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Autoplenum, 2010-06-08

Opel spielt Audi - Bayrische Träume

Testbericht

Stefan Grundhoff

Es wird Zeit, dass Opel wieder einmal für positive Schlagzeilen sorgt. Der
Insignia hat prächtig eingeschlagen, doch der Astra konnte
erwartungsgemäß nicht am Überflieger Golf kratzen. In den nächsten
Jahren haben die Rüsselsheimer viel vor. Audi dürfte das große Vorbild
sein.

Denn Volkswagen mussten die Rüsselsheimer mittlerweile chancenlos
ziehen lassen. Die Wolfsburger haben sich durch die Zukäufe von Firmen
wie Skoda, Lamborghini, Bugatti, Bentley, Seat oder Porsche längst zum
übermächtigen Massenhersteller gemausert, der mit seinem
Markenportfolio in nahezu jeder Liga antritt. Bei General Motors und Opel
gingen die Entwicklungen bekanntlich in die völlig andere Richtung. Beide
Firmen sind aus dem gröbsten nach wie vor nicht raus. Opel bettelt nach
wie vor um Staatsbürgschaften, damit neue Projekte auf die Rampe
geschoben werden können und General Motors irrt überwiegend
orientierungslos auf seinem Heimatmarkt umher.

Der nächste Hoffnungsträger auf dem deutschen Markt ist der Astra
Kombi, mit dem Opel zumindest in der Klasse der Kompaktklasse-Kombis
an die Spitze fahren will. Die dreitürige Version des Astra soll 2011
ebenfalls folgen; die Zukunft des viersitzigen Cabriolets steht dagegen
nach wie vor in den Sternen. Um ihn zu entwickeln, müsste frisches Geld
aus Detroit oder des deutschen Staates Hand fließen. Die Strategie für
den neuen Opel-Konzern hat noch der mittlerweile zu Tata abgewanderte
GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster für die nächsten Jahre festgezurrt. Mit
müdem Einlerlei allein hat Opel in Europa keinerlei Zukunft. Man muss
breit aufgestellt sein, jedoch Schärfen und Spitzen im Portfolio nicht
überschminken. Audi, einstiger Volumenhersteller ohne jegliche
Premiumansprüche hat mehr als 20 Jahre lang vorgemacht, wie es richtig
geht.

Natürlich hat Opel nicht vor, ins Premiumsegment abzudriften. Aber viele
Ideen der aus Wolfsburg geleiteten Ingolstädter ständen auch den
Rüsselsheimern gut zu Gesicht. Ein viersitziges Cabriolet auf Astra-Basis
ist dabei unverzichtbar, wie man aus Opel-Kreisen hört. Wirtschaftliche
Erfolge sind das eine; vielmehr ginge es dabei um die dringend benötigte
Imagebildung. Hier hat Opel in den letzten Jahren viel zu wenig getan. Die
Gründe für die Schlafmützigkeit lagen anders als oft dargestellt nicht allein
in Detroit und Zürich bei der wenig geliebten GM-Mutter. Gerade bei Opel
in Rüsselsheim wurde viel falsch gemacht und sich hinter den Fehlern der
übermächtigen Leitung aus den USA versteckt. Doch man scheint
verstanden zu haben. Heute dürfte es nicht mehr passieren, einen alles
andere als überzeugenden SUV wie den Antara ins umkämpfte Segment
der Mittelklasse-SUV zu schicken.

Der Antara kam nicht nur spät, sondern hatte als lieblos eingekauftes
Korea-Modell auch keine Chance gegen BMW X3, Mercedes GLK, VW
Tiguan und Ford Kuga. Noch ist nicht entschieden, wie es mit dem Antara
weitergehen soll. Eine dünne Modellpflege, die Ende 2010 auf die Kunden
zusteuert, dürfte kaum eine Verbesserung der Nachfrage bringen. So
sollte Opel um die zeitnahe Einführung eines eigenen Opel-SUV kaum
herumkommen. Kaum zu glauben, dass die Rüsselsheimer mit dem
rustikalen Opel Frontera einmal Marktführer in dem Segment waren.
Lang, lang ist es her.

