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Testbericht

24. Oktober 2016
München, 25. Oktober 2016
Zugegeben, es gibt wahrscheinlich sinnvollere Fahrzeuge für den Sommerurlaub auf dem Campingplatz. Einen VW California vielleicht. Oder einen weißen Fiat Ducato mit Alkovenaufbau. Warum wir aber gerade mit einem BMW i8 zum Zelten fahren wollten? Ganz ehrlich? Weil uns dieses Auto seit seiner Markteinführung vor gut zwei Jahren immer noch schlichtweg begeistert. Was wir auf der Reise durch Ostdeutschland und Polen mit ihm erlebt haben? Steigen Sie ein und kommen Sie mit ...

Die Mischung machts
Der BMW i8 also. Ein Plug-in-Hybrid-Sportwagen, der die Fähigkeit hat, selbst verbissene Auto-Antipathisanten wieder für das Automobil an sich zu begeistern. Wie er das macht? Mit der Mischung aus Hightech-Produkt und dem Design eines Konzeptfahrzeugs. Er ist einfach zu spannend, um wegzusehen. Und selbst technikverweigernde, sparsame und vernünftige Menschen sind nach ein paar Minuten von dieser carbonhaltigen Zeitkapsel aus der Zukunft begeistert. Das viele Hartplastik im Cockpit übersieht man einfach.

Gar nicht mal so unpraktisch
Da stehen wir also vor dem DMC DeLorean des 21. Jahrhunderts und es interessieren aber plötzlich viel rudimentärere Fragen. Fragen wie: "Wie zur Hölle soll all dieser Campingkram (Klamotten für eine Woche, ein Zelt, eine Kochkiste, Schlafsachen, zwei Stühle und all die sinnvolle und weniger sinnvolle Survivalausrüstung für die Wildnis) in den winzigen Kofferraum unter der Glasheckscheibe passen?" Die Antwort? "Gar nicht!" Aber zum Glück ist der i8 ein Viersitzer. Und weil wir sowieso nur zu zweit unterwegs sein werden und wir möglicherweise klaustrophobischen Anhaltern den winzigen Fond sowieso ersparen wollen, findet alles doch noch seinen Platz.

Komfortabel auf Reisen, angenehm im Verbrauch

Abfahrt. Unsere geplante Strecke hat eine Länge von gut 3.000 Kilometer. Die ersten 900 davon wollen wir an einem Tag niederreißen. Von München nach Rügen. Was wir also brauchen, ist Komfort. Den liefert der i8. Was wir uns dazu wünschen, sind Sportwagen-Fahrleistungen und ein niedriger Verbrauch. Ja, und so perfekt und rasant das Zusammenspiel aus E-Motor und Verbrenner auch funktionieren mag (die 362 PS fühlen sich wie deutlich mehr Pferde an), auf der Langstrecke macht ein Plug-in-Hybrid leider etwas weniger Sinn. Wir nutzen die Pausen an der Autobahn trotzdem, um die 7,1-kWh-Lithium-Ionen-Akkus mit einer nutzbaren Kapazität von 5,2 kWh nachzuladen. Freie Schnellladesäulen (die sogar noch kostenlos sind) gibt es nämlich mittlerweile ausreichend. So landen wir am Ende der Reise bei einem akzeptablen Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter Super Plus.

Argwohn und Neid? Fehlanzeige!
Dem Pilzsammler, unseren schwedischen Zelt-Nachbarn und dem alten Herren auf dem Supermarktparkplatz sind diese Konzept-Probleme übrigens egal. Meist lautet die erste Frage: "Wie weit kommt ihr mit dem Wagen elektrisch?" Wir antworten "theoretisch 37 Kilometer", wissen aber, dass praktisch selbst die 30-Kilometer-Marke eher schwierig ist. Die zweite Frage der interessierten Passanten? "Was kostet der?" Wenn sie dann "130.000 Euro" hören, sind viele erst einmal erschrocken. Aber Argwohn oder Neid begegnet uns als Teilzeit-i8-Fahrer trotzdem nie. Und zwar selbst dann nicht, wenn wir in einer Gegend unterwegs sind, in der man vor knapp 30 Jahren noch eine gefühlte Ewigkeit auf einen neuen Trabant 601 warten musste. Oder wo man für den Basis-Neupreis auch ein ganzes Dorf kaufen könnte.

Wenn Sie Aufmerksamkeit wünschen ...
Apropos Dorf: Mit den felsbrockenähnlichen Pflasterstein-Pisten, die man im Osten auch als Ortsdurchfahrten bezeichnet, kommt die Carbon-Flunder mit Komfort-Fahrwerk bestens zurecht. Und auch die geringe Bodenfreiheit macht bei den eher grobschlächtigen Bremsschwellen keine Probleme. Trotzdem fahren wir innerorts meist etwas langsamer als die erlaubten 50 km/h, damit die auf zwei Beinen am Straßenverkehr teilnehmenden Menschen auch Mal einen Blick riskieren können. Es wird fotografiert, gewunken oder mit dem Finger gezeigt. Manche heben anerkennend den Daumen und eine polnische Oma irgendwo zwischen Stettin und Stargard schaut uns an, als würden wir das Papa-Mobil pilotieren und im gläsernen Heckaufbau hätte der wiederauferstandene Karol Józef Wojtyla Platz genommen. Nackt.
 
Der Messias, der nicht die Welt retten kann
So kamen wir zu unserer Erleuchtung: Denn auch wenn BMW mit diesem zukunftsweisenden Plug-in-Hybrid-Wagen nicht die Welt retten wird, wird er nicht nur von der naturverbundenen Campinggemeinde als ein solcher Messias gefeiert und akzeptiert. Der i8 schafft nämlich bei allen Gesellschaftsschichten ein positives Bewusstsein für alternative Antriebe und so ist er trotz Flügeltüren der aktuell bodenständigste und vernünftigste Sportwagen ... der sogar in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen kann. Würden wir also wieder mit einem i8 zum Zelten fahren? Wahrscheinlich schon, denn für 12,40 Euro bekommt man nicht nur eine Übernachtung für zwei Personen und einen Stellplatz für Auto und Zelt, sondern auch noch Inklusiv-Strom für die Akkus. Jedenfalls in Dźwirzyno bei Biala Mewa Camping.
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Anzahl Gänge:6 (am Verbrenner) / 2 (am E-Motor)
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Reihen-Turbobenziner + E-Motor
Hubraum:1.499
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:3
Preis
Neupreis: 130.000 € (Stand: Oktober 2016)
Fazit
Ein so futuristisches Design und eine so ausgeklügelte wie ausgewogene Antriebstechnik gibt es bei anderen Sportwagen auch über zwei Jahre nach der Markteinführung des BMW i8 noch nicht. Das Auto ist zwar keine kompromisslose Fahrmaschine, aber die Mischung aus Leistung und Verbrauch macht den Unterschied zur Konkurrenz. Ob wir hier die Zukunft des Sportwagens sehen, wird sich zeigen. Nur eines dürfte sicher sein: In 30 Jahren werden wir ähnlich behämmerte Sammler-Preise für einen guten i8 zahlen wie heute für einen BMW M1.+ außergewöhnliches Design, gutes Antriebskonzept, geringer Verbrauch, viel Komfort, sportliche Fahrleistungen- wenig Assistenten, viel Hartplastik, hoher Preis
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2016-10-24

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