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Testbericht

Stefan Grundhoff, 22. Oktober 2018

Peugeot hat eine eindrucksvolle Limousinenhistorie - und diese in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt. Nachdem die Franzosen ihre große 6er-Modellreihe gestrichen haben, soll es jetzt der 508 richten.

Erst einmal sieht der Peugeot 508 klasse aus. Scharfe Formen, eine extrem flache Dachlinie und gelungene Proportionen - sie können es also noch. Endlich einmal keinen der unzähligen Kleinwagen und auch keiner der namenlosen Crossover, die man auf der Straße kaum noch einem Hersteller zuordnen kann. Dieser 508 ist fraglos ein Peugeot und ein sehr schicker dazu. Dabei spielt der Franzose gekonnt mit Coupégenen und lässt einen daher wie beim VW Arteon oder dem BMW 4er Gran Coupé von einer Klasse höher träumen. Trotzdem ist er mit seinen 4,75 Meter ein klares Mittelklassemodell, was insbesondere im Innenraum schnell deutlich wird. Auch hier präsentiert sich der Viertürer mit der großen elektrischen Heckklappe schick und edel; aber alles andere als üppig dimensioniert. Vorne sitzt es sich dabei selbst für groß gewachsene Personen noch angenehm. Die Zeiten einer allzu hohen Sitzposition bei PSA scheinen Vergangenheit und die belederten Sitze geben ordentlichen Seitenhalt. So gut das große Multifunktionsdisplay in der Mitte der Armaturentafel positioniert ist, so wenig überzeugend bleibt das hausintern entwickelte i-Cockpit mit dem sehr tief liegenden, allzu kleinen Lederlenkrad und den darüberliegenden Instrumenten, die je nach Themenzuordnung zudem recht unübersichtlich sind.

Dabei hapert es nach Jahren des Darbens nicht am Thema Hightech. Der Peugeot bietet eine Reihe praktischer Assistenzsysteme, vorne wie hinten zeitgemäßes LED-Licht und eine solide Navigation ans Ziel seiner Träume. Ob man in Zeiten lichtstarker Hochleistungsscheinwerfer einen Nachtsichtassistenten benötigt, kann dahingestellt bleiben; zumindest ist ein solcher erstmals in einem PSA-Modell verfügbar. Mit einer Sichtweite von bis zu 250 Metern allemal eine Hilfe auf leeren Landstraßen ohne entsprechende Beleuchtung. An die Bedienung des 508 gewöhnt man sich nach kurzer Zeit, auch wenn die Mittelkonsole mit ihrem allzu breiten Mitteltunnel zu opulent inszeniert worden ist. Auch wenn der Peugeot 508 im Vergleich zu seinem Vorgänger um acht Zentimeter kürzer geworden ist, ließe es sich auch im Fond noch ordentlich sitzen, wenn die ebenso niedrige wie schicke Dachlinie dem nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde. Erwachsene mit 1,80 Meter können hier kaum bequem sitzen und das sollte in einem Mittelklassemodell durchaus möglich sein. Dabei ist der Gepäckraum des 508ers etwas größer als der des Vorgängers und bietet gute 487 Liter, die sich durch Umklappen der Rückbank auf bis zu 1.537 Liter erweitern lassen. Auf Knopfdruck oder Fußkick öffnet oder schließt sich das Hecktor.

Was jedoch nicht zum schicken Coupédesign des Peugeot 508 passt, ist das Motorenangebot. Wird man bei den Dieselversionen bis zum 177-PS-Modell noch zufriedenstellend fündig, sieht das bei den Benziner durchaus anders aus. Bei 1,6 Litern Hubraum ist unter der flachen Motorhaube Schluss mit lustig. Auf dem Papier leistet das mindestens 45.600 Euro teure GT-Sportmodell des Puretech 225 dabei auf den ersten Blick eindrucksvolle 165 kW / 225 PS, die sich auch im Vergleich zur Konkurrenz allemal sehen lassen können. Doch im flotten Fahrbetrieb stößt das aufgeladene 1,6-Liter-Triebwerk schnell an seine Grenzen. 160 oder vielleicht 180 PS würde man dem Vierzylinder noch zutrauen und selbst hier könnte man den dünnen Hubraum nicht überspielen. Doch 225 PS nimmt man dem Franzosen in keinem Fall ab. Da kann sich die ordentliche Achtgang-Automatik mit ihren schnellen Gangwechseln oder der Pilot mit den Schaltpaddeln am Lenkrad noch so mühen; sportlich bleibt beim Peugeot 508 GT nur das Aussehen und der angestrengte Klang des Motors passt zum müden Fahrgefühl. Dabei liegt die Höchstgeschwindigkeit bei für einen Franzosen untypischen 250 km/h und auch die Beschleunigung 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als sieben Sekunden geht in Ordnung. Doch wer dem Viertürer ambitionierte Fahrleistungen abverlangt, spürt schnell, dass das 1,6-Liter-Triebwerk an seiner Grenze arbeitet und drückt den in Aussicht gestellten Normverbrauch von 7,3 Litern Super (131 g CO2 / km) deutlich Richtung Zehn-Liter-Marke.

Besser, man lässt es daher etwas gemächlicher angehen und dafür sollte auch die kleinere Version mit 180 PS reichen oder man steigt in den drehmomentstarken 2.0 HDI mit 177 PS (ab 46.450 Euro). Zu dem wenig dynamischen Anspruch des 1,5 Tonnen schweren Fronttrieblers passt die betont komfortable Fahrwerksabstimmung und die sehr leichtgängige Lenkung. Was in dieser Klasse jedoch längst etabliert ist, bleibt ein optionaler Allradantrieb, der selbst bei den Topversionen des Peugeot 508 nicht zu bekommen ist. Wie schon die 3008 / 5008 basiert auch der 508er auf der variablen EMP2-Plattform mit McPherson-Federbeinen vorn und Multi-Link-Architektur an der Hinterachse. Macht eben alles einen guten Eindruck, solange man den Peugeot 508 GT Puretech 225 nicht fordert. So kann man sich auch die verstellbaren Dämpfer sparen, die ohnehin nur für die Topversionen im Programm sind. Wer sich in die schicke Coupélimousine verliebt hat, kommt daher um den zwei Liter großen Diesel kaum herum.

Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Getriebe:Achtgangautomatik
Motor Bauart:Vierzylinder Turbo
Hubraum:1598
Leistung:165 kW (225 PS) bei UPM
Preis
Neupreis: 45600 € (Stand: 2018-10-22)
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-10-22

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