaum jemand, dass der coole Zweisitzer mit der schlanken Taille ein paar Jahre später über deutsche Autobahnen und amerikanische Highways donnern würde.

Der von 1968 bis 1973 gebaute Opel GT ist bis heute so herrlich unvernünftig und sein legendäres Bottle-Shape-Design in Anlehnung an das schwarze US-Getränk veranlasst Designer bis heute zu endlosen Schwärm-Orgien. Auch wenn der Ford Capri seine Fans hatte und der Porsche 911 als Meilenstein in der Automobilgeschichte gelobt wurde, stand der Opel GT markenübergreifend außerhalb jeder Diskussion. Daran änderte auch wenig, dass er auf einen Kofferraum komplett verzichtete und das Platzangebot alles andere als ein Zeichen sinnvoller Raumausnutzung war. Der Opel GT war ein Traumwagen für viele und die europäische Antwort auf den amerikanischen Supersportler Corvette, von dessen Designteam er ebenfalls stammte.

Wie gut der Opel GT auch nach heutigen Maßstäben noch unterwegs ist, merkt man nach ein paar Kilometern auf der Landstraße. Der orangefarbene Proband mit schwarzen Cordsitzen und einer undurchsichtigen Schalterbatterie in der Mittelkonsole hat gerade einmal 8.000 Kilometer gelaufen. Sein Fahrverhalten ist ein wahrer Traum. Damals baute Opel noch Sportwagen, die ihren Namen verdienten. Sexy Blechkleid, gute Gewichtsverteilung, Motor vorn und Antrieb hinten - das hatte es lange Jahre nicht mehr gegeben. Bis der neue Opel GT als US-Derivat von Saturn und Pontiac in diesem Sommer über den Atlantik auch nach Deutschland kam.

Wer alt und neu vergleicht, wird nur im Retro-GT seine Stunden verbringen wollen. Die Lenkung ist direkt, das Steuer spindeldürr und die Bremsen packen kraftvoll zu - alles Technik vom alten Opel Kadett. Denn so scharf der GT auch aussieht - unter dem blechernen Designerdress gibt es solide Massentechnik. Auf Lenkhilfe oder ABS braucht man nicht zu hoffen. Wer einen Opel GT fährt, der bewegt den Traumsportler einer ganzen Generation bis zum gefährlichen Grenzbereich. Das wird auch bei der Rundfahrt im Rhein-Main-Gebiet deutlich. Teenager glotzen, Azubis vor der Berufsschule fallen die Augen aus dem Kopf und gerade hat zum x-ten Mal ein Mittsechziger den Daumen hochgereckt. Der Opel GT scheint keine Feinde zu haben. Aus einer Mercedes M-Klasse und einem bis zur Unkenntlichkeit getunten Honda S2000 werden einem beim Ampelstopp nahe Rüsselsheim anerkennende Blicke herübergeworfen. Neid scheint es nicht zu geben.

Die Aufmerksamkeit für den Fahrer eines Opel GT muss Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre ähnlich groß gewesen sein. Wer etwas auf sich hielt, kaufte sich den GT 1900. 66 kW / 90 PS stark und Dank eines Leergewichts von rund 950 Kilogramm knapp 190 km/h schnell, kannte der Fahrspaß in der ausgewiesenen Heckschleuder kaum ernsthafte Grenzen. Allein die vier weit gefächerten Gänge sind der Grund dafür, dass der Spurt 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden alles andere als atemberaubend von statten geht. Der karge 50-Liter-Tank zeigte dem GT-Fahrer schnell das Ergebnis seines Tatendrangs. Als Hochdruck-Einspritzung, variable Ventilverstellung oder ein regeneratives Bremssystem noch einem Science-Fiction-Roman entstammten, verbrauchte man gut und gerne 12 bis 14 Liter Super auf 100 Kilometer. Dass der edle Kraftstoff seinerzeit nur ein paar Groschen kostete, machte das ganze erträglicher. Immer wieder ein Hingucker ist das Ausfahren der Klappscheinwerfer, die über einen großen Nebel am Mitteltunnel an die Karosserieoberfläche gepresst werden.

Ein Blick unter die lange Motorhaube zeigt, dass hier auch andere Triebwerke als der alte Rekord-Motor Platz finden würden. Zahlreiche Bastler haben in den letzten 30 Jahren ihre GTs mit moderneren Kadett-, Astra- und Omega-Motoren sowie Leistungen von weit über 200 PS aufgebohrt. Puristen belassen es jedoch bei den mehr als ausreichenden 90 Pferden und 152 Nm Drehmoment. Für Sparfüchse gab es bereits Ende der 60er Jahre einem müden GT 1100 mit kargen 60 PS und wenig Fahrspaß. Er wog zwar nochmals rund 100 Kilogramm weniger, war in Sachen Fahrspaß aber nur etwas für automobile Klosterbrüder. Das Sparbrötchen wurde im Jahre 1970 vom ebenfalls 90 PS starken GT-J ersetzt. Der war mit seiner Junior-Ausstattung ebenfalls deutlich günstiger als der normale GT, bot aber Dank 90 PS denselben Fahrspaß. Im Jahr 1971 ging vom Opel GT eine ungewöhnliche Version auf Rekordfahrt. Von einem Elektromotor angetrieben schaffte er 188 km/h; musste seine geplante 100-km-Rekordfahrt jedoch nach 44 Kilometern abbrechen - die Akkus waren leer. Mehr als 30 Jahre nach dem Opel GT-E kommt Elektromodulen gerade im Hause GM wieder eine verstärkte Bedeutung zu.

Die Erfolgsgeschichte des Opel GT endete jäh im Jahre 1973. Trotz anhaltend guter Verkaufszahlen in Deutschland und besonders in den USA wurde die Produktion eingestellt. Als Gründe hierfür werden die deutlich verschärften Sicherheitsvorschriften in den USA angeführt. Weshalb Opel nie wieder einen ähnlichen Sportwagen oder einen echten Nachfolger kreierte, ist bis heute ungeklärt. Der Opel GT, der auf dem amerikanischen Pontiac Solstice basierte, floppte ebenso wie der Opel Speedster ein paar Jahre zuvor. Der neue Opel GT, dessen Konzeptstudie ihre Premiere auf dem Genfer Salon Anfang März feiert, dürfte als Serienversion kaum unter 30.000 Euro kosten. In den 60er Jahren ging es bei 10.000 D-Mark los Wer nach wie vor von einem echten Opel GT träumt - auf dem Gebrauchtwagenmarkt zahlt man für unverbastelte Modelle zwischen 10.000 und 25.000 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2016-01-26

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