Der Blick Richtung Audi drängt sich auch bei den Antriebskonzepten auf.
Opel arbeitet nicht auf Gedeih’ und Verderb’ an Hybridversionen für seine
verschiedenen Modellvarianten. Hier soll ähnlich wie die etron-Strategie
im Hause Audi erst einmal der Imagebringer Ampera platziert werden. An
Geld verdienen ist damit nicht zu denken. Aber der Opel Ampera, der nur
ein optisch leicht modifizierter Chevrolet Volt ist, lenkt die
Aufmerksamkeit in Sachen Nachhaltigkeit auf sich und spielt die Karte des
käuflichen Ökomobils.

Endlich haben die Opel-Verantwortlichen auch erkannt, dass mit den
lange Jahre heiß geliebten Frontantrieben allein kein Staat zu machen
ist. Audi machte aus der fahrdynamischen Schwäche des Frontantriebs
mit den Quattro-Modellen fahrdynamisch und imagemäßig eine Tugend.
Auch Opel hat die Zeichen der Zeit erkannt und brachte den Insignia
nicht nur in den Topversionen mit Allradantrieb. Auch volumenstarke
Diesel wie der 160 PS starke 2.0 CDTi sind mittlerweile mit 4x4-Technik
zu bekommen. Auch der Opel Astra soll es VW Golf und Audi A3
nachmachen und bald mit Allradantrieb zu bekommen sein. Mit dem
Allradantrieb allein ist es längst nicht getan. Doppelkupplungs-Getriebe
und Start-Stopp-Technik sind bei Opel ebenfalls in der Endphase der
Erprobung. In Sachen Spritspartechnologien setzt Opel seit zwei Jahren
verstärkt auf seine Ecoflex-Modelle. Doch gerade denen war
vorgeworfen worden, dass sie im Gegensatz zu Fahrzeugen der
Konkurrenz keine Start-Stopp-Automatik haben, die den Verbrauch im
Cityverkehr deutlich reduzieren kann. Nach dem Pariser Salon Ende
Oktober will Opel die Spritspar-Technologie zunächst beim neuen Opel
einführen. Innerhalb der Monate danach sollen jedoch auch Astra und
Insignia sowie alle Volumenmodelle die neuen Start-Stopp-Systeme
kommen.

Noch ein bisschen warten müssen die Opel-Fans jedoch auf die neue
Getriebe-Generation, mit der auch die Doppelkupplungs-Getriebe Einzug
in die Rüsselsheimer Palette halten. Während viele andere Hersteller die
Doppelkupplungs-Getriebe gerade bei Fahrzeugen bis 2,5 Liter Hubraum
längst im Portfolio haben, wurde diese Technik bei Fahrzeugen wie dem
neuen Opel Meriva, dem jungen Astra oder der Insignia-Generation
ausgespart. Aus Unternehmenskreisen verlautet, dass hier bald die
Entscheidung zwischen zwei Varianten fallen werde; die erste ist eine
eigene Entwicklung; die andere stammt von einem Zulieferer.

Audi geht mit dem neuen A1 ab Sommer in eine neue Einstiegsklasse für
die Marke. Auch Opel will unterhalb von Corsa und Agila neue, für die
Marke wertvolle Kunden gewinnen. Den neue Einstieg zur Marke mit dem
Blitz soll der Junior bilden; klein und knuffig; preiswert und chic. Alles
andere als Premium, aber eben wie bei Audi eine Ausweitung der
Modellpalette nach unten. Bleibt die Frage, ob der Opel-Kunde wie bis
hinein in die 80er Jahre mittelfristig kein Modell über dem Insignia
erwartet. Von Opel-Seite wird dies nachhaltig bestritten und ein liebloser
Rüsselsheimer Phaeton würde fraglos in einem Debakel enden. Doch die
Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass Opel ein Projekt oberhalb des
starken Insignia bis dato nicht völlig aufgegeben hat. Design und Technik
wären vorhanden. Zusammen mit dem GM-Konzern dürfte durchaus eine
große Lösung zwischen den Kontinenten möglich sein. Es muss ja kein
neuer Audi A8 sein.

Quelle: Autoplenum, 2010-06-08
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