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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 11. März 2014
Der amerikanische Hersteller Fountain Valley Bodyworks baut das schnellste Amphibienvehikel der Welt. Ein bewusstseinänderndes Fahrerlebnis.

Jeeps machen ja einiges mit. Aber wenn der Fluss zu tief ist, müssen auch die amerikanischen Vorzeige-Kraxler die Räder strecken. Doch die USA wären nicht die USA, wenn es nicht ein abgefahrenes Vehikel gäbe, das beide Disziplinen beherrscht - das Kraxeln und das Schwimmen. In Kalifornien in Irvine, nahe Los Angeles schrauben, kleben und tüfteln insgesamt zehn Mitarbeiter an den abgefahrenen Amphibienfahrzeugen. Die schmucklosen Hallen sind entsprechen kaum einer Hightech-Manufaktur teutonischer Autobauer. Kein Wunder, denn der Weg zum Wasser-Auto war steinig. Die Ingenieure agierten nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip und bastelten 100 Konzepte zusammen. Nicht jedes brachte den gewünschten Erfolg. Oft stand der Verbrennungsmotor unter Wasser. "Wir haben viel Lehrgeld bezahlt. Eines der größten Probleme war, die Autos wasserdicht zu bekommen. Aber wir haben bisher noch keinen Prototypen verloren", erklärt Fred Selby stolz, der zusammen mit Dave March die Amphibienfahrzeuge baut und vertreibt.

Alle möglichen Kombinationen wurden probiert, gewogen und größtenteils für zu leicht befunden. Dabei musste auch die Luftkühlung beim Fahren auf normalen Straßen per Wärmetauscher gewährleistet sein. Dass die Vehikel so aussehen, wie ein Jeep CJ7 liegt daran, dass der amerikanischste aller Geländewagen "Robustheit ausstrahlt". Sagt zumindest Selby. Immerhin kostet eines der Vehikel 135.000 US-Dollar, also knapp 100.000 Euro. Keine Peanuts.

In den Flachdach-Gebäuden geht es Westküsten-mäßig entspannt zu. Ruhig bearbeiten die Spezialisten die Fieberglas-Rümpfe. Vom Rahmen bis zum Kiel machen die Männer um Dave March und Fred Selby alles selbst. Nur der Motor ist ein Honda V6 mit 3,7 Liter Hubraum, der per Verteilergetriebe 305 PS auf die Räder und das Jetgetriebe hämmert, wird zugekauft. Da das Triebwerk auf der Hinterachse liegt, gibt es auch in Sanddünen genug Traktion. "Man darf nur nicht vom Gas gehen", sagt Fred Selby und zeigt, zur Bestätigung, ein Video, wie ein Panther Watercar durch Sandhügel pflügt, als gäbe es kein Morgen mehr.

Fred und Dave haben den Laden voll im Griff. Während der gedrungene Fred eher der typische amerikanische Manager ist, ist Dave die charismatische Gallionsfigur. Dave March hat viel riskiert, um seinen Traum der Highwaytauglichen Amphibienfahrzeuge wahr werden zu lassen. Er verkaufte sogar seine Autowerkstatt, um die Wasser-Fahrzeuge zu bauen. "Wir machen das, weil es uns Spaß macht", sagt der großgewachsene Eigentümer, Mit seinem Grunge Bart, seinem blonden halblangen Haar sieht er aus, wie eine Mischung aus Virgin Milliardär Richard Brenston und George Amstrong Custer, der seine Einheit in die Schlacht am Little Big Horn führte.

Anders als der US-Kavallerie-Offizier gehen Dave und Fred kein Risiko ein. Das Unternehmen steht auf gesunden Füßen. "Wir haben keine Schulden und bauen nur so viele Autos, wie der Markt verlangt", umschreibt Fred die Geschäftsstrategie. Auf die Frage, ob die US-Army an den Amphibien-Projekt interessiert war, antwortet Fred: "Ja, aber wir wollten sie nicht mit reinnehmen, da die Armee einen überrollt", und schaut dabei alles andere als unglücklich drein. Die Bestellungen laufen bereits. Noch sind es weniger als 100. Die Hälfte der Autos bleibt in den USA, der Rest geht in den Mittleren Osten, Russland, China und auch Deutschland. Das erste Exemplar wird in den nächsten Monaten ausgeliefert. Der Kunde will, dass das Auto seinem Bentley ähnelt. Also werden das Cockpit und die Karosserie entsprechend geformt. Ob Bentley oder nicht. Den Panther-Watercar zu bewegen, ist ein bewusstseinänderndes Erlebnis.

Das geht schon bei der Fahrt zum Strand los. Anhänger? Fehlanzeige. Mit maximal 120 km/h flitzt der Amphibien-Jeep über den Asphalt. Klappt man die Windschutzscheibe nach vorne, kommt in der kalifornischen Sonne echtes Westcoast-Feeling auf. Wenn es Richtung Strand und danach ins Wasser geht, sind ein paar einfach Regeln zu beachten. Das Auto muss so gut es geht im Rechten Winkel angestellt werden. Dann Gas geben und Freude habe. Die Umwandlung vom Asphalt-Flitzer zum pfeilschnellen Boot würde auch Ober-Transformer-Roboter Optimus Prime zur Ehre gereichen. Auch der James Bond, Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät könnte in diesem vielseitigen Flitzer den Schurken entkommen.

Sobald man im blauen Nass schaukelt, werden die Räder per Knopfdruck hydraulisch in wenigen Sekunden hochgefahren und danach mit einem Hebel der Jetantrieb abgesenkt. Sobald dieser mit einem weiteren Knopfdruck gestartet ist, kann der rasante Wellentanz beginnen. Gesteuert wird mit dem Lenkrad und geschalten wird, wie beim Auto per Handschaltung. Das knapp 1,4 Tonnen schwere Vehikel geht ab wie die berühmte Schmidt\\\'s Katze. Drückt man das Gaspedal aufs Blech, brettert das Amphibienfahrzeug 80 km/h über die Wellen und lässt dabei größere Boote alt aussehen. Kurven machen richtig Spaß. Das Auto anstellen, voll aufs Gas und schon driftet der Panther mit Karacho um die Ecke, dass einem Hören und sehen vergeht. Will man wieder festen Boden unter den Reifen haben, wird das Zu-Wasserlassen-Prozedere einfach umgedreht: Kurz bevor man an Land fährt, lässt man die Reifen nach unten. Kurz treiben Räder und Jet das Fahrzeug an, dann klappt man den Jetantrieb nach oben und rollt ins Trockene. So einfach und abgefahren im positiven Sinne kann die Symbiose aus zwei Welten sein.

Quelle: Autoplenum, 2014-03-11

